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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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Räume von Galbert & Friends ein. Der Name klingt wie eine Werbeagentur, ist aber eine international tätige Rechtsanwaltskanzlei mit Niederlassungen in Shanghai, New York und Johannesburg. Büros in Vaduz, Monaco und auf den Caymans gibt es zwar auch, aber die bleiben unerwähnt. Das Finanzamt lässt grüßen. Ich weiß es, seit Torsten und ich vor einigen Jahren gemeinsam die tausendste Ausstrahlung von Die Firma mit Tom Cruise gesehen haben. Etwa in der Mitte des Films, als Tom zum ersten Mal zusammen mit Gene Hackmann in der Karibik ist, erklärte Torsten: »Endlich verstehe ich den Film. Unsere Appartements auf den Caymans sehen genauso aus. Und im Kabuff stehen bei uns auch Kisten mit Ordnern, in denen genug brisantes Material zu finden ist, um viele Menschen viele Jahre in den Knast zu bringen.«
    Das sagte derselbe Mann, der es nicht schafft, seiner eigenen Frau ein einfaches Nein entgegenzuhalten, wenn sie mal wieder mit Einkaufstüten bepackt vom Shoppen kommt und aus lauter Langeweile mal eben ein mittleres Monatseinkommen verprasst hat. Torstens Geheimnis besteht vermutlich darin, dass er das eine nicht ohne das andere könnte. Denn ursprünglich, als er noch an der Uni war, hat er uns immer erzählt, dass er als Anwalt mal Greenpeace oder irgendwelche abgelehnten Asylbewerber vertreten wollte. Jetzt vertritt er internationale Konzerne, die ihre Konkurrenten in den Ruin klagen und hat nicht das geringste Problem damit. Er tut es ja nicht für sich. Er tut es für seine Katarina.
    Frau Nitzer, die Model-Sekretärin, geht vor mir den langen Flur hinunter, um mich zu Torstens Büro zu geleiten. Alle drei Schritte dreht sie sich zu mir um und wirft mir ein charmantes Lächeln zu. Tatsächlich will sie sich nur überzeugen, dass ich auch wirklich noch hinter ihr bin. Ich habe diese Erfahrung schon früher gemacht. Kein Besucher darf in den Räumen der Kanzlei auch nur drei Meter ohne Beaufsichtigung eines Mitarbeiters zurücklegen. Sogar wenn du aufs Klo gehst, bringt dich jemand dorthin und wartet dann vor der Tür, bis du fertig bist. Als mir das einmal passiert ist, kam ich aus der Toilette hinaus, hob meine Hände und sagte: »Habe ich gewaschen. Überzeugen Sie sich selbst.«
    Es gab nicht einmal ein Lächeln als Antwort.
    Frau Nitzer klopft an Torstens Bürotür, öffnet und sagt: »Ihr Besuch ist da, Herr Dr. Mengen-Overath.« Torsten hat natürlich einen Doppelnamen, denn Katarina wollte zwar schon immer sein Geld, aber nicht unbedingt seinen Nachnamen.
    Frau Nitzer tritt zur Seite und lässt mich in das Büro, das mit einer Fläche von fast vierzig Quadratmeter recht beeindruckend ist. Torsten sitzt an seinem riesigen antiken Mahagonischreibtisch, der von Unterlagen übersät ist, und sagt ohne aufzublicken: »Bin gleich bei Ihnen. Eine Sekunde noch. Worum geht es denn?«
    »Ich habe da aus einem nicht ganz lupenreinen Aktiengeschäft einen höheren siebenstelligen Betrag, der dringend ein neues Zuhause sucht, in dem er von den hiesigen Finanzbehörden nicht belästigt werden kann.«
    Torsten, der immer noch in seine Unterlagen vertieft ist, nickt gedankenverloren und sagt: »Da sind Sie bei uns genau richtig, Herr …«
    Erst jetzt sieht er mich an, wird erst blass, dann rot. »Alex! Was soll denn das mit dem siebenstelligen Betrag?«
    »Wollte dich nur testen, du Mafiosi. Du bist durchgefallen. Ich weiß nicht, ob ich wirklich noch mit dir befreundet sein möchte.«
    Torsten schmunzelt. »Vielleicht überlegst du es dir noch einmal, wenn ich dich mit einem zwanzig Jahre alten Hennessy verköstige. Was meinst du?«
    »Gemacht. Dafür bin ich allemal zu kaufen.«
    Torsten steht auf, und wir umarmen uns. Dann weist er mir einen der englischen Ledersessel in der Fensterecke vor den Bücherregalen zu, die mit ledergebundenen Urteilssammlungen des Bundesgerichtshofs und des Verfassungsgerichts bestückt sind. Torsten füllt aus einer Kristallkaraffe zwei Gläser und reicht mir eines. Das Aroma, das mir in die Nase steigt, ist ausgesprochen gediegen. Ich kann auf einmal verstehen, warum jemand so einen Job macht.
    Torsten lässt sich in den Sessel mir gegenüber sinken. Er sieht, wie üblich, müde aus. Die achtzig Arbeitsstunden, die er pro Woche ableistet, bleiben nun einmal nicht ohne Spuren. Er mustert mich, dann umspielt ein süßsaures Lächeln seinen Mund. »Du hast gute Laune?«
    »Ist das verboten?«
    »Nein, aber überraschend. Nach allem, was in letzter Zeit los war.«
    »Tja. Ab jetzt geht’s

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