Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
Dieses Geräusch lenkt meine Augen auf ihre Füße. Sie stecken in schwarzen Halbschuhen und schwarzen Strümpfen und sehen ganz außerordentlich melancholisch aus. Erstaunlich, wie konsequent ihre Verwandlungen auch in die Details gehen.
    »So«, sage ich schließlich, »du willst also Pfarrer werden.«
    »Ja. Sie sollten mich mal predigen hören. Ich predige immer zu Hause. Soll ich vielleicht morgen mal zu Ihnen kommen und predigen? Sie können mir sicher sagen, was ich noch besser machen kann.«
    »Hm — gelegentlich. Weißt du, Kind, augenblicklich habe ich allerhand um den Kopf. Aber — was mich interessiert, gibt es denn weibliche Pfarrer? Ich hab’ noch nie was davon gehört.«
    »Doch, es gibt einige. Besonders in Amerika und Kanada.« Es ist etwas von dem Feuer des Testpiloten in ihrem Blick, als sie hinzufügt: »Und auch wenn es keine gäbe, dann würde ich eben der erste sein! Warum sollt nur ihr Männer predigen?«
    »Ich finde, die meisten Predigten werden von Frauen gehalten, besonders von Ehefrauen.«
    Sie lacht und sieht direkt wieder ein bißchen hübsch aus: »Ach, mit Ihnen kann man ja nicht reden, Colonel, Sie sind genau wie mein Vater.«
    »Was sagt denn der, wenn du ihm eine Predigt hältst?«
    »Er versucht auszurücken, aber ich lasse ihn nicht. Es tut ihm gut, und außerdem ist es eine gerechte Strafe für ihn.«
    »Gerechte Strafe — wofür?«
    »Dafür, daß er sich so sehr einen Jungen gewünscht hat. Jetzt bin ich zwar ein Mädel geworden, aber doch ein Junge. Mir macht nur Spaß, was Männern Spaß macht. Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn ich so wäre wie Luzie, die ist wenigstens wirklich ein Weib mit allem Drum und Dran.« Ich spüre ihren Arm an meinem: »Was denken Sie, Colonel?«
    »Ich dachte gerade, ob wohl mal ein Mann kommt, der dir diese Flausen austreibt?«
    »Dazu ist es zu spät!«
    Ich bleibe stehen: »Zu spät —? Ach, du lieber Himmel. Allerdings wäre es notwendig, daß du dafür eine andere Verkleidung wählst.«
    »Wieso — andere Verkleidung?«
    »Na, du bist doch ein hübsches Mädel! Aber im Augenblick merkt man nichts davon. Wo hast du denn bloß diese schwarzen Latschen aufgetrieben und diese scheußlichen Strümpfe? Und woher hast du die greuliche Brille — und überhaupt eine Brille?«
    Sie richtet sich auf: »Geben Sie sich keine Mühe, Colonel, mein Entschluß ist gefaßt! Und mein Weg führt hinweg von dieser Welt.«
    Ich wende mich zum Gehen, sie hakt mich wieder ein: »Haben Sie was gesagt?«
    »Nein.«
    Sie seufzt. »Es ist natürlich schwer für einen Menschen Ihrer Generation, so was zu begreifen.«
    Eine Weile schweigt sie, und dann sagt sie, offenbar nach Abschluß einer langen Gedankenkette: »Sehe ich wirklich so häßlich
    aus?«
    »Viel schlimmer — unpassend.«
    »Unpassend?«
    »Ja, unpassend. Jeder hat seinen Stil, und alles, was nicht dazu paßt, ist unpassend.«
    »Diesen Begriff«, erklärt sie, »muß ich erst analysieren.«
    »Tu das, mein Kind, dann wirst du deinem Vater die Wollstrümpfe als Polierlappen fürs Auto schenken. Männer freuen sich immer über Polierlappen.«
    Sie hat die Stirn grüblerisch in Falten gezogen, unter der grauen Pelzkappe kriecht eine dicke Locke vor, die sich sehr nett gegen den weißen Hals abhebt.
    »Meinen Sie«, fragt sie dann, »daß es etwas gibt, das zu mir genauso paßt wie zu Luzie der Mann?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Auch ‘n Mann. Apropos Luzie: Glaubst du, daß sie den Bud-dy liebt? Oder ist er nur so Nummer fünfzehn für sie?«
    »Ich glaube, sie liebt ihn.«
    »Hm. Die Margot liebt ihn doch auch!«
    »Nicht so sehr.«
    Jetzt bin ich es, der stehenbleibt: »Nicht so sehr? Warum nicht? Weil sie nicht mit ihm...« Ich zögere, weiß nicht, wie deutlich ich werden darf.
    Sie wirft mir einen durchaus sachlichen Blick zu: »Nein, das ist es nicht. Das heißt, es hat schon was damit zu tun, aber es ist nicht die ganze Wahrheit.«
    »Und was ist die ganze Wahrheit?«
    »Daß Margot sich ihm nicht ganz geben kann, ich meine, innerlich. Sie wird nie in der Lage sein, sich selbst aufzuopfern, so — so gar nicht mehr an sich selber zu denken. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen. Was gucken Sie mich denn so an?«
    »Du bist ein so gescheiter, lieber und netter Kerl, Sophie, und du weißt, trotz deiner Jugend, so viel von anderen und — was noch viel schwieriger ist — über dich selbst, daß ich jetzt wirklich im Zweifel bin, ob du nicht doch Pfarrer werden solltest!«
    »Sehen Sie,

Weitere Kostenlose Bücher