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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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pflegte, scheint besonders unter der weißen Last gebeugt. Ich schüttele ihr den Schnee von einigen bepackten Zweigen, und sie winkt mir noch dankbar nach, als ich schon drüben bei mir den Schlüssel ins Schloß stecke.
    Während ich leise durch den Flur gehe, sehe ich das Licht, das von oben aus dem Zimmer der Mama kommt und durch das Geländer geistert. Hat sie also doch wieder gewartet, unsere Glucke! Warum aber ruft sie dann jetzt nicht? Ich ziehe meine Schuhe aus und schleiche in Strümpfen die Treppe hinauf, während mein Herz dumpf zu pochen beginnt. Man weiß doch nie...
    Droben aber finde ich sie friedlich schlummernd. Vorsichtig schleiche ich mich an den Nachttisch der Mama, um das Licht auszuknipsen. Dabei bemerke ich wie immer mit Rührung, daß dieser Nachttisch eine Art bildlichen Extrakt ihres Lebensinhaltes darstellt. Da steht in der Mitte das uralte Kruzifix. Es ist, glaube ich, seit dem 16. Jahrhundert in der Familie, und die Figur des Gekreuzigten ist schon ganz dünn und platt von den vielen Fingern, die sie >begriffen< haben. Rund um das Kruzifix herum steht in lauter kleinen Rahmen ein Wald von Bildern: die Großeltern, mein früh verstorbener Vater, die Mama selber mit Fischbeinkragen, die großen Kulleraugen angstvoll geradeaus starrend neben einer Säule mit Blumentopf und Bronzefigur, ich selbst am Vortragspult und als Zehnjähriger mit Schülermütze und einem Blechzeppelin in der Hand, und ganz klein als Hosenmatz mit Riesenhut am Ostseestrand buddelnd.
    Als ich behutsam das Kruzifix wieder zwischen die Bilder stelle, fährt die Mama hoch: »Was ist denn los, um Gottes willen?«
    »Gar nichts, Mulleken. Wollte nur dein Licht ausmachen.«
    »Wie spät ist es denn?«
    »So gegen elf.«
    »Gott, hab’ ich mich erschrocken! Was war drüben los?«
    »Nichts Besonderes. Schlaf schnell wieder ein.«
    »Ich werde bestimmt die halbe Nacht wachliegen!«
    »Na, überleg’s dir noch mal.«
    Während ich mich unten in meinem Zimmer ausziehe, höre ich, überlaut in der Stille, ihr Bett knarren. Dann knipst sie das Licht aus, und ein paar Minuten darauf höre ich sie schnarchen.

17

    Abend. Ich sitze am Schreibtisch und lese mir durch, was ich zuletzt an meinem Jugendartikel geschrieben habe. Ich lese, streiche, schreibe neu, kaue an meiner Zigarre herum, bis ich Deckblätter spucke und dann das nasse und zerflederte Ende meines Knösels mit der Papierschere abschneiden muß. Hätte ich gewußt, was in diesem Auftrag steckt, den ich so obenhin akzeptierte, dann hätte ich ihn nie übernommen. Sobald man das Thema anpackt, erweitert es sich ins Uferlose.
    Ich stehe auf, recke mich und ziehe den Vorhang zurück. Drüben ist nur ein Fenster erleuchtet. Fahrräder nicht sichtbar. Oder sind das doch Fahrräder? Ich hole mir mein Nachtglas aus dem Schrank und gehe damit wieder zum Fenster. Nein, keine Fahrräder. Dann richte ich das Glas, mit dem Gefühl, etwas außerordentlich Unfeines, aber Verlockendes zu tun, auf das erleuchtete Fenster.
    Bild des traulichen Friedens. Susannchen sitzt im Ohrenstuhl, hat die bestrumpften Beine auf dem Rauchtisch und näht irgend etwas. Margot liegt auf der Couch, hat ein Buch in der Hand und starrt darüber hinweg ins Nebenzimmer. Ihr Gesicht scheint eingefallen und verzweifelt. Jetzt sagt Susanne etwas, aber Margot scheint es nicht gehört zu haben. Susanne hebt den Kopf, beobachtet die Schwester einen Augenblick lang, steht dann auf, setzt sich neben sie und streichelt ihr den Kopf. So ein netter Kerl, die Susanne. Aber was ist mit Margot? Da stimmt doch etwas nicht! Werde mal hinübergehen.
    Susanne öffnet mir, winkt mit den Augen und legt den Finger auf den Mund: »Dicke Luft — wegen Buddy! Ich häng’ deinen Mantel auf, Colonel, und dann drücke ich mich. Sieh doch mal zu, ob du ihr nicht helfen kannst. Sie tut mir ja so leid. Außerdem ist es toll aufregend!«
    Margot steht am Fenster und starrt in das Dunkel. Als ich mich räuspere, fährt sie herum, die Hand auf dem Herzen, und starrt mich an wie ein Gespenst. Dann zucken ihre Lippen, die Augen füllen sich mit Tränen. Ich nehme sie in die Arme und streichele den Wuschelkopf, während sie sich an mich klammert wie eine Ertrinkende: »Ach, Colonel...«
    »Na, setz dich erst mal. Hier neben mich, schön hinsetzen, Atemholen und Naseputzen. So. Und wo fehlt’s denn nun? Luzie?«
    »Nein — Buddy.«
    »Und was ist mit ihm?«
    »Er will sich erschießen!«
    »Erschießen — hm. Und wieso?«
    »Weil... weil

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