Zwei Toechter und drei Hunde
Tonnenöffnung zu zwängen. Aber dazu ist er doch zu klein, und so versucht er denn, den ganzen Kasten mit der Schulter umzuwerfen. Ich kann gerade noch zuspringen, ihm einen Klaps aufs Hinterteil geben und den Deckel wieder aufstülpen. Den Klaps quittiert er mit einem Grinsen und watschelt dann hinter dem Museumsdirektor her. Der führt ihn nun in die Waschküche, wo Cocki sich an dem nicht ganz zugedrehten Wasserhahn aufrichtet und ein paar Tropfen vom Hahn leckt. Dann interessiert ihn das Regal, auf dem die Konservendosen und Einmachgläser stehen. Nachdem er sich von der Hoffnungslosigkeit jedes Angriffs überzeugt hat, wandert er hinter den beiden anderen her in den Kohlenkeller. Weffi und Peter bleiben vor dem Berg mit Anthrazitnüssen stehen. Sie entsinnen sich noch zu genau an Frauchens Hand, die ihnen auf ihre kleinen Pos schrieb: Du sollst nicht erst im Kohlenstaub und dann auf Teppichen herumlaufen! Cocki aber, in Unkenntnis dieser Regel, kraxelt den Kohlenberg hinauf. Das ist gar nicht einfach, denn unter ihm rollen dauernd die glatten, schwarzen Eier weg. Aber mit seinen dicken Tatzen schafft er alles, genau wie der alte Cocki fast senkrechte Felswände damit hinauf kroch. Was aber will er bloß da oben? Hat vielleicht der Klempner, als er das letztemal die Wasserleitung reparierte und dazu den Kohlenberg ersteigen mußte, sein Frühstück dort vergessen? Nein, das ist es nicht. Cocki bleibt auf dreiviertel Höhe stehen, den Kopf schief geneigt, die Ohren unternehmungslustig hochgezogen. Ich habe das Licht angeknipst und sehe in seinen Augen nichts mehr von Sanftheit oder Schelmerei, sondern die scharfe Neugier des Raubtieres. Jetzt balanciert er ganz vorsichtig weiter, die massige Nase gerade vorgeschoben, so daß sie mit dem Nacken eine Linie bildet. Am liebsten würde er wahrscheinlich wie ein Pointer auch noch eine Pfote hochheben, aber das geht in diesem Fall nicht, denn dann würde er den Kohlenberg wieder hinunterrutschen. Weffi und Peter sitzen an dessen Fuß auf den Hinterteilen und verfolgen mit schiefen Köpfen diese Expedition. Der Weg um die Spitze des Berges führt Cocki an das Kellerfenster, dessen oberer Rand auf Gartenebene liegt. Draußen ist es durch ein Gitter abgedeckt, und darunter haben sich allmählich ein paar Unkrautpflanzen angesiedelt. Cocki besieht sich interessiert die Konstruktion des Riegels und versucht ihn hochzuschieben. Aber der Riegel ist eingerostet, denn das Fenster wird nie geöffnet. Der Dicke stößt ein zorniges >Wuff< aus und tatzt mit der Pfote gegen die Scheibe. Was hat er denn bloß? Ich sehe, daß auch die beiden anderen Genossen die Ohren hochgestellt haben, und den Raubtierglanz in ihren Augen. Und dann glaube ich, ein ganz feines Rascheln und Piepsen zu hören. Eine Maus? Ja, könnte sein, eine Maus, die durch die Gitterstäbe gerutscht und in dem Schacht gefangen ist. Ich mache kehrt und laufe durch die Garage wieder hinaus. Ehe die drei begreifen, habe ich ihnen schon die Garagentür vor den Nasen zugehauen. Cocki donnert von innen dagegen, und ich sehe, wie sich die Klinke bewegt. Dann fängt er regelrecht an zu pöbeln, und die beiden anderen nehmen das Thema mit voller Lungenkraft auf. Na, es wird hoffentlich einen Augenblick dauern, bis er die Klinke ‘runterkriegt.
Ich hebe das Gitter hoch, und da hockt doch tatsächlich zwischen ein paar kümmerlichen Pflänzchen, ganz in eine Ecke gedrückt, ein winziges Mäuschen und sieht mich aus seinen schwarzen Knopfaugen voll unendlicher Angst an. Wahrscheinlich ist es dieselbe Maus, die die Mama neulich durch die Küche huschen sah, worauf die Familie die Aufstellung einer Falle erörterte und wieder verwarf. Ich hole mein Taschentuch heraus und stülpe es mit einem schnellen Griff über das Mäuschen, wobei ich ihm erzähle, daß es sich bei mir um einen wohlmeinenden Wolkenkratzer mit durchaus tierfreundlichen Absichten handele. Jetzt fühle ich den kleinen Körper im Tuch zappeln, richte mich ächzend auf und lege dann das Tuch vorsichtig auf den Rasen. Dieser unser Rasen war noch nie besonders schön, weil die Erde darunter eine zähe und ziemlich unergiebige Angelegenheit ist. Außerdem hat es lange nicht mehr geregnet, und dadurch ist sie noch trockener geworden. Trotzdem: als ich mich ein paar Sekunden später zu wundem beginne, weil sich unter dem Tuch nichts mehr regt und es daraufhin wegziehe, sehe ich eben noch ein winziges Mäusehinterteil mit Kurs Australien, also senkrecht nach unten, in
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