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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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grinsen. Erstaunlich, dass wir das können.
    »Du solltest ihr zeigen, dass es dir leidtut.«
    »Hast du das damals getan? Bei Mama?«
    »Ja, aber es hat nichts genützt.«
    »Ich bin mir ehrlich gesagt nicht einmal sicher, ob es mir leidtut. Ich meine, klar, ich habe mich danebenbenommen. Aber Inna sagte auch, dass es nicht ohne Grund passiert wäre. Sie hat recht. Ich denke, bevor ich mir nicht eindeutig klar darüber geworden bin, was ich eigentlich will, brauche ich bei ihr nicht anzukommen.«
    Achim nickt. »Immerhin bist du ehrlich. Auch zu dir selbst. Das war ich damals nicht. Als ich mich bei deiner Mutter für meinen Seitensprung entschuldigt habe, wusste ich im gleichen Moment, dass ich es wieder tun würde. Und sie wusste es auch. Was ist mit dir?«
    Ich zucke mit den Schultern. Er wartet geduldig auf eine Antwort, aber als ich längere Zeit nichts sage, legt er mir die Hand auf die Schulter und sagt: »Ich drücke dir die Daumen, Alex. Aber lass dir was Besseres einfallen, als dich nachts mit deinen Freunden herumzutreiben und zu viel zu trinken. Das bringt dich nicht weiter.«
    »Ich weiß. Ist mir auch schon aufgefallen.«

27
    E s gibt Zeiten, in denen braucht ein Mann seine Freunde: beim Fußballgucken, beim Komasaufen und wenn er von seiner Frau vor die Tür gesetzt wird.
    Das Blöde ist, dass die meisten meiner Freunde ihrerseits in Beziehungen stecken. Und dass ihre Freundinnen Ehestreit für eine Art ansteckende Krankheit halten, vor der sie ihre Männer möglichst beschützen müssen.
    Sascha ist anders. Er hat erstens mit Frauen nichts am Hut, und außerdem hält er Eifersucht für ein überkommenes Gefühl aus längst vergangenen Tagen und Ehebruch für eine moralische Pflicht.
    Wir telefonieren, und ich frage ihn, ob er nicht eine Idee hätte, was mich auf andere Gedanken bringen könnte.
    Hat er. Auf die Sascha-Art.
    Noch am selben Abend sitzen wir an Bord einer Air Berlin-Maschine und fliegen nach Palma de Mallorca. Flug und drei Übernachtungen zum Last-Minute-Preis von 175,– Euro. Halbpension. Da bleibt noch genug Geld übrig, um uns schon auf dem Hinflug mit Dosenbier in Malle-Stimmung zu versetzen.
    Sascha ist auf Mallorca so fehl am Platz wie ein Krokodil im Ententeich. Aber das stört ihn nicht. Und vor allem hält es ihn nicht davon ab, im Bierkönig Hof zu halten, den Go-go-Girls auf den Hintern zu hauen und mich im Übrigen so konsequent mit Bier abzufüllen, dass ich an alles denke, aber bestimmt nicht an meinen Streit mit Inna.
    Wir unterhalten uns mit Versicherungsvertretern aus dem Ruhrgebiet, Monteuren aus Bayern und Kapitänen aus Hamburg. Wenn ich ihnen von meiner Ehekrise erzähle, rollen sie mit den Augen und geben mir etwas zu trinken aus. Nein, dazu sagen wollen sie nichts, weil es dazu nichts zu sagen gäbe.
    Am dritten Abend lerne ich eine Frau aus Köln kennen, die mir gefällt. Sie ist Single, reist mit einer Freundin, die aber an diesem Abend schon Jagderfolg hatte. Ihr Ausdruck. Wir kommen ins Gespräch, wir kommen uns näher, sie sagt, dass ihr Hotel ganz in der Nähe wäre.
    »Also? Was ist? Kommst du mit?«, fragt sie mich.
    Ich rudere zurück, und wir einigen uns erst einmal auf den Strand. Auf dem Weg besorgen wir uns etwas zu trinken und setzen uns in den warmen Sand. Auf dem schwarzen Wasser spiegelt sich der Mond, von weit hinter uns hören wir die gedämpfte Musik der Kneipen und Klubs. Dass ich verheiratet bin, interessiert sie nicht, schließlich hätte sie Urlaub. Nett. So könnte ich meine Situation auch beschreiben. Wir küssen uns. Worüber mache ich mir eigentlich Gedanken?
    Wir machen noch eine Weile rum, und dann will sie wirklich ins Hotel. Ich auch. Ich nicht. Jagderfolg? Inna würde sich über die Formulierung totlachen. Das konnte sie. Das konnten wir zusammen. Lachen. Sogar im Bett. Aus allen möglichen Gründen. Weil komische Geräusche entstehen, weil ich zu früh oder sie zu spät kommt, weil ich mir bei einer gewagten Stellung fast das Bein verrenke oder sie sich den Hals, weil Emma ins Schlafzimmer reinstolpert und wissen möchte, ob Inna verletzt wäre und darum so laut stöhne, oder weil Julian gegen die Tür hämmert und uns mitteilt, dass er Besuch hätte und es peinlich fände, seinen Freunden erklären zu müssen, dass seine Eltern mal wieder so rollig wie Straßenkatzen wären. Das konnte ich vorher mit keiner anderen Frau. Und hinterher vermutlich auch nicht.
    »Was ist denn jetzt?«, fragt die Kölnerin.
    »Gar nichts. Siehst

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