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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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damit wenigstens, daß sie ihn aufrichtig liebt. Ich meinerseits möchte Ihnen meinen Dank dafür aussprechen, daß Sie ihm eine blutige Nase verschafft haben! Vielleicht bringt ihn das zur Besinnung.«
    »Aber ich habe ihm gar keine blutige Nase verschafft!«
    »Waaas?«
    Ich erzähle den wahren Sachverhalt, und sie ist sichtlich enttäuscht und verwirrt, worauf ich ihr noch einen eingieße. Sie kippt den Hennessy zerstreut hinter den mit Fischbein verstärkten Kragen und blinzelt mir plötzlich listig-hoffnungsvoll zu:
    »Sehen Sie mal an, wie man sich täuschen kann! Dann ist womöglich dieses — dieses andere auch nicht wahr und ganz harmlos? Warum soll er nicht mal mit dieser Frau ins Kino gehen, wenn sie...«
    »Leider nein.«
    Die Säcke unter ihren Augen vertiefen sich: »Nicht?«
    »Nein.«
    »Sie hat mit ihm...«
    »Oder er mit ihr; wie Sie wollen.«
    Sie zupft an ihren Handschuhen. Erst jetzt sehe ich, daß sie welche trägt und eine abnorm große Schlangenledertasche auf ihrem Schoß liegt. Eine Weile schweigen wir. Dann sagt sie mit einem Anflug von früherer majestätischer Herablassung: »Ich werde mir den Bengel vornehmen. Es ist mir schwer genug gefallen, ihn Susanne zu überlassen. Sie haben keine Kinder und können deshalb nicht wissen, daß — ich meine, die Trennung von einem Kinde ist — ist für die Mutter erheblich schmerzhafter als die schmerzhafteste Geburt.«
    »Vergessen Sie nicht, daß Susanne auch eine Mutter hat, die ihre Tochter einem Mann geben mußte, den sie im Grunde kaum kannte.«
    »Frau Bentler hat zwei Kinder!«
    »Dann wird sie diesen Schmerz zweimal durchmachen müssen, und bei Margot wird es noch ärger für sie sein — nach den Erfahrungen Susannes mit Marc.«
    Sie sackt wieder in sich zusammen, greift tief in Gedanken nach der Flasche und gießt sich noch einen ganz großen ein. Dann, als sie wieder zu sich kommt, errötet sie und sieht ganz reizend dabei aus. Sie bemerkt meinen Blick und wird noch röter: »Verzeihen Sie einer alten Frau diese Formlosigkeit.«
    »Das, was wir hier treiben, ist nur auf diese Weise zu erledigen. Kriege ich auch noch einen? Aber nur einen kleinen.«
    Sie lacht und gießt mir ein: »Übrigens habe ich inzwischen wirklich Ihre Bücher gelesen. Damals, als ich es bei meinem ersten Treffen mit Ihnen behauptete, war es nur die übliche konventionelle Wichtigmacherei, die wir nötig zu haben glauben, wir (tiefster Baß), deren Leben hohl und sinnlos geworden ist. Was wollte ich noch sagen — ja, also, aus diesen Büchern kenne ich Sie so gut, als ob wir seit Jahren...«
    »Gute Freunde wären.«
    In ihrem Blick ist die alte Schärfe: »Sind wir es?«
    »Wir sind es.«
    »Dann sagen Sie mir, was Sie davon halten, daß ich mir meinen Herrn Sohn vornehmen will.«
    »Gar nichts.«
    »Gar nichts — und warum?«
    »Weil es ihn nur noch tiefer in diese unglückselige Affäre mit der gelangweilten Witwe treiben würde.«
    Nun ist sie ganz ratlos: »Aber wie kommt er denn, um Gottes willen, dazu? Wer ist dran schuld — Susanne?«
    »Nein. Sie.«
    »Ich???«
    »Sie.«
    »Wollen Sie mir vielleicht erklären, warum?«
    »Gern. Zunächst haben Sie ihn daran gehindert, vor der Ehe die nötigen Erfahrungen zu sammeln.«
    »Aber ich habe niemals...«
    »Die Kammerzofe!«
    »Sie — ach so. Hm. Weiter.«
    »Gut, weiter: bei unserem guten Susannchen konnte er sie auch nicht sammeln, denn sie ist, wie ich weiß, unberührt in die Ehe gekommen. Diese Situation hat ihn gegenüber den Verführungskünsten einer reifen Frau natürlich besonders verwundbar gemacht, und jetzt hängt er an ihr — erotisch — und noch in anderer Beziehung.«
    »Bin ich etwa auch daran schuld?«
    »Ja.«
    »Ja — ja! Immer nur ja! Junger Mann, sind Sie sich darüber klar, daß Sie schlimmer sind als mein Zahnarzt?«
    »Es tut mir von Herzen leid, daß ich Ihnen — hm — einige Zähne ziehen muß. Aber wie wär’s mit noch einem Gläschen?«
    Sie schiebt meine Hand heftig zur Seite: »Nein, das hier ist viel zu wichtig. Ich warte darauf, daß Sie irgendeinen Unsinn reden und ich Ihnen auch mal was auswischen kann. Weiter!«
    »Sie haben Marc nicht nur von den notwendigen Erfahrungen ferngehalten, sondern ihn auch fühlen lassen, daß er ein reicher Junge ist — aber nur, wenn er pariert. Goldener Käfig, mit zwei Worten. Das hat ihn zu der frühen Ehe getrieben und zum Auszug aus Ihrem Haus und zum Bau des eigenen Hauses und dazu, daß er sich dabei übernahm und nun an dieser

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