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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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ist, sollte man vorsichtig sein, sonst passiert womöglich was Schreckliches, und man macht sich sein Leben lang Vorwürfe.«
    »Du meinst, er könnte sich was antun?« fragt Margot ruhig, fast verächtlich, während Susanne mich nur entsetzt anstarrt.
    »Ja, das ist durchaus mit drin.«
    Margot schüttelt den Kopf: »Glaube ich nicht. Dazu hat er nicht den Mumm.«
    »Das kann man nie sagen, mein greiser und weiser kleiner Schnickschnack.«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens sollte man der Zeit auch ihre Chance lassen. Sie dreht alle Ebenen der Beurteilung und alle Situationen, und für das, was im Moment unlösbar erscheint, gibt es vielleicht morgen einen Ausweg. Und schließlich sollte man einen Menschen überhaupt nicht ohne letzte und absolute Notwendigkeit zur Verzweiflung treiben. Die Güte, die herzerlösende...«
    »Colonel, du wirst alt«, erklärt Margot, »du enttäuschst mich.«
    Ich sehe sie mir an, wie sie da sitzt mit ihrem aufrührerischen dunklen Haarschopf und den großen braunen Augen, die jetzt sehr hart sind. »Na, na, mein Äffchen«, sage ich, »paß auf, daß du nicht mal selber in so ‘ner Falle sitzt!«
    »Kann mir gar nicht passieren.«
    »Erstens entsinne ich mich dunkel, daß es da verschiedene kitzlige Situationen bei dir gab, in denen du mich nicht alt nanntest, wenn ich einen Kompromiß für dich ausknobelte, und zweitens...«
    Sie springt auf und fällt mir um den Hals: »Ich wollte dich doch nicht kränken, Colonel! Du siehst aus wie vierzig und...«
    »Die Güte, die herzerlösende...«, sagt Susanne leise vor sich hin. »Das ist schön, Colonel. Das ist wunderbar, das hilft.«
    »Ach, du bist einfach in ihn verknallt«, meint Margot, und dann wieder zu mir: »Hättest du das für möglich gehalten: Susanne als das treue, still duldende Eheweib?«
    Susanne und ich reißen gleichzeitig den Mund auf, um noch etwas zu erwidern, aber noch mal verdunkelt sich die Terrassentür. Es ist der Kuchenstoßtrupp, vorneweg die Mama mit dem Knäuel auf dem Arm, dahinter das ziemlich verbittert aussehende Frauchen.
    »Ich habe dir gleich gesagt, du solltest ihn ‘rausschmeißen«, erklärt sie der Mama, »als er drüben auftauchte!«
    Susanne und Margot sind aufgesprungen: »Ach, ist der süß!« ruft Margot.
    »Sehr süß«, bemerkt Frauchen. »Erst hat er wieder Teddys Papierkorb umgeschmissen und alles zerfetzt, so daß ich zunächst mal den Staubsauger holen mußte, um dieses Schneegestöber vom Teppich zu saugen, und derweilen hat er mindestens vier Teppichfransen abgerissen und aufgefressen.«
    »Schließlich ist er noch ein Baby!« erklärt die Mama.
    »Ja, ein süßes, kleines Hundekind!« schwärmt Margot. »Gib ihn mir doch mal einen Augenblick!«
    »Nachher kriegt er seine Keile«, verkündet das Frauchen. »Hübsch ist übrigens das rote Kleid, Margot! Steht dir sehr gut! An deiner Stelle würde ich...«
    Sie hält inne und erstarrt. Peter, auf Margots Schoß hockend, hat das rote Kleid offenbar auch sehr anheimelnd gefunden. Er würgt kurz und legt ihr die vier Teppichfransen darauf, mit Sauce. Margot springt auf: »Er kann nichts dafür! Bitte, tu ihm nichts, Tantchen...«
    Die Mama nimmt Margot unter den einen und das Knäuel unter den anderen Arm, und der ganze Frauenverein marschiert ins Bad, wo ein großes Gemache und Gelächter beginnt.
    Ich sehe ihnen einen Moment nach. Na, das ging ja noch einigermaßen glatt mit Susanne. Armes, kleines Hascherl! Aber es muß ja immer gleich geheiratet werden. Psychiatrische Eheprüfung — sollte man vom Staat aus zur Vorbedingung machen. Dann setze ich mich wohlig seufzend wieder hinter meinen Schreibtisch an mein Fernsehspiel. In diesem Augenblick taucht der Kastenbart im Türrahmen auf.
    Er sieht mich an und blickt dann um sich, als wollte er sagen: >Na, ist die Luft endlich rein?< Dann kommt er tap, tap, tap mit den kleinen Krallenfüßchen zu mir und blickt mich mit seinen stillen braunen Augen an: »Hast du wenigstens noch Verwendung für einen kleinen, alten Foxl?<
    »Na, hoppchen!« sage ich. Er springt auf meinen Schoß, und ich beginne, das Gesicht an sein schmales Köpfchen geschmiegt, zu schreiben. Nach einer Weile reißt er die Schnauze auf und gähnt.
    »Hauptsache, das Publikum gähnt später nicht so!« sage ich. Er kringelt sich auf meinem Schoß zusammen und beginnt selig durch seinen Bart zu pusten.

6

    Nach dieser Explosion des Falles Marc tritt, sehr zu meiner Erleichterung, eine Windstille ein, die über drei Monate

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