Zweifel
Kadaver der Kreatur zu zeigen, ohne dabei zu erwähnen, woher sie gekommen war.
‚Verdammt clever‘ , dachte er und nickte Dean anerkennend zu.
»Gottverdammte Scheiße!« fluchte der Polizist. »Collins, komm, das musst du dir ansehen.«
Die Polizistin – Collins, wie Sam annahm – starrte ihren Partner böse an, erhob sich aber, um sich die Kreatur anzusehen.
»Oh mein Gott, Shephard, wir sollten ganz schnell die Jagdaufsichtsbehörde verständigen. Ich hab‘ keine Ahnung, was das da ist.«
Bo griff nach oben und versuchte mit einer schwachen Bewegung Deans Schulter zu erreichen. »Nein«, keuchte er, seine Stimme kaum zu hören. »Lass sie nicht... muss es untersuchen...«
Dean umfasste Bos Hand und drückte vorsichtig seine Finger. »Keine Sorge«, flüsterte er, »ich kümmere mich darum.« Lauter rief er den Polizisten zu: »Hey, Leute? Ich hab‘ eine Freundin, die Professorin für Biologie an der Universität von Alabama ist. Ich kann den Kadaver zu ihr bringen, sie hat die Möglichkeiten, ihn zu untersuchen. Wäre das in Ordnung?«
Die beiden Polizisten tauschten einen Blick aus. Collins zuckte die Schultern. »Schätze schon. Die Jagdaufsicht hat ohnehin keine große Lust sich herzubewegen, um tote Tiere einzusammeln.«
»Wir holen einen Sack oder so was, um das Ding zu verpacken«, bot Shephard an. Mit gerümpfter Nase sicherte er seine Waffe und steckte sie zurück ins Holster. »Das ist ’n verdammt hässliches Mistding.«
In diesem Moment erschienen die Lichtkegel von Taschenlampen hinter der Biegung im Tunnel. Sam stieß einen erleichterten Seufzer aus als David auftauchte, gefolgt von einem weiteren Polizisten und zwei Rettungssanitätern.
» In Ordnung, machen Sie bitte Platz«, sagte die Sanitäterin in ruhigem Ton, der jedoch keine Widerrede zuließ.
Mit einem aufmunternden Lächeln für Bo stand Sam auf und trat gemeinsam mit Dean und Cecile ein paar Schritte zurück. Er lehnte sich zwischen Dean und Andre gegen die Wand, während die Sanitäter über Bo gebeugt arbeiteten, ihn an eine Infusion anschlossen und seine Wunde untersuchten. Cecile eilte in Davids ausgestreckte Arme und klammerte sich mit zitternden Händen an ihn.
Innerhalb von Minuten hatten die Sanitäter Bo auf die Trage verfrachtet und rollten ihn den Tunnel entlang in Richtung der Treppe. Ein Plastikbeutel hing an einem Metallstab am Ende der Bahre und versorgte Bo durch die Infusionsnadel in seinem Arm mit Flüssigkeit. Sam und das restliche Team folgten ihnen und rannten, um nicht abgehängt zu werden.
David warf Dean einen fragenden Blick zu, als die Treppe in Sicht kam. »Wie kriegen sie ihn über die Stufen nach oben?«
»Sie klappen die Räder ein und tragen ihn«, erklärte Dean. »Sie müssen sich ja keine Sorgen wegen gebrochener Knochen oder Verletzungen am Rückgrat machen, also gibt es keinen Grund auf spezielle Ausrüstung dafür zu warten. Das Wichtigste ist jetzt, ihn so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bringen.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Andre und sprach damit die Frage aus, die Sam schon die ganze Zeit auf der Zunge lag.
»Ich habe als Pfleger in der Notaufnahme gearbeitet. Da lernt man ziemlich viele nützliche Dinge.« Deans Mundwinkel hoben sich in einem kraftlosen Lächeln. «Ich hatte bis vor einem Jahr eine offizielle Zulassung.«
Unter anderen Umständen hätte Sam mehr darüber erfahren wollen. Er fühlte eine vage Neugierde, die aber genauso schnell wieder verschwand, als die Sanitäter den Treppenabsatz erreichten und damit begannen, Bo eine Stufe nach der anderen hinauf zu schleppen.
Sam musste sich mit Gewalt zurückhalten, als Bo vor Schmerz aufschrie. Er näherte sich der Trage soweit es ging, und schielte über die breite Schulter des Sanitäters, um einen Blick auf Bo werfen zu können. Seine Augen waren geschlossen, seine Brauen zusammengezogen, die Lippen bewegten sich und murmelten etwas, das Sam nicht hören konnte.
In dem Moment, als sie die Treppe verließen und die Sanitäter die Räder der Krankenbahre wieder ausklappten, stürzte Sam an Bos Seite und griff nach dessen Hand.
«Halt durch, Bo. Sie bringen dich ins Krankenhaus. Es wird alles wieder gut.«
Bos Lider flatterten, aber seine Augen öffneten sich nicht. »Sam.... Lass mich nicht allein...«
»Werd‘ ich nicht.« Sam kämpfte mit den Tränen und hauchte einen Kuss auf Bos Finger. »Bo...«
Sie erreichten die Vordertür der Schule und Sam war gezwungen, sich wieder zurückzuziehen,
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