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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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hat — Sie sind immer willkommen!«
    Ich öffne ihr die Tür: »Seien Sie vorsichtig, ich nehme Sie beim Wort!«
    Gerade habe ich der Mama und dem Frauchen ausführlich über meine Aussprachen mit Marc und seiner Mutter Bericht erstattet, als Susanne erscheint, eine etwas verlegene Susanne. Sie wird von den beiden Frauen mit Wermut und zarter Rücksicht behandelt, während ich mich innerlich zunehmend fuchse. Schließlich sehe ich auf die Uhr: »Kinder, es ist gleich sieben. Wir wollen Abendbrot essen, und dann will ich noch arbeiten. Ist was Besonderes, Susanne?«
    Sie schlägt ein Paar Engelaugen zu mir auf: »Kannst du dir nicht denken, Colonel, daß ich neugierig bin? Ich habe inzwischen mit Mama, ich meine mit Marcs Mama, telefoniert, aber sie konnte mir natürlich nicht alles erzählen, vor allem nicht, was du mit Marc besprochen hast!«
    »Aber sie hat dir doch sicher erzählt, daß ich ihm keine blutige Nase verschafft habe, sondern unser Zerreißwolf.«
    »Ja, aber..,«
    »Na und?«
    Sie sieht mich verständnislos an, errötet dann: »Ich glaube, ich muß mich entschuldigen, Colonel.«
    »Gott, laß doch das Kind!« sagt das Frauchen. »In seiner Situation... Komm, mein Liebes, wir gehen ‘rauf, und ich werde dir alles erzählen.«
    »Dein gutes Herz in Ehren, Frauchen«, sage ich, »aber das wirst du nicht tun.« Und zu Susanne: »Ich möchte dir nämlich sagen, du kleine Gans, daß ich dein Benehmen mir gegenüber heute morgen einfach widerlich fand! Fast zwanzig Jahre deines Lebens bin ich dein Freund gewesen — oder nicht?«
    »Ja.« Sie ist ganz entsetzt.
    »Und das war manchmal nicht leicht für mich, wie du sehr wohl weißt.«
    »Ja.«
    »Und das hat mir nicht mal so viel Kredit bei dir eingebracht, daß du meine Erklärung anhören konntest? Da kann man Jahre — Jahrzehnte in einen Menschen Gutes hineinpumpen — es ist alles selbstverständlich. Aber wehe, wenn du dann einmal was tust, was vielleicht nicht nach seinem Geschmack ist. Gleich schmeißt man dich in den Mülleimer. Du erfährst heute kein Wort, schmorst die Nacht über, und morgen vormittag nach dem Frühstück kannst du ‘rüberkommen, und wir werden miteinander sprechen. Das Palaver ist aus!«
    Während meine eigene Belegschaft mich verwirrt anstarrt, steht Susanne auf: »Ich komme morgen, Colonel. Darf ich dir jetzt wenigstens einen Kuß geben?«
    »Du weißt genau, daß das meine schwache Stelle ist, du kleines Luder.« Ich gebe ihr einen Kuß, sie verabschiedet sich von den beiden Frauen und geht.
    Eine Weile bleiben wir schweigend. Dann sagt das Frauchen: »Du zitierst immer Buddha: die Güte, die herzerlösende! Das, was du eben getan hast...«
    »Das, was ich eben getan habe, war das beste, was ich ihr antun konnte, und ich hoffe nur, daß es ihr eine Lehre fürs ganze Leben ist. Im übrigen ist das, was ich ihr zu erzählen habe, wie ihr wißt, keineswegs herzerlösend.«

5

    Ich sitze unten in meinem Zimmer und beobachte Susanne, wie sie eine ganze Weile von ihrem Fenster aus peilt, ob ich auch allein sei. Dann ruft Addi, ihre Mutter, aus dem Obergeschoß zu uns herüber um Hilfe, der Kuchen sei ihr sitzengeblieben. Worauf ich in meinem Obergeschoß einen alarmartigen Aufbruch höre. Frauchen und die Mama rasen die Treppe hinunter und begeben sich im Geschwindschritt ins Nachbarhaus. Hinter ihnen rast, rollt und kugelt das Knäuel und wird erst an der Tür des Bentlerschen Hauses zurückgeschickt. Es sitzt eine Weile auf dem Po und brüllt, sieht sich dann um, ob ich — der dritte seiner Götter — nicht aufzutreiben bin, und begibt sich endlich traurig in die Wiese, die — wie mir plötzlich auffällt — irgendwie verändert ist: ein gutes Drittel aller Butterblumen ist geköpft.
    Zu weiteren Beobachtungen aber komme ich nicht, denn ich sehe Susanne über den Rasen sausen. Offenbar nutzt sie die Küchentragödie aus, um das gestern zugestandene Gespräch zu halten. Das Knäuel bricht aus seinem Wiesendschungel und versucht, zugleich mit Susanne bei mir einzudringen, hat aber auch diesmal kein Glück. Worauf es wieder auf Bentlers Schwelle Platz nimmt und so lange brüllt, bis sich drüben die Tür auftut und man es hineinläßt.
    Susanne und ich sehen diesem Vorgang schweigend zu. Wir sind, fühle ich, beide froh, daß wir das, was nun kommt, noch etwas hinausschieben können. Dann aber gibt es schließlich nichts mehr zu sehen. Ich stehe seufzend auf, hole den Cognac, gieße uns einen großen ein und sage: »Wir

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