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Zweifel

Zweifel

Titel: Zweifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Blue
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ignorieren.«
    »Mom hat den Tag mit Freunden aus ihrer Kirche verbracht«, protestierte Sam. »Und ich glaube, meine Schwester und ihre Familie waren bei ihren Schwiegereltern. Ich denke nicht, dass sie mich großartig vermisst haben.«
    »Du machst wohl Witze.« Cecile starrte ihn an und in ihrem Gesicht zeichnete sich ein solches Entsetzen ab, dass Sam zu lachen begann. »Das ist nicht witzig. Ich bin sicher, du hast die Gefühle deiner Mutter verletzt.«
    Darüber musste Sam nur noch heftiger lachen. Die Beziehung zu seiner Familie war stark abgekühlt seit jenem Osterfest vor beinahe zwanzig Jahren, als er ihnen eröffnet hatte, dass er schwul war. Da hatte es einen Bruch gegeben. Zwar hatten sie ihn nie offen ausgeschlossen, aber er wusste, dass sie seine Abwesenheit seiner Gegenwart vorzogen. Der Tag, an dem er seine Sachen gepackt hatte, um Marietta endgültig zu verlassen, war der Tag gewesen, an dem seine Mutter ihn zum ersten Mal seit Jahren wieder angelächelt hatte.
    Sam wischte sich über die plötzlich feuchten Augen, lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und blickte Cecile mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Glaub mir, dadurch wurde niemand verletzt.«
    Cecile musterte ihn scharf, aber bevor sie etwas sagen konnte, wurde die Tür ein weiteres Mal geöffnet. Dean kam hereingestapft, gefolgt von Andre und Bo.
    Als Bos Blick seinen traf, fühlte Sam einen seltsamen, kleinen Hüpfer im Magen. Er lächelte, wusste genau, wie albern er aussehen musste, aber das war ihm egal. Bo grinste mit strahlenden Augen zurück.
    »Guten Morgen«, trällerte Dean. »Hattet ihr alle einen schönen Feiertag?«
    Als alle begannen, durcheinander zu reden, warf Bo Sam von der Seite einen verheißungsvollen Blick zu. Die Hitze darin brannte sich in Sams Haut und er musste mit aller Macht den Drang bekämpfen, aus dem Stuhl zu springen und diesen Mann mit Küssen zu überhäufen.
    »Also, wer von euch hat gestern Abend auch die Nachrichten gesehen?« Andres Frage brachte die Unterhaltungen sofort zum Erliegen.
    »Wir haben sie gesehen«, bemerkte David und streckte den Arm aus, um Ceciles Hand zu umfassen. »Lassen die uns trotzdem noch in die Schule rein?«
    »Was genau ist denn passiert?«, fragte Sam. »Ich hab' nur den Nachrichtenbalken gesehen, aber bis zu den Nachrichten selbst bin ich nicht wach geblieben.«
    »Ich auch nicht.« Einen Augenblick lang grinste Bo Sam verschmitzt an und lehnte sich gegen Ceciles Schreibtisch. »Die Schule war doch geschlossen, ist jemand eingebrochen?«
    »Eine Gruppe Jungs hat sich gegen circa ein Uhr morgens aufs Gelände geschlichen«, erklärte Dean. »Es waren keine Schüler von dort, aber sie hatten die Gerüchte gehört und wohl beschlossen, dass es ein großer Spaß wäre, dort die Nacht zu verbringen wie in einem Geisterhaus.«
    »Verrückt«, murmelte Andre kopfschüttelnd.
    Während er sich auf die Kante von Sams Schreibtisch setzte, erzählte Dean die Geschichte weiter. »Einer der Jugendlichen ist irgendwann im Laufe der Nacht verschwunden. Die anderen haben nichts gesehen, aber als sie sich wieder aufmachen wollten, konnten sie ihn nirgendwo finden und er kam auch nicht zum Thanksgiving-Essen nach Hause. Gestern Nachmittag haben seine Freunde dann die Polizei alarmiert und ihnen gesagt, was sie wissen.«
    Bos Gesichtsausdruck verriet nichts, aber Sam bemerkte trotzdem die Angst in seinen Augen. Das Verlangen, Bo in die Arme zu nehmen, war beinahe übermächtig.
    ‚Ich krieg' das hin‘, dachte er und wünschte sich, er könnte seine Gedanken direkt in Bos Kopf schicken.
    »Ich glaube, ich muss euch nicht sagen, wie vorsichtig wir heute sein müssen«, sagte Bo. »Ich will nicht, dass einer von uns die nächste vermisste Person wird.«
    »Wir bleiben zusammen«, fügte Andre hinzu. »Egal, was geschieht. Cecile, du und ich, wir werden unsere Sinne offen halten. Vielleicht spüren wir eine Veränderung der Energie oder etwas in der Richtung, bevor das Portal sich öffnet. Und Sam –«
    »Sam kann dasselbe tun«, unterbrach Bo in strengem Tonfall. »Wir brauchen euch alle drei.«
    Sam erhob sich und durchquerte den Raum, um sich vor Bo aufzubauen. »Ich werde versuchen, dieses Portal aktiv zu spüren, und nach einem Weg suchen, um es für immer zu verschließen. Ich werde es nicht darauf anlegen, mit den Dingern auf der anderen Seite Kontakt aufzunehmen, es sei denn, mir bleibt keine andere Wahl. Aber Bo, falls sich dieses Portal öffnet, werde ich tun, was nötig ist, um

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