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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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würde sich schon noch legen. In meinen Zwanzigern hatte ich mein Verhalten angepasst, schließlich wusste ich, was mir blühte. Ich war charmant, verbindlich, machte Komplimente und log, wo es angebracht war. Half es etwas? Nein.
    Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich ja immer noch jung war und vor allem immer noch auf der Suche. Mädchen spüren so etwas. Sie fahren Geschütze auf, bringen ihre Truppen in Stellung, rechnen mit dem Schlimmsten und verhalten sich auch so.
    Heute? Mit Mitte vierzig? Ich habe mich entschieden, jedenfalls bis vor Kurzem, und die Frau an meiner Seite weiß das auch. Oder sie sollte es zumindest wissen. Ich bin – weitestgehend – ehrlich, weil es nicht wirklich etwas gibt, das ich verbergen müsste. Hat es etwas genützt? Fehlanzeige.

26
    A m nächsten Tag kommt Erik ins Schuster’s, wie immer abgekämpft, wie immer mit tiefen Ringen unter den Augen.
    »Guten Morgen, Alex.«
    »Um ein Uhr mittags sagt man nicht mehr Guten Morgen.«
    »Wieso nicht?«
    »Kein Kommentar.«
    Er will hinter den Tresen gehen, als er Bernd dort entdeckt, der heute auch wieder hier arbeitet. Erik fängt sofort an, Ärger zu machen. »Ey, was macht der Typ da?«
    »Deine Arbeit, Erik.«
    »Das geht nicht.«
    »Wie du siehst, geht es hervorragend.«
    »Willst du mich feuern?«
    »Ich habe darüber nachgedacht.«
    Brommi, der an der Theke sitzt und seinen dritten Filterkaffee schlürft, mischt sich ein und sagt: »Lass dir das nicht gefallen, Erik. Keine Macht den Kapitalisten.«
    »Meinst du damit mich, Brommi?!«
    »Klar, du bist hier der Chef.«
    »Gott, ja. Nur dass Kapitalisten Geld für ihre Waren verlangen. Während du deinen Kaffee nicht selten umsonst bekommst.«
    »Stimmt auch wieder. Also gut, schmeiß ihn raus.«
    Bernd, der uns mit offenem Mund zuhört, schießen die Tränen in die Augen. »Aber nein, hört auf damit, Leute. Bitte Erik, so ist es nicht gemeint. Ich wollte wirklich nicht … «
    »Ach, halt die Klappe, Bernd.«
    »Red nicht so mit ihm«, fauche ich Erik an.
    »Dann soll er sich dahin verziehen, wo er hingehört. Auf die andere Seite des Tresens.«
    »Dann komm gefälligst das nächste Mal pünktlich.«
    »Ist ja gut.«
    Nichts wird sich ändern. Aber gut, dass wir darüber gesprochen haben. Ich fühle mich zu Hause.
    I c h setze mich nach draußen in die Sonne, wo ich behaglich die Augen schließe. Keine drei Minuten später reißt mich eine Stimme aus den Gedanken.
    »Hallo, Junge.«
    Ich beschatte meine Augen mit der Hand und blicke nach oben. Es ist Achim. »Hallo, Papa«, sage ich.
    »Nenn mich nicht so.«
    »Du meinst, weil die Leute sonst merken, dass du über siebzig bist?«
    »Schschtt! Schluss jetzt.«
    Ich grinse, und schließlich entdecke ich auch in Achims wettergegerbtem Gesicht ein Lächeln. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass er fertig aussieht. Unter seiner Golferbräune wirkt er geradezu blass.
    »Du weißt es also auch schon«, sage ich, weil ich vermute, dass seine Formschwäche an mir liegt.
    »Ich weiß was schon?«
    »Das mit Inna.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Ach, vergiss es.« Habe mich wohl getäuscht.
    »Ich habe keine Ahnung, was du meinst, Junge. Ich bin jedenfalls hier wegen Ludmilla.«
    »Geht’s immer noch um die Hochzeit?«
    Er nickt niedergeschlagen. »Allerdings. Sie will einfach nicht. Sie will nicht mal darüber reden.«
    »Ist doch super.«
    »Wieso das denn? Ich bin fertig mit den Nerven.«
    »Sei nicht albern, Papa. Es wäre deine vierte Hochzeit. Und das sollte dir doch eigentlich beweisen, dass eine Ehe alles andere als ein Garant dafür ist, dass eine Beziehung funktioniert.« Achim sieht mich überrascht an. »Hm, so habe ich die Sache noch nie gesehen.«
    »Solltest du aber. Schließlich kann Ludmilla dir kein größeres Geschenk machen. Sie will bei dir bleiben. Und zwar ganz ohne Vertrag. Das ist ein Kompliment. So solltest du es verstehen.«
    Achim kaut auf dem Gedanken herum, zuckt dann mit den Schultern. »Okay, vielleicht hast du recht. Ich werde es sacken lassen … Und jetzt zu dir. Was ist mit Inna?«
    »Nichts.«
    »Das heißt?«
    Ich gebe ihm einen groben Überblick über die Ereignisse. Achim hört mir zu und schüttelt dabei den Kopf, als wäre er ein Headbanger auf einem Heavy-Metal-Konzert.
    »Gott, Alex«, sagt er schließlich. »Warum hast du das getan?«
    »Du meinst, sie zu betrügen?«
    »Was sonst?«
    »Keine Ahnung. War es ein Fehler?«
    »Das fragst du mich?«
    »Du kennst dich aus.«
    Wir müssen beide

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