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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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angeschossenen Tigerin gegen mich: »Du hättest ihn nicht schlagen dürfen! Du kannst boxen, und er ist nur — das hätte ich dir nie zugetraut, Colonel!«
    Während ich sie verdattert ansehe, packt das Frauchen sie am Arm: »Jetzt hör mal zu, Susanne, und werde nicht hysterisch...«
    Aber Susanne, blaß wie eine Kalkwand in der Sonne, reißt sich los: »So geht das nicht mehr weiter, ich werde...« Und damit saust sie ab, ‘rüber ins Bentler-Haus.
    »Na, siehste!« sage ich zu meiner Gefährtin. »Jetzt haben wir die Bescherung. Ich hab’s dir ja gesagt.«
    »Ich gehe ‘rüber, kläre die Sache auf und setze dieser dummen Gans den Kopf zurecht. Das hast du nicht verdient.«
    »Vielen Dank. Aber ich glaube nicht...«
    In diesem Augenblick braust Teddys Wagen an unserem Fenster vorbei. Am Steuer Susanne. Anettes Augen sind starr vor Entsetzen.
    »Um Gottes willen — hoffentlich passiert ihr nichts! In dieser Verfassung — wo will sie denn bloß hin?«
    »In die Stadt, zu ihm natürlich. Vielleicht versöhnen sie sich auf diese Weise. Im übrigen brauchst du dich nicht aufzuregen: Kinder und Besoffene haben ihre Schutzengel. Komm, old girl, wir nehmen noch einen auf die Torheit des guten Willens, und dann werde ich mich endlich in Ruhe an mein Fernsehspiel setzen können.«

4

    Die Ruhe dauert genau vier Stunden. Dann, als ich gerade so richtig im Zuge bin, rauscht ein alter Dreihunderter Mercedes vor unsere Tür. Ein mir nicht unbekannter grauhaariger Chauffeur rennt um den Wagen herum, reißt den Schlag auf, dem majestätisch Adele alias Marcs Mutter entsteigt. Mein Frauenvolk hat es auch gleich gemerkt und kommt die Treppe heruntergeflattert.
    »Also ich rede nicht mit der Schreckschraube!« erklärt das Frauchen. »Ich habe genug!«
    »Ich mache auf«, sagt die Mama.
    »Nimm die Küchenschürze ab!« ruft das Frauchen hinter ihr her, aber die Mama ist schon weg. An der Haustür hören wir Adeles Baßstimme: »Wollen Sie mich bitte Herrn Bentz melden.«
    Das Frauchen stöhnt nur noch: »Sie hält die Mama für unser Dienstmädchen! Das geschieht ihr recht. Aber ich verschwinde trotzdem.« Und damit ist sie weg — durch die Terrassentür.
    Ich starre auf die Tür, und mir ist gar nicht wohl. Wie benehme ich mich, wenn der alte Drachen mich gar nicht zu Wort kommen läßt, sondern seinen Schirm auf mir zerbricht, weil Susannchen ihr erzählt hat, daß ich ihren Zuckerbubi vermöbelt hätte? Hat sie übrigens einen Schirm bei sich — darauf habe ich nicht geachtet. Plötzlich bekomme ich eine Wut auf diese ganze Weiberwirtschaft, die mich nur von der Arbeit abhält. Dann klopft es an die Tür — ziemlich zaghaft. Das muß der Drachen sein. Die Mama hätte nicht geklopft. Also kann ich mir einen Pluspunkt sichern.
    »Was ist denn mm schon wieder los?« frage ich unwirsch, »und seit wann klopfst du an?«
    Die Tür öffnet sich, und es ist Adele, eine ausgesprochen schüchterne Adele, die von dem Anblick >mitten im Schaffen gestörter Autor hinter Danziger Barocktisch< sichtlich beeindruckt ist.
    Ich springe auf, zeige mich von meiner galantesten Seite, hole den Hennessy aus dem alten Florentiner Schrank, gieße ein und versichere ihr, daß ich auf das freudigste überrascht sei.
    »Das ist gelogen«, erwidert sie. »Aber den Hennessy trinke ich trotzdem, und der Schrank da ist sehr schön. Auch der Schreibtisch.«
    Ich erkläre ihr, daß diese beiden und noch eine Ulmer Meßgewändertruhe im ersten Stock die einzigen Stücke seien, die wir vor den Bomben gerettet hätten. Sie hört sich das ziemlich zerstreut an, während sie keinen Blick von meinem Gesicht läßt. Dann schießt sie in ihrem tiefsten Baß los wie ein Gangster, der durch die Jackentasche feuert:
    »Als die beiden sich das Haus bauten, dachte ich, daß ich mich in Susanne geirrt hätte und sie nicht eine kleine, süße, sanfte Gans sei, sondern ein Biest, das mir doch meinen Sohn stehlen wollte, wie ich von Anfang an gefürchtet hatte. Eben war sie bei mir und hat mir alles erzählt. Danach glaube ich nicht mehr, daß sie ein Biest ist, sondern wirklich eine süße, sanfte Gans. Mein Marc dagegen ist nichts weiter als ein kleines Hähnchen, das vor Stolz hintenüber gefallen ist, weil er sich ein nettes Mädel angebändigt hat. Darauf ist er anscheinend endgültig größenwahnsinnig geworden und mit dieser Teegebäcks-Schlange in die Buntkarierten gegangen. Susannchen war außer sich, daß Sie ihm daraufhin eine geklebt haben, und beweist

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