Zwei Toechter und drei Hunde
besagter Gartenerde verschwinden. Blitzschnell hat sie sich eingegraben und dies gerade zur rechten Zeit, denn eben, als ihre Schwanzspitze in der Erde verschwindet, höre ich unten ein Getöse, der Dicke hat die Garagentür aufbekommen und die Flügel so heftig nach außen geschmettert, daß sie gegen die Prellsteine schlugen. Zwei Sekunden später hat die Meute mich aufgestöbert. Den Dicken packe ich am Halsband und lenke ihn ab, indem ich in das Kellerloch zeige. Er wittert ausgiebig und läßt sich so weit hinunter, wie es sein Schwerpunkt erlaubt, dann holt er sich wieder zurück und sieht mich mit einem so wissenden Blick an, daß ich lachen muß. Es fehlt nur noch, daß er ein Auge zukneift und sagt: >Du hast mich beschummelt, du Hund!<
Inzwischen hat Peter, offenbar durch das Beispiel seines großen Bruders, sich auf seine eigenen Instinkte besonnen und die Stelle entdeckt, an der das Mäuschen in der Erde verschwunden ist. Er beginnt sofort blitzschnell zu graben und überläßt die Aufgabe dann dem Dicken, dessen breite Tatzen ganz anders flutschen. Weit kommt er aber nicht, dann hat er meine Hand im Genick. In Ermangelung einer Leine nehme ich ihn ächzend auf den Arm, während ich gleichzeitig mit dem Fuß Peterchen wegschiebe und ihm mit »Pfui, laß das Tierchen!« bedeute, daß das kleine Mäuschen für ihn tabu ist. Der Dicke liegt in meinem Arm, die umgeknickten Tatzen hochgereckt, den Kopf so fest heruntergedrückt, daß die dicke Flappe fast die ganze Brust bedeckt. Dazu sieht er mich aus blutunterlaufenen Augen vorwurfsvoll an: >Mensch, das kannst du doch nicht machen! Die hätte ich doch gekriegt!< Ich küsse ihn auf die Nase, was er mit einem tiefen Brummen quittiert.
Von drüben kommt Addis Stimme: »Was machst du da eigentlich? Hast du ‘n Säugling adoptiert?«
»Ja. Komm her und sieh ihn dir an!«
»Ist ja nicht möglich!« Sie saust im Galopp auf mich zu, bis zum Bersten gefüllt mit weiblicher Neugier. Kurz vor mir bleibt sie stehen und wird ganz blaß, als sie mich anschaut: »Aber das ist doch...«
»Nein, mein Kind, das ist nicht. Es ist ein neuer Cocki.« Damit setze ich das Ungeheuer, das sich in meinen erlahmenden Armen in Beton verwandelt zu haben scheint, auf die Erde: »Hier, Cockemännchen, sag Tante Addi guten Tag, und gib ihr schön Pfötchen.«
»Ach, ist der goldig«, sagt Addi und bückt sich zu ihm nieder. Er hebt ihr in seiner üblichen neckischen Art den Rock hoch, wofür ich mich bei ihr entschuldige. »Wieso?« fragt sie mit scheinheilig erstaunten Kulleraugen: »Das ist doch selbstverständlich: ganz der Papa!« Dann kniet sie sich vor ihm nieder und nimmt seinen Kopf in die Hände: »Ach, kleiner Löwe, du hast das Große Los gezogen, weißt du das?« Sie streichelt ihn über die stark nach außen gewölbten Flanken: »Aber hör mal, der Schmerbauch muß weg!«
»Er stellt nur ungünstig«, verteidige ich ihn, »wenn du schräg hinter ihm bist, sieht er ganz normal aus!«
»Quatsch. Mindestens zehn Pfund müssen da ‘runter. Nicht wahr, Dicker?« Sie haut ihm kräftig aufs Hinterteil: »Donnerwetter, das ist ja wie aus Eisen! Hat der Kerl Muskeln!«
»Ja, eben! Was du für dick hältst, sind alles Muskeln, er ist ein Springercocker, die sind ja wie Bulldoggen gebaut.«
»Trotzdem zehn Pfund ‘runter. Ich würde ihn jede Woche einen Tag hungern lassen.« Der Dicke hat sich vor ihr auf den Rücken geworfen, tatzt nach ihrem Gesicht und läßt albern eine ungeheuer dicke und lange Zunge seitwärts aus dem Maul hängen. Sie krault ihn auf der Brust, worauf er sie mit einem gewaltigen Nieser unter Wasser setzt. Lachend wischt sie sich das Gesicht ab, und ihre Finger wandern vom Brustkorb weiter abwärts: »Sieh dir das an, was der Bursche für einen Mollenfriedhof hat! Alles ganz wabbelig!«
»Na, ja. Er hat ja auch meist Teigwaren und Milch auf seinem Bauernhof bekommen und außerdem nur rund ums Haus ‘rumgesessen. Wenn ich ihn täglich zwei Stunden toben lasse und auf Fleischkost setze...«
Ein Doppelschatten fällt über uns, Frauchen und die Mama. »Ja«, sagt Frauchen, »du hast ganz recht, Addi, der Wabbelspeck muß natürlich ‘runter. Wie findest du ihn denn sonst?«
»Bildschön! Darum ist es ja gerade so schade, daß er so dick ist. Das Gesicht ist schmaler und länger als beim alten Cocki und dunkler in der Farbe. Und dann hat er diese ulkige weiße Behaarung drüber — ist er schon ein alter Herr? Dem Wesen nach nicht!«
»Unsinn«, sage
Weitere Kostenlose Bücher