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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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zusammen: »Entschuldige.«
    » That’s okay, darling. Also hör zu: Dein Marc steht vor einer schrecklichen Wahl. Entweder er lehnt ab, dann ist er den ganzen Auftrag los und hat eine erbitterte Feindin, die ihm auch den größten Teil aller anderen Aufträge versauen kann. Das bedeutet früher oder später die beschämende und unerträgliche Heimkehr unter die Flügel des Drachens.«
    »Ich hätte mit ihm gehungert, gern!«
    »Das weiß ich, Susanne. Aber er hätte es nicht ertragen, daß du hungerst. Deswegen und seines Stolzes wegen also ging er den anderen Weg. Da war außerdem noch die Hoffnung, es könnte ihm gelingen, dich zu täuschen — bis er die andere nicht mehr nötig hätte.«
    »Aber...«
    »Und dann ist da noch was, was ich dir nicht verheimlichen will, und du wirst daran sehen, daß ich unser Geschlecht keineswegs beschönige. Der Mann ist nun mal von Natur polygam — auf eine ganz andere Weise als ihr. Wenn eine Frau einen Mann abweist, weil sie ihrem eigenen Mann treu bleiben will, ist sie ein Vorbild und fühlt sich auch so. Wenn ein Mann eine verführerische Frau abweist, weil er seine eigene nicht betrügen will, ist er — objektiv — auch ein Vorbild, aber kommt sich — subjektiv — unsäglich albern vor. Und außerdem regt sich in ihm — wenn die Frau ihm erotisch liegt — die immer wache geschlechtliche Neugier.«
    »Die habe ich auch!« erklärt Susanne und richtet sich wieder auf. »Aber ich halte sie eingesperrt!«
    »Du lügst ja, Susannchen!«
    Sie senkt den Kopf: »Ja, du hast recht, Colonel. Seit ich Marc kenne, interessiert mich kein anderer Mann. Aber was soll ich denn jetzt machen? Soll ich mich ihm verweigern? Dann treibe ich ihn doch noch mehr in die Arme der anderen! Und trotzdem
    — (ganz leise) ich merke, Colonel, daß er in der Liebe — ganz anders ist als früher... Dadurch bin ich doch überhaupt erst auf den Verdacht gekommen! Und jetzt, wo ich’s endgültig weiß... ich glaube nicht, daß... daß ich ihm jetzt noch gehören könnte!«
    »Das kann kein Mensch von dir verlangen.«
    Wir schweigen. Mein Phantasiemotor springt an, und ich sehe Susanne, ihr schönes, sauberes Heim, auf das sie so stolz ist und in dem sie aus voller Lust herumwirtschaftet: ein eigener Mann, ein eigenes Heim. Und dann findet sie in seiner Jacke die Kinobilletts. Mit wem war er da — mit dieser Frau, für die er jetzt das Haus baut und die er so häufig erwähnt? Ihre Knie wanken, und das Licht um sie herum wird fahl. Dann fragt sie ihn. Vielleicht hat er zuerst geleugnet, aber sein Erschrecken hat sie gesehen. Sie weiß, doch sie will es nicht wahrhaben. Und dann kommen andere Indizien. Seine Zärtlichkeiten sind >anders<, besser gesagt, sie sind nicht mehr natürlich, sie sind nachgemacht. Er, dieser hilflose, junge Esel, versucht sich selbst zu kopieren, so wie er früher war, um ihr das Leid zu ersparen, das längst ihr Herz verbrennt. Sie weichen sich aus, sind von der Barke ihres Glücks in das wilde Meer gestürzt, aber noch klammem sie sich krampfhaft an eine Planke. Vielleicht kann man, einer den anderen nachziehend, wieder hinaufklettern, vielleicht klärt sich der Himmel, legen sich die Wellen, zeigt sich ein Gestade, das man ansteuern kann? Wohin werden sie treiben? Wer läßt die Planke zuerst los?
    Aus tiefem Brüten heraus fragt sie mich: »Vielleicht gibt’s das gar nicht, so eine richtige Ehe? Du hast uns früher mal gesagt, es gäbe so was, eine wirkliche Verschmelzung, in der jeder die Hälfte von seinem Ich wiederfindet, das er vor vielen Millionen von Jahren verloren hat.« Sie studiert gramvoll mein Gesicht, und ich bemerke mit Erschütterung auf der blutjungen Glattheit ihrer Wangen die feinen Linien der Bitternis, die sich von der Nase zu den Mundwinkeln ziehen.
    »Aber du hast damals auch gesagt«, fährt sie mit einem Seufzer fort, »daß solche Ehen ganz furchtbar selten sind und daß selbst die besten unter allen anderen Ehen diesem Ideal nur ungefähr nahe kommen können. Wo auf dieser Skala, glaubst du, liegt unsere Ehe?«
    »Das ist ja wieder mal ‘ne Wucht von Fragen, die du mir da an den Kopf wirfst!«
    »Colonel!«
    »Jaja, ich drücke mich schon nicht. Zunächst mal seid ihr beide Opfer unserer Zeit, oder genauer gesagt, der immer noch erschreckenden Rückständigkeit auf diesem Gebiet. Ich jedenfalls hätte euch beide erst mal zur Eheberatung geschickt. Das sollten die Eltern mit ihren heiratslustigen Kindern prophylaktisch überhaupt immer tun.

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