Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
Vom Netzwerk:
stürzt sogleich in Richtung Garage. Ich zwinkere Susanne zu: »Na?«
    »Du, der ist nett!«
    Da ist Enrico schon wieder mit Liegestuhl. Susanne läßt sich mit der Lässigkeit einer jungen Tigerin hineingleiten, und er arbeitet an der Einstellung der Rückenlehne, mal tief, mal hoch, schließlich einigen sie sich auf der Mitte. Susanne bekommt von Enrico eine Zigarette angeboten — wie ich sehe, aus einem goldenen Etui, und sie bemerkt es auch gleich.
    »Haben Sie nicht einen Badeanzug mitgebracht?« fragt Susanne, worüber Zimmermann zu meinem Erstaunen tief errötet. »Nein, das habe ich nicht. Übrigens«, biegt er ab, »Dillenburg — Dillenburg — da kenne ich doch auch jemanden — warten Sie —, Dillenburg-Fahrstühle, enorm reich, irgendwo im Rheinland — er ist tot, aber seine Witwe lebt, glaube ich, noch, eine furchtbare alte Fregatte.«
    »Das ist meine Schwiegermutter«, erklärt Susanne.
    Worauf Zimmermann noch tiefer errötet und Susanne in schallendes Gelächter ausbricht. Sie lacht silbern und ganz auf Zweck, und sie beugt sich vor und klopft Zimmermann beruhigend auf den Schenkel. Er riskiert einen schnellen Blick hinter die Bikini-Brustschälchen, nimmt ihre Hand und küßt sie: »Gnädigste nehmen mir das doch hoffentlich nicht übel?«
    »Keine Spur. Ich hatte auch erst Angst. Aber im Grunde ist sie eine ganz prachtvolle Frau.«
    »Ja«, sage ich, »wenn man ihr prophylaktisch mit einer Keule eins über den Kopf gibt, ist sie ganz gemütlich.«
    Zimmermann bohrt vorsichtig weiter: »Und — hm — Ihr Herr Gemahl, einziger Sohn?«
    Susanne wird melancholisch und madonnenhaft: »Ja, leider.«
    Zimmermann zeigt sich erstaunt: »Leider? Wieso? Man sollte sagen, im Gegenteil, im Hinblick auf künftige Erbschaften — ohne Ihnen zu nahe zu treten! Dürfen wir Ihren Gemahl — später auch erwarten?«
    Susanne drückt die halbgerauchte Zigarette im Grase aus: »Nein — das heißt, ich weiß es nicht. Ich glaube kaum.«
    »Oh!« sagt Zimmermann mit einem so falschen Bedauern, daß es mir in den Zähnen weh tut. »Wohl viel zu tun in der Fabrik! Harte Konkurrenz, Abflachung der Wirtschaftskurve — kann ich völlig verstehen.«
    »Er ist gar nicht in der Fabrik«, erklärt Susanne, »er ist Architekt.«
    Und das klingt so gelangweilt, daß Enrico nur mühsam seine Befriedigung verbergen kann und Susanne auffordert, ihm die Namen der Berge am Horizont zu nennen, während ich vor mich hin grübele.
    »Paßt mal auf, Herrschaften«, sage ich, nachdem die Bergkette benannt ist. »Wollen wir nicht wirklich schwimmen gehen? Susanne hat recht, finde ich. Enrico, für dich hab’ ich noch eine Badehose.«
    Enrico schwankt und sieht mich flehend an. Offenbar ist er besorgt, daß er Susanne durch seine Nacktheit abschrecken könnte. »Kannst du schwimmen?« frage ich.
    »Ja, natürlich!«
    »Na also. Los, Susanne, zieh dich zum Baden um.«
    »Das mit dem Schwimmen war eine Kateridee von dir«, sagt er, während wir uns umziehen. »Ihr seid alle so schön braun und ich dazwischen als weiße Made im Speck.«
    »Du hast erstens keinen Speckbauch, zweitens eine ganz normale Figur, und drittens ahnst du gar nicht, wie wenig die Frauen darauf achten.«
    Er zeigt sich einigermaßen beruhigt und mustert sich im Spiegel: »Worauf achten sie denn, meinst du?«
    »Na, so aufs Ganze. Das ist ja eben der Unterschied zwischen ihnen und uns. Wir heiraten, weil wir uns in eine nette Figur oder in sonst irgendwelche Einzelheiten verlieben. Die Frauen betrachten uns von allen Gesichtspunkten gleichzeitig: Alter, Beruf, Geld, Manieren, auch Figur, das aber zuletzt. Und aus alldem ziehen sie die Quadratwurzel, und danach verhalten sie sich.«
    »Seid ihr bald fertig?« kommt Susannes Stimme von draußen.
    »Fertig!« antworten wir im Chor. Sie geht vor uns zum Badesteg. Zimmermann hinter ihr her wie ein Traumwandler. Durch seine verzückten Augen sehe ich Susannchen plötzlich so, wie sie wirklich ist: ein ganz bezaubernder kleiner Käfer. Diese blonden Härchen da im Nacken über dem schlanken braunen Hals, die zarten Schultern und die schönen schlanken Beine. Sie ist einer jener seltenen Fälle, in denen sich die Niedlichkeit des Babys erhalten hat, jenes Babys, das ich mir vor zwanzig Jahren von den Eltern auslieh, um damit im offenen Wagen als meiner Tochter anzugeben.
    Einmal bleibt Zimmermann stehen und flüstert mir ins Ohr: »Tolle Krabbe!« Dabei atmet er heftig durch die Nase. Dann aber wird er auffallend ruhig, denn

Weitere Kostenlose Bücher