Zweifel

Hand.
    »Danke.«
    Sam sah bedauernd zu, wie Bo die Bürste im Rucksack verstaute und diesen schloss. »Du musst nicht gehen.«
    Es war Samstagmorgen, fünf Tage, nachdem Bo aus dem Krankenhaus entlassen worden war und dieser machte sich gerade fertig, um in seine eigene Wohnung zurückzukehren. Sam war aus mehreren Gründen alles andere als begeistert, nicht zuletzt, weil er sich daran gewöhnt hatte, neben Bo aufzuwachen. Der Gedanke daran, wieder allein schlafen zu müssen, war deprimierend. Außerdem machte er sich Sorgen um Bo, obwohl dieser, abgesehen von einem leichten Hinken, wieder völlig gesund zu sein schien.
    »Ich weiß«, sagte Bo. »Und ich bin mehr als dankbar für alles. Aber ich sollte wirklich gehen.«
    »Alle, die mit uns zusammenarbeiten, wissen doch schon über uns Bescheid.«
    »Stimmt. Aber Janine nicht und ich denke nicht, dass sie davon Wind bekommen sollte.«
    »Deine Anwältin meinte doch, dass sie keinerlei rechtliche Grundlage hat, deine sexuelle Orientierung gegen dich zu verwenden«, beharrte Sam, während er Bo folgte, der durch das Schlafzimmer hinkte, um zu überprüfen, ob er etwas vergessen hatte. »Zieh bei mir ein, Bo. Bitte.«
    Lachend legte Bo die Arme um Sams Hals und zog ihn zu sich heran. »Es wird jedes Mal schwerer, nein zu sagen, wenn du mich so darum bittest.«
    Sam grinste. »Zieh bei mir ein.«
    »Nein.« Die Liebe in Bos Augen nahm dem Wort die Schärfe. »Ich habe keine Angst davor, dass sie unsere Beziehung benutzen wird, um mir Sean und Adrian wegzunehmen. Nicht mehr.«
    »Wovor hast du dann Angst?« Sam löste das Gummiband aus Bos Zopf, entwirrte die ebenholzfarbenen Strähnen und ließ sie durch seine Finger gleiten. »Warum willst du nicht zu mir ziehen? Oder zumindest ein wenig länger bleiben, bis dein Bein vollständig geheilt ist.«
    Bo seufzte und liebkoste Sams Hals mit seiner Nase. »Ich bin nicht länger auf Hilfe angewiesen. Janine ist eine verdammt gute Journalistin. Wenn ich hier bleibe oder wenn ich hier sogar einziehe, wird sie herausfinden, dass du mir nicht nur einfach behilflich bist und dass wir mehr sind als Kollegen und Freunde. Und sie mag es nicht verwenden können, um mir die Jungs auf legalem Weg wegzunehmen, aber sie wird es benutzen, um sie gegen mich aufzuhetzen.«
    »Sie lieben dich, Bo.« Sam drehte Bos Kopf zur Seite, um seine Halsbeuge zu küssen. »Sie werden sich nicht so leicht beeinflussen lassen.«
    »Sie sind Kinder. Ich weiß, dass sie mich lieben, aber abgesehen von kurzen Besuchen sind sie immer mit Janine zusammen. Sie hat einen großen Einfluss auf sie.« Bos Hand wanderte hinunter, um die Konturen von Sams Brustwarze durch den Stoff seines Hemds nachzuzeichnen. »Aber ich will da jetzt gerade nicht drüber reden.«
    »Dann lass es.« Sam neckte Bos Ohrläppchen mit der Zunge. »Schlaf nochmal mit mir, bevor du gehst.«
    Bos leises Stöhnen ließ kleine Schauer über Sams Wirbelsäule rieseln und stellte seine Beherrschung damit auf eine harte Probe. »Mm... Nein. Diesmal nicht.«
    Etwas in Bos Stimme ließ Sams Knie weich werden. »Warum nicht?«
    Bo legte eine Hand an Sams Wange und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Das süße, langsame Streicheln seiner Lippen und Zunge sandte eine Hitzewelle durch Sams gesamten Körper. Als sie sich voneinander lösten, loderte das Feuer in Bos Augen.
    »Lass mich dir einen blasen«, wisperte Bo. »Ich hab' bisher noch nicht und ich... ich will es probieren.«
    Das Bild vor seinem geistigen Auge genügte schon fast, um Sam in seiner Jeans kommen zu lassen. Er zügelte sich mühsam. »Bist du sicher?«
    »Ja.« Bo errötete und hob den Kopf, um Sam durch einen Vorhang aus Haaren hindurch ansehen zu können. »Ich träume immer wieder davon, wie es ist, dich in meinem Mund zu haben. Ich will wissen, wie es sich anfühlt. Wie du schmeckst, wenn du kommst.«
    Sam musste die Augen schließen, um dem Schwindelgefühl in seinem Kopf Herr zu werden. »Oh Gott, Bo. Ich will dich auch... Aber die Tests sind noch nicht durch.«
    Sam war in der vergangenen Woche zum Arzt gegangen, um sich auf HIV und Hepatitis testen zu lassen. Beide sahen es mehr als Formalität an, da Dean der einzige andere Mann war, mit dem Sam in den letzten Monaten zusammen gewesen war. Aber sie waren sich über die Notwendigkeit einig und Sam wollte Bo keinerlei Risiken aussetzen.
    Bo hatte vor Sam über ein Jahr lang gar keinen Sex gehabt. Da er ein regelmäßiger Blutspender war, wurde er ohnehin alle paar Monate