Zwei wie wir: Roman (German Edition)
aufwärts.«
Er sieht mich immer noch durchdringend an und sagt dann: »Du warst bei ihr .«
»Was?«
»Mach mir nichts vor. Bei Sandra.«
»Okay, stimmt. Ich war bei ihr.«
»Du Volltrottel.«
Ich zucke mit den Schultern. »Hat verdammt gutgetan.«
»Na, das ist ja die Hauptsache. Erzähl.«
Ich gebe Torsten einen knappen Überblick über die Geschehnisse der zurückliegenden Tage. Und der letzten Nacht. Ich rechne daraufhin nicht mit einer Antwort, sondern mit einer Abreibung. Schließlich ist Torsten der Biedermann in meinem Freundeskreis. Zu meiner Überraschung aber bleibt er völlig gelassen und sagt: »Ist doch super. Vor allem, dass du Sandra nicht wiedersehen willst. Dann hast du deinen Spaß gehabt und kannst jetzt die Sache mit Inna wieder in Ordnung bringen.«
»Hey, freut mich, dass du es so gelassen siehst.«
»Ich bitte dich, Alex. Wer wüsste besser als ich, dass man eine Ehe nur durchsteht, wenn man gelegentlich mal einen Abzweig in ein anderes Bett macht. Wahlweise auf einen anderen Wohnzimmerteppich, Küchentisch, Aktenschrank.«
»Torsten? Bist du das?«, frage ich.
Er grinst süffisant. »Überrascht?«
»Kann man so sagen. Ich dachte immer, du hältst einen Seitensprung für eine Todsünde, für die man mit ewiger Verdammnis bestraft wird.«
»Liegt vermutlich daran, dass ich nicht darüber rede. Im Gegensatz zu dir.«
Ich trinke von dem Hennessy, der so weich, sanft und rund ist, als würde man ein Gemisch aus Perwoll und Balsamico trinken. Natürlich mit besserem Aroma. Eine Streicheleinheit für Zunge und Gaumen.
»Kannst du mich mal aufklären«, fordere ich ihn auf.
»Wieso? Du hast Frau Nitzer doch kennengelernt. Was soll ich da noch aufklären?«
»Du und sie? Das gibt es ja wohl nicht!«
Torsten winkt ab. »Ist was rein Berufliches, verstehst du? Wir verbringen mindestens drei Abende in der Woche gemeinsam bis zehn oder elf Uhr hier im Büro. Da kommt so etwas schon mal vor.«
»Und Katarina?«
»Die stört das nicht. Oder sagen wir so: Es interessiert sie nicht. Außerdem ist sie meistens viel zu müde vom Shoppen, als dass sie noch groß Lust auf mich hätte. Falls sie nicht auch etwas nebenbei am Laufen hat. Ich würde es jedenfalls nicht ausschließen.«
Torsten hätte mir auch erzählen können, dass er in Wahrheit von einem Exo-Planeten aus der Andromeda-Galaxis stammt, um dann zum Beweis aus seiner künstlichen Menschenhülle hinauszutreten und als kleines, zotteliges Alien vor mir zu stehen.
»Warte mal, Torsten. Ich muss das erst mal auf die Reihe bekommen. Du leidest seit Jahren unter Katarina, wegen ihrem Shopping-Tick. Jetzt erzählst du mir auch noch, dass im Bett zwischen euch nicht mehr viel läuft und dass du ein Verhältnis mit deiner Sekretärin hast … «
»Gut zusammengefasst.«
»Warum tust du dir das alles an? Ich meine, warum trennst du dich nicht einfach von Katarina?«
Torsten sieht mich verständnislos an. »Mich trennen? Von Katarina? Warum sollte ich das tun? Ich liebe sie!«
Ich konzentriere mich wieder auf den Cognac und versuche das Wirrwarr in meinem Kopf ein wenig zu klären. Dann sage ich: »Sieht so aus, als wäre in Wahrheit ich der Biedermann in meinem Freundeskreis.«
»Stimmt. Allerdings könnte man es auch anders ausdrücken, Alex. Man könnte nämlich auch sagen, dass du der Glückspilz unter deinen Freunden bist. Weil du mit Inna nun einmal die Richtige gefunden hast. Passiert nicht jedem.«
»Und was ist mit Katarina?«
Torsten schnalzt mit der Zunge. »Ich liebe sie. Aber ob sie die Richtige ist? Ich weiß nicht. Dafür haben wir nun wirklich zu viele Probleme. Aber egal, heute geht’s ja um dich. Darum kann ich nur hoffen, dass du die Sache mit Inna wieder in Ordnung bringst. Es wäre wirklich schade drum.«
»Um ehrlich zu sein – genau darum bin ich hier.« Ich bringe meine Bitte mit dem Alibi vor.
Torsten macht kein Ding draus. »Klar, kein Problem. Allerdings solltest du trotzdem aufhören, so blöd zu grinsen. Jedenfalls wenn du später nach Hause kommst. Sonst kannst du Inna nämlich auch gleich erzählen, was passiert ist.«
23
A l s ich am Abend nach Hause komme, fühle ich mich ziemlich durchgemixt. Diesmal habe ich schließlich wirklich einen rauchenden Revolver in der Hand, und jemand ist tot. Ich drücke Inna einen Kuss auf die Lippen und bin fest davon überzeugt, dass wir die Dinge wieder ins Lot bringen.
Wir essen zu viert zu Abend. Ich bin schweigsam, Inna genauso. Noch einmal schießt mir
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