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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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die Terrasse ging.
    „Frank! Super, dass du anrufst!“
    „Na, ob du das noch mal wiederholst, weiß ich nicht“, prophezeite er im selben Ton.
    „Hey, hör zu, ich hab es kapiert!“
    „Warte mal, wie war das mit ‚und wenn es nur ist, um mich anzubrüllen‘?“
    „Schon gut.“ Sam klang plötzlich richtig kleinlaut.
    „ Gib’s ihm, Frank, er hat’s verdient!“, erklang eine andere Stimme aus dem Hintergrund.
    „Guten Abend, Gabriel. Nicht jeder kriegt, was er verdient, manchen aber trifft es zu Recht. Ich weiß nicht mal, wieso ich angerufen habe. Eigentlich sollte es mir doch sonst wo vorbeigehen, was ihr denkt und wollt. Jedenfalls ... es ist okay. Jeder macht Fehler. Ich muss ja zugeben, dass ich auch neugierig war, aber auf so eine Idee wäre ich niemals gekommen. Ist wohl alles etwas blöd gelaufen, nehme ich an. Normalerweise bin ich nicht mal vorn. Sam muss also ein echtes ‚Glückskind‘ sein ...“ Er brach ab. Wieso telefonierte er noch? Und wieso sabbelte er, als gäbe es kein Morgen?
    Ob das an den Alpträumen lag?
    „Du ... bist mir nicht böse?“, hakte Sam leise nach.
    „Wozu denn?“, seufzte Frank. „Es ist passiert. Man kann Dinge nicht rückgängig reden.“
    „Das klingt wirklich sehr bitter, Frank.“ Das war wieder Gabriel. Seine Stimme war tiefer als die von Sam. Sehr angenehm und weich, volltönend.
    „Ist es vielleicht auch, keine Ahnung.“
    „Dir macht doch etwas ganz anderes zu schaffen, kann das sein?“ Sam schoss vermutlich voll ins Blaue, aber andererseits hatte er seine Panik heute Vormittag erlebt.
    „Hm“, machte Frank nur.
    „Willst du vielleicht drüber reden?“ Der hoffnungsvolle und so hilfsbereite Ton in Sams Stimme ließ ihn lächeln. Wollte er?
    „Was würde das ändern?“
    „Vielleicht, dass du nicht mehr allein daran herumschleppst.“
    Das war ein Argument, aber war er bereit dazu, das eine dunkle Kapitel seines Lebens mit diesen Fremden zu teilen? Eher nicht.
    „Ich kenne euch doch überhaupt nicht, wieso sollte ich euch meine Ängste anvertrauen? Sie gehören mir und es reicht, wenn sie mich quälen.“
    „Hör mal, dürfen wir dich besuchen?“
    Sofort schoss die Panik in seinen Körper und er versteifte sich. Besuchen? Ihn?
    „Niemals!“, entfuhr es ihm viel zu laut und mit dabei doch wackeliger Stimme.
    „Verzeih, vielleicht war das nicht der beste Weg, dir zu zeigen, dass wir dir nichts tun wollen. Bislang war ich immer derjenige, der den Kontakt abbrechen wollte“, erklärte Gabriel. „Aber nachdem Sam mir heute Mittag in den glühendsten Worten beschrieben hat, wie du bist und dich verhältst, wie du reagiert hast, als er dir aus Versehen zu nah kam ... Na ja, ich habe meine Meinung geändert.“
    „Und?“, krächzte Frank.
    „Wir wären gern deine Freunde, Frank. Offensichtlich brauchst du Freunde, die dir über das eine oder andere hinweg helfen.“
    Er schnaubte. „Und ihr denkt, das seid ihr? Wieso?“
    „Wenn ich dir eine Adresse nenne, kannst du dann dorthin kommen?“
    „Wann? Jetzt?“
    „Ja.“
    Ein beinahe hysterisches Kichern entkam Franks Kehle. „Oh, sicher, damit mich wieder jema …!“ Er brach ab und starrte auf das Telefon, dann legte er auf.
    „Scheiße!“, fluchte er und plötzlich war ihm trotz der stickigen, warmen Luft auf der Terrasse eiskalt. Er ging hinein und zog sich eine Trainingshose, ein Shirt und Socken an, dann setzte er sich in seinen Lesesessel und zog die Beine an den Leib. Das Zittern ließ sich nicht unter Kontrolle bringen. Nicht nach den frischen Alpträumen und dem, was mit ihnen wieder hochgekommen war.
    Zu lebhaft erinnerte sich Frank an den Schmerz und die Qualen, an das Gefühl, sein Körper würde von innen heraus verbrennen.
    Er schloss die Augen und ließ die Tränen einfach laufen, rührte sich nicht mehr und fand auch keinen Schlaf.

Beeindruckender Besuch

    Sam sah den Hörer noch einen Moment lang an, dann schaltete er den Lautsprecher ab und wandte sich zu Gabriel um. „Scheiße!“
    Sein Freund nickte. „Allerdings.“
    „Und was machen wir jetzt? Ich meine, wir können doch nicht ...“ Sam brach ab und hob die Schultern in seiner Hilflosigkeit. „Ich weiß, ich weiß, er könnte uns egal sein, aber ...!“
    „Nein, nicht mehr.“ Gabriel streckte die Hand nach Sams Schulter aus und drückte sie sanft. „Er hatte Angst, dass wir ihm etwas antun.“
    „Aber wie sollen wir ihm denn beibringen, dass wir das niemals täten?!“
    Gabriel seufzte tief. „Indem

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