Zwei Toechter und drei Hunde
einen Handkuß zu erwarten! Überhaupt — wenn ich die Augen sehe — Ähnlichkeit mit Greta Garbo.«
»Haben wir auch schon bemerkt. So, mehr Hunde gibt’s nicht, jetzt gehen wir ‘rein. Und ihr bleibt draußen, alle beide.«
Ganz programmgemäß ist das Frauchen schon in der Bibliothek, als wir eintreten. Sie dankt für Blumen und Konfekt, und wir trinken einen Begrüßungscognac. Enrico bewundert die Möbel und zeigt sich als sehr sachverständig. Dann wird er nach oben geschleppt, wo schon der Tisch gedeckt ist und ihm die Mama präsentiert wird. Sie macht ihm eine kleine Verbeugung und hätte am liebsten einen Knicks gemacht, wenn nicht Frauchens drohende Blicke sie daran gehindert hätten. Professoren sind für sie höhere Wesen, die einem entweder den Bauch aufschneiden oder von denen die Schulzensur des Sohnes abhängt. Frauchen nimmt sie schnell am Flügel, und beide verschwinden in der Küche. Während Enrico und ich uns an den Rauchtisch vor das Radio setzen, hören wir, wie sie — die Mama — mit dröhnender Stimme erklärt: »Schöner Mann!«
Und darauf Frauchen: »Übermorgen werden dir unwiderruflich die Ohren ausgepustet! Merkst du denn nicht, daß du schreist wie ein Lautsprecher!« Wir grinsen uns an. Gleich darauf öffnet sich die Küchentür, und die Suppe wird aufgetragen: »Zu Tisch, bitte!« sagt das Frauchen.
Es wird ein fröhliches Mahl. Zimmermann entpuppt sich als charmanter Unterhalter, während die Hunde, jeder in seiner Ecke, ihr Mittagessen verschlingen, um möglichst bald am Tisch betteln zu können. Sogar Peterchen hat sich beeilt und irgendwas in die falsche Kehle bekommen, denn er krächzt entsetzlich. Frauchen muß aufstehen, ihn auf den Rücken klopfen und ihm das Mäulchen aufreißen, ob man was sieht. Das Ganze endet mit einem furchtbaren Nieser, und Frauchen muß sich das Gesicht abwischen. Nun springt auch Zimmermann mit der Serviette auf, die Mama ist ganz blaß, und niemand bemerkt auf diese Weise — außer mir —, daß Weffi sein hastig verschlungenes Mittagfressen wieder hochgebracht und vor sich hingelegt hat. Alles dies unter dem Rauchtisch. Er sitzt mit schlotternden Fellhosen davor und bewacht es. Meine ganze Hoffnung besteht darin, daß er es wieder auffrißt. Als ich nach einer Weile schüchtern in seine Gegend gucke, hat er’s tatsächlich getan.
Nach dem Mokka wird uns von den Damen ein Verdauungsstündchen im Garten vorgeschlagen. Wir gehen nach unten, holen uns aus der Garage zwei Liegestühle und legen uns unter den großen Jasminstrauch. Enrico weiß es so einzurichten, daß er dabei das Bentler-Haus im Auge hat. Dort erscheint jetzt Addi in der Tür. Sie hat eine winzige Schürze um und schüttelt das Tischtuch aus.
»Hallo — Hannes!« ruft sie herüber.
»Hallo, Addi!«
Sie wendet sich um und verschwindet.
»Wer war denn das?« fragt Enrico.
»Die Mutter.«
»Phantastische Beine!«
In diesem Augenblick kommt jemand den Weg ‘raufgeradelt. Es ist der Reiserer-Franz. Er hat nur eine Badehose an, und zwei durch eine Schnur verbundene Boxhandschuhe hängen über seiner Schulter. Er schwingt sich vom Rad, stellt es an den Zaun, wobei er seine Muskeln spielen läßt, und geht dann auf das Bentler-Haus zu. Buddys Regie hat großartig geklappt.
»Hallo, Colonel!«
»Grüß dich, Franzi!«
»Wer ist denn der Gorilla?« fragt Enrico.
»Das ist der Reiserer Franzi«, flüstere ich. »Margots Verlobter. Ich hab’s dir doch erzählt.«
Enrico starrt ihm nach und knabbert an seiner Unterlippe: »Mensch, ich muß dir verschiedenes abbitten! Ich war mir gar nicht sicher, ob du Gauner dieses Monstrum nicht einfach erfunden hättest. Wenn ich mir vorstelle, daß der mir... «
Ich knuffe ihn in die Seite: »Du! Du brauchst dir nichts vorzustellen! Guck mal, da rechts!«
Hinter dem Bentler-Haus hervor kommt Susanne. Im Bikini. Mit einem Buch unter dem Arm. Sie steuert genau auf uns zu.
»Das ist Susannchen«, flüstere ich noch schnell, »die mit der unglücklichen Ehe!«
Zimmermann sagt gar nichts, er sperrt nur den Mund auf und ist sofort aus dem Stuhl hoch.
Susanne legt mir den Arm um den Hals und gibt mir einen zärtlichen Kuß. Ich stelle vor: »Mein Freund, Professor Zimmermann — Frau Dillenburg. Bleib doch ‘n bißchen bei uns, Susanne.«
»Ach, ich störe euch doch bloß, Colonel!«
»Keineswegs«, schreit Enrico und blickt wild um sich, »wo habe ich denn vorhin noch einen Liegestuhl gesehen...«
»In der Garage.«
Zimmermann
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