Zweifel in Worten
durchatmete, während er hörte, wie seine Mutter durch den Flur zur Haustür ging.
Er streckte sogar in einem kurzen Anflug von Neugier den Kopf zum Fenster. Im Licht der Straßenlaternen konnte er aber nur Umrisse von verschiedenen Fahrzeugen sehen, dazu den kleinen Baum, der im Vorgarten seiner Eltern stand. Von hier aus konnte er nicht sehen, wer da um diese Zeit zu Besuch kam.
Frank erwischte sich beim Lauschen.
„Guten Abend?“, sagte seine Mutter und es klang tatsächlich eher wie eine Frage. Also keine Freundinnen von ihr, die zu einem gemütlichen Abend vorbeikamen.
„Guten Abend“, erscholl es zweistimmig und Frank blinzelte. Eine Welle von Wärme schwappte durch sein Rückgrat in seinen Nacken, um sich anschließend bis in den letzten Winkel seines Körpers auszubreiten. Das war nicht möglich!
„Entschuldigen Sie die Störung“, begann ganz eindeutig Gabriels Stimme nun. „Dürften wir Ihren Sohn sprechen?“
Frank schluckte das Brot herunter und spülte mit einem viel zu heißen Jasmintee nach. Er fluchte, weil er sich die Zunge verbrannte.
„Er ist in der Küche.“
Er erstarrte. Na super, und jetzt? Er erhob sich und sah zur offenen Tür, hörte, wie Gabriel und Sam sich die Jacken abnehmen ließen und seine Mutter sie an die Garderobe hängte.
Nun geh schon, sind nur zwei Schritte zur Tür!
Aber er blieb wie angewurzelt stehen und wartete. Schon erschienen die Hünen gebückt unter dem Türrahmen, traten näher und zur Seite.
Frank blinzelte zweimal, bis er begriff, dass selbst Tintenfisch-Sammy nicht auf die Idee kam, ihn zu umarmen. Leise Enttäuschung flammte auf, die er sich sofort verbot. Immerhin hatte er sich einfach verdrückt, war es da ein Wunder, dass sie ihn nicht überschwänglich in ihre Arme schlossen?
Er stand noch immer sprachlos mit seiner verbrannten Zunge da. Wieso kümmerte er sich beim Anblick der beiden ihm liebsten Menschen der Welt um seine blöde Zunge?!
„Hallo Frank“, sagte Gabriel und Franks Blick fuhr zu ihm. Er schluckte, verfing sich im Kornblumenblau und hielt die Luft an.
„Hallo Frank“, sagte auch Sam und er musste blinzeln, um den Blick nun in den hellblauen Augen zu versenken.
„Ha-hallo“, brachte er hervor und schluckte hart. „Setzt euch doch.“ Fahrig deutete er zum Tisch.
„Dürfen wir dich erst vernünftig begrüßen?“, erkundigte sich Sam und trat einen halben Schritt auf ihn zu.
Frank nickte ruckartig und irgendwie schien das eine Art geheimes Startsignal zu sein, über dessen Wirkung er sich nicht im Klaren gewesen war.
Beide kamen auf ihn zu, umfingen ihn, sich gegenseitig, irgendwie waren überall Hände, Arme, Wärme, Nähe, Stärke – und Liebe.
Er wusste nicht, an wen er sich mehr klammerte, wer ihm näher war, aber das spielte auch überhaupt keine Rolle. Stattdessen sah er zur Küchentür und spürte augenblicklich, wie die Röte heiß in seine Wangen schoss. Seine Mutter stand dort und grinste. Sie wirkte zufrieden.
„So, das sind also deine zwei Richtigen?“, fragte sie und Frank war sich nicht sicher, ob sie darauf eine Antwort erwartete. Trotzdem nickte er und hob den Kopf, um seine Liebsten nacheinander zu küssen.
~*~
Gabriel hatte Mühe, sich zu beherrschen, zu lange hatte er auf Franks Nähe verzichten müssen, zu lange hatte er in den gleichen Zweifeln und Grübeleien festgesteckt wie Sam.
Es tat so unendlich gut, beide hier bei sich zu haben. Doch nach dem ersten Kuss trennte er sich von ihnen und sah Franks Mutter entschuldigend an. „Verzeihen Sie, das alles ist sicherlich nicht leicht zu akzeptieren“, begann er. „Ich ... sollte mich vielleicht erst einmal vorstellen.“
Er reichte Franks Mutter die Hand erneut. „Mein Name ist Gabriel Luccadatis und das ist Sam Midhen. Wir leben und arbeiten in Berlin und haben dort Ihren Sohn kennengelernt.“
Sie sah ihn offen und freundlich an, entweder, Frank hatte schon etwas gesagt – und ihre Worte eben hatten durchaus darauf hingedeutet – oder sie verfügte über ein enormes Gespür.
„Eleanor Meißner. Ich freue mich, dass Sie beide den Anfang gemacht haben. Ich denke, Frank hätte es nicht getan.“
„Mama!“, maulte der nun und Gabriel grinste.
„Auch für uns ist dies hier eine ungewöhnliche Situation, Frau Meißner, aber wir sind einfach der Meinung, dass Ihr Sohn zu uns gehört.“
„Er ist alt genug, und wenn ich bedenke, wie ...“, sie brach ab, anscheinend wollte sie nicht plaudern. „Frank weiß, was er will und
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