Zwei Toechter und drei Hunde
Dort sollten sie, jeder für sich, nicht nur in der Einteilung des Wirtschaftsgeldes, auf Blutgruppe und sexuelle Fragen hingewiesen werden, sondern man sollte vor allem feststellen, warum sie sich eigentlich heiraten wollen.«
»Na, weil sie sich lieben — im Moment wenigstens!«
»Ach, mein kleiner Dummiwuschel! Weißt du, wenn ich mich jetzt so bemühe, dir irgendwas Brauchbares klarzumachen, sehe ich, wie schwierig das ist! So wenig wie ein Blatt dem anderen gleicht, so wenig gleicht ein Mensch dem anderen. Und nun packt das Schicksal zwei dieser unendlich komplizierten Wesen zusammen, die nicht ihresgleichen haben. Das erhöht die Schwierigkeit im Quadrat. Ich glaube, ein Rechenroboter mit zweitausend Transistoren würde an dieser Aufgabe zerplatzen.«
»Dann gibt’s also gar nichts, an das man sich halten kann?«
Ich springe auf, zünde mir eine Brasil an und beginne auf und ab zu rennen: »Doch, Kerlchen, es gibt trotzdem ‘n paar allgemeine Regeln. Wo waren wir zuletzt?«
»Bei der Eheberatung. Die soll feststellen, warum man überhaupt heiraten will.«
»Ah, richtig. Ja, also, ich bin dafür, daß man versucht, alle die Verbindungen zu verhindern, die unter Druck und ohne vorherige Prüfung geschlossen werden sollen.«
»Was heißt das?«
»Na, ich meine, man soll nicht jemanden nehmen, nur weil einem so allgemein danach ist und zufällig kein anderer da ist oder weil’s gut in den geschäftlichen Kram paßt oder weil schon ein Kind unterwegs ist.«
»Ja — meinst du denn, ein Mann sollte das Mädchen dann sitzenlassen?«
»Natürlich nicht. Für ihn ist es Ehrensache, es zu heiraten. Wenn er es nicht wirklich liebt, hat er eben Pech gehabt, wie man im Krieg lahmgeschossen wird. Aber das Mädel sollte sich sehr überlegen, ob es sein Angebot annimmt, nur, weil der Antrag aus Anstand gemacht wird. Worauf ich hinauswill, Susannchen: man muß versuchen festzustellen — und zwar vorher —, ob die Partner sich wirklich gegenseitig mögen, sich und keinen anderen. Und dann, wenn sie sich gekriegt haben, muß ihnen klargemacht werden, daß sie mit Ring und Trauschein nicht in den sogenannten sicheren Ehehafen eingelaufen sind, den es nämlich gar nicht gibt, sondern daß sie sich aufs hohe Meer gewagt haben, wo sie Tag und Nacht auf der Wacht sein müssen. Verstehst du mich?«
»Verstehen ja, gewiß —, du hast sicher recht, und es ist ein sehr schönes Bild, aber — was habe ich denn falsch gemacht? Ich muß doch was falsch gemacht haben, Colonel, sonst wäre er doch nicht...«
»Heul nicht, Kind, ich kann das nicht mit ansehen. Da — schnaub dich mal, steck’s ein. Und die anderen Taschentücher möchte ich mal wiedersehen, die du in letzter Zeit so vollgeschnaubt hast. Falsch gemacht — hm. Weiß ich nicht, aber vielleicht kann ich dir sagen, wie man’s richtig macht.«
»Ach, Colonel, wenn du mir das sagen könntest!«
»Also: du hast ein ziemlich kompliziertes und seelisch zerknittertes Exemplar erwischt. Seit seiner Jugend ist er von der Angst besessen, daß man ihn einsperren will, und zwar in Liebe, in eigensüchtiger Liebe. Du mußt ihm die lange Leine geben, so daß er gar nicht merkt, daß er festsitzt. Er will abends noch mal allein weg — bitte schön, viel Spaß! Ein Abenteuer, teils aus Geschäft, teils aus Spaß! Gut, mach, daß du wegkommst, nur laß mich in Ruhe, und sei dir klar darüber, daß ich das gleiche Recht habe. — Sehr wirksames Argument, Susannchen! Er wird natürlich damit rechnen, daß du nie Ernst machst, aber es ist ein Pfeil in seinem Selbstbewußtsein, der langsam tiefer dringt. Auf der anderen Seite: er quält sich redlich und macht sich’s viel schwerer als er nötig hätte, für dich. Ich meine, jetzt, im Augenblick, gilt das alles nicht, was ich dir hier sage, denn du darfst es ihm vor allem nicht zu leicht machen, sonst gewöhnt er sich an solche Eskapaden. Er ist ja noch ein halbes Kind, und ein Kind greift immer nach, in aller Unschuld. Und plötzlich ist ein Gewohnheitsrecht da, und wenn’s mal wirklich knallt, wird dir gesagt — und zwar mit Recht —: Das hättest du mir nie erlauben dürfen! Aber sonst, wenn hoffentlich mal wieder alles in Ordnung ist: bemühe dich, seine Arbeit zu verstehen. Er hat ja niemanden, dem gegenüber er sich Luft machen kann und dem er erzählt, wie er’s dem bummeligen Bauführer gegeben hat, und daß er für Frau Müller einen Satz Delfter Teller ins Speisezimmer möchte oder vielleicht lieber ein paar
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