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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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dachte, Inna dadurch versöhnlich stimmen zu können.
    Allerdings gab es noch einen Grund, aus dem ich einem Streit gelassen entgegensah. Versöhnungssex. Ich hoffe jedenfalls noch darauf.
    Es ist nämlich zwischen Inna und mir schon immer so gewesen, dass es eine unheimliche Verbindung zwischen Streit und Sex gab. Eine ganz einfach Gleichung: Je heftiger der Fight, desto intensiver der Sex danach.
    Von daher nehme ich es zurück, dass sich Streiten nicht lohnt. Im Gegenteil. Streiten ist super. Jedenfalls wenn es so abläuft, wie ich es mir wünsche. Erst schimpfen, dann schlafen. Und zwar miteinander.
    Das ist keinesfalls selbstverständlich, im Gegenteil. Ich kenne genug Paare, bei denen es genau andersherum verläuft:Je heftiger der Streit, desto länger die sexlose Phase danach.
    Beiunsaberistesso,dasswirunsregelmäßigsoinRagebringen,dasswirdasGanzemitWortennichtmehrlösenkönnen.AlsomussesohneWortegeschehen.UndzwarmöglichstimBett.OdermeinetwegenauchimWohnzimmeroderaufdemKüchentisch.
    Gut, letztere Varianten verbieten sich, wenn man mit Teenagern unter einem Dach lebt, die einen heimlich bei solchen Aktionen filmen und das Ganze schamlos bei Youtube einstellen könnten. Das wäre wirklich das Letzte.
    Jedenfalls sagte ich Inna irgendwann, dass wir uns nun lange genug gefetzt hätten und nun zu Phase zwei übergehen sollten. Sex.
    Hatte leider nicht die erhoffte Wirkung. Im Gegenteil. Sie wurde sogar noch saurer, was ich gar nicht für möglich gehalten habe. Sie keifte herum wie ein Grizzly-Weibchen, das dabei zusehen muss, wie ihre Jungen ausgestopft werden. Dann erklärte sie mir, dass sie sich alles Mögliche im Moment mit mir vorstellen könnte – mich vierzuteilen, mich mit einem Stein an den Füßen in der Nordsee zu versenken, mich auf einer Autobahnraststätte auszusetzen. Aber nicht mit mir ins Bett zu gehen. Undenkbar.
    Haben wir also ein neues Stadium erreicht? Eines, in dem auf Streit, eben nicht Sex folgt? Sondern kein Sex?!
    Ich weiß es nicht.
    Fest steht aber, dass wir, als uns schließlich doch die Puste ausgeht, eben nicht miteinander im Bett landen, sondern bei unserem Lieblingsitaliener an einem Tisch.
    Auch nicht schlecht. Essen ist der Sex des Alters.
    E s ist fast Mitternacht, als Inna und ich schließlich in unserem Ehebett liegen. Aus irgendeinem Grund wird mir erst in diesem Moment klar, dass etwas anders geworden ist. Natürlich nicht heute und nicht gestern. Aber irgendwann in der zurückliegenden Zeit.
    Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass man sich nach fünfzehn Jahren Beziehung immer noch genauso leidenschaftlich begegnet, wie, sagen wir mal, in den ersten drei Wochen. Oder den ersten drei Monaten. Oder den ersten Jahren.
    Sex funktioniert so ähnlich wie Wein. Er wird im Laufe der Jahre besser und teurer.
    Und von den guten, alten Weinen gönnt man sich eben nicht jeden Tag eine Flasche. Sondern eher einmal in der Woche. Oder meinetwegen auch noch seltener.
    Und bei guten, alten Weinen drückt man auch nicht mit dem Daumen den Korken ein und schüttet sie sich in einem Anfall aus Durst und Leidenschaft einfach in den Hals.
    Man zelebriert so einen Wein, nimmt sich Zeit, genießt ihn. Geht es ruhig an. Kostet. Verausgabt sich nicht.
    Inna und ich haben im Laufe der Jahre ein gutes Mittelmaß gefunden. Wir repräsentieren das, was alle Statistiken sagen: zweimal in der Woche.
    Winston Churchill hat mal gesagt, dass er keiner Statistik traut, die er nicht selbst gefälscht hat. Und das stimmt natürlich auch in diesem Fall. Zweimal in der Woche heißt nicht wirklich, dass wir es zweimal in der Woche tun.
    Sondern mal seltener, und mal öfter. Je nach Laune. Aber regelmäßig. Und gerne.
    Fragt sich nur, ob das wirklich immer noch stimmt. Noch ist der Abend schließlich nicht zu Ende. Denke ich.
    »Du, Schatz …«, sage ich und robbe in der Dunkelheit an Inna ran.
    »Hm?«, antwortet sie. Sprechen ist schon nicht mehr drin, nur noch murmeln. Sie ist müde.
    »Irgendetwas fehlt da noch.«
    »Was denn?«
    »Na ja, wir … « Ach, Blödsinn. Was soll ich da erklären? Ich rutsche noch näher an sie heran und zeige ihr, was ich meine. Inna schmunzelt. Dann gibt’s einen Kuss, aber die Gute-Nacht-Sorte.
    »Sei nicht böse. Ich habe morgen einen langen Tag vor mir«, sagt sie.
    »Alle Tage sind gleich lang.«
    »Das kann nur jemand sagen, der seit Jahren nicht mehr wirklich gearbeitet hat.«
    »Was soll das denn heißen?«, fahre ich auf.
    Keine Antwort.
    »Engel! Jetzt mal

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