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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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schüchtern wedelnd an mir aufrichtet, stoße ich nervös zurück. Dann sehe ich den ratlosen Schmerz in seinen stillen, braunen Augen und nehme ihn auf den Schoß. Und dann schnarrt das Telefon. Margot: »Alles in Ordnung, Colonel! Buddy war ganz gerührt, als er hörte, daß du dir Sorgen gemacht hast — und ich hab’ ihm gesagt, daß ich mir auch Sorgen gemacht hab’.«
    »Gut, nachher schaue ich zu euch ‘rüber.«
    Als ich nach dem Frühstück drüben auftauche, werde ich von den beiden Hühnern phänomenal umflattert. Ich fühle mich wie neugeboren und genieße den Reiz junger Weiblichkeit. Wie ein Pascha komme ich mir vor, und außerdem bin ich schon wieder leicht gerührt. Ist doch nett von den beiden, daß sie meine Besorgnis so anerkennen.
    Bemerkenswerterweise ist nicht nur Margot, sondern auch Susanne so fürsorglich. Offenbar hat ihr Margot meine Ängste erzählt. Susanne besteht jedenfalls darauf, daß ich von Freds abermals neu aufgefülltem Konfekt nehme, holt dann eine Bürste, setzt sich auf die Sessellehne und bürstet mir die Glatze zu: »Direkt hübsch siehst du jetzt aus, Colonel!«
    Das scheint mir etwas zu dick aufgetragen, und mein in den letzten Wochen hart trainiertes Mißtrauen spitzt die Ohren.
    In diesem Augenblick tönt draußen eine Hupe.
    »Das ist Fred!« sagt Susanne, macht auf der Hinterhand kehrt und verschwindet. Draußen fällt ein Schlag zu, und ich sehe Fred am Fenster vorbeikommen, im Anorak mit einem gelben Schal, kühn um den Hals gewunden, eine Schirmkappe aufs Ohr gestülpt. Er dreht sich zum Wagen um: »Schmeiß das Zeug von den Hintersitzen, da kommen die Puppen drauf!« Ganz offenbar wird der Versuch unternommen, mich zu überrollen. Ich höre Susanne die Tür öffnen: »Wir kommen gleich!«
    »Aber ‘n bißchen fix!«
    Darauf Susanne: »Bin ja schon fertig!« Tür zu. Ich in die Diele, mich schnell angezogen, hinterher. Draußen steht ein Kabriolett mit Biedersteiner Nummer, und aus ihm steigt gerade der Gorilla. Er hat einen offensichtlich neuen Wintermantel an und einen grauen Hut auf, wirkt aber dadurch noch mehr als beim Maskenball wie verkleidet. Fast hätte ich ihn übrigens gar nicht erkannt, denn unter dem Hut quillt eine schwarze Haarlocke vor, die ich bisher nicht an ihm bemerkte, und außerdem hat er sich einen Schnurrbart wachsen lassen.
    »Augenblick mal!« sage ich. Alles dreht sich nach mir um. Fred nimmt mit ironischer Höflichkeit die Mütze ab: »Guten Tag!«
    »Guten Tag.«
    »Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen«, sagt er mit gleichbleibender ironischer Höflichkeit, »daß ich mit den Mädchen ein bißchen ausfahre!«
    »Die beiden jungen Damen«, erkläre ich sehr betont, »sind mir von ihren Eltern anvertraut worden, wie Sie wissen. Und ich muß Ihnen leider sagen, daß aus dieser Fahrt nichts werden kann.«
    »Aber Colonel!« ruft Margot. »Wir sind doch abends wieder hier!«
    »Ich bin ganz gerührt darüber, mein Kind, aber es geht trotzdem nicht. Die Verantwortung kann ich nicht übernehmen. Wenn eure Eltern es euch gestatten — bitte sehr. Aber ich kann’s nicht. Das müßt ihr einsehen.«
    Margot schiebt die Unterlippe vor. Susanne versucht eine andere Taktik. Sie wirft mir die Arme um den Hals: »Ach Colonel — bitte, bitte!« Dabei gibt sie mir einen so stürmischen Kuß, daß mein Hut in den Schnee fällt. Sie hebt ihn gleich auf und putzt ihn ab, und dabei sehe ich zufällig auf den Gorilla. Seine Augen sind wie fasziniert auf das Armband gerichtet, das Susanne beim Hantieren aus dem Ärmel aufs Handgelenk gerutscht ist.
    »Aber das können Sie doch nicht machen!« sagt Fred. Er ist ganz bleich.
    Ich setze meinen Hut wieder auf: »Glauben Sie?« Dann sehe ich mich plötzlich durch seine Augen: einen widerspenstigen älteren Mann, der sich für zwei Mädchen, die gar nicht seine Töchter sind, wichtig macht. Ich räuspere mich: »Sie müssen das verstehen, Fred. Ich weiß ja zum Beispiel gar nicht, wie Sie fahren. Sie sind noch sehr jung.«
    Er zeigt auf den Gorilla: »Der fährt ja! Und der fährt prima!«
    Der Gorilla starrt immer noch auf das Armband.
    »Darf ich mal Ihren Führerschein sehen?« frage ich ihn. Ich muß es wiederholen, bis er mich hört. Dann sehe ich wieder jenes merkwürdige Erschrecken in seinen Augen — wann habe ich das eigentlich schon mal bemerkt? Er kramt in seiner Brieftasche und holt einen Führerschein heraus, ein ziemlich abgegriffenes Gebilde, innen ist auch noch Tinte über das Bild

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