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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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dir ja vorstellen, dass ich davon wirklich genug habe.« Sie blitzte ihm ein verschmitztes Lächeln zu. »Und jetzt erzähl mir bitte nicht, dass du an Geister und Glücksbringer glaubst.«
    Sie deutete auf seine Brust. Jay spürte, wie er rot wurde. Die dünne Kette war unter dem Shirt hervorgerutscht. Der Anhänger war ein Kojotenkopf aus schwarz angelaufenem Silber. An ihm hing, durch ein winziges Kettenglied verbunden, eine Bronzefeder.
    Hastig griff er nach dem Kojoten und ließ ihn wieder unter dem T-Shirt verschwinden. »Nein, das ist nur ein Erinnerungsstück. Von meinem Vater. Er hat sich viel damit beschäftigt. Also auch mit … Indianergeschichten.«
    »Das heißt, er lebt nicht mehr?«
    »Nein.«
    Er befürchtete schon, sie würde nun das übliche »Oh, tut mir leid« anstimmen oder weiterfragen, aber sie machte genau das Richtige. Sie schwieg und ließ die Tatsache einfach nur nachklingen. Und hier, zwischen Sonne und Mond, war es zum ersten Mal möglich, an Zweiherz zu denken, ohne diesen Stich der Verzweiflung und die Leere, die er sonst immer fühlte. Und sogar ohne die Wut auf Charlie.
    »Eigentlich mag ich Kojoten«, sagte sie nach einer ganzen Weile und schenkte ihm ein Lächeln, das er wie einen warmen Schein auf seinem Gesicht spüren konnte.
    »Jay! Was zum Teufel soll das?«
    Onkel Matts ärgerlicher Ruf ließ sie beide zusammenzucken. Madison ließ seine Hand los. Der Zauber verflüchtigte sich, als hätte Matts Zorn ihn vertrieben.
    Matt stand unten an der Leiter und hielt anklagend den Sicherungsgurt hoch. »Warum bist du nicht gesichert und …«
    Er verstummte, als Madison neben Jay trat.
    »Das ist Madison«, beeilte Jay sich zu sagen.
    »Hi«, rief sie und winkte.
    »Was macht sie da oben?«, schrie Matt. »Sofort runterkommen. Nein, klettere du erst runter und hol ihr den Sicherungsgurt. Ihr seid wohl wahnsinnig!«
    »Tut mir leid«, rief Madison. »Jay wollte, dass ich den Gurt anlege. Aber ich habe es nicht gemacht.«
    »Ist mir egal, was Jay wollte. Runter jetzt!«
    »Ist das dein Onkel?«, flüsterte Madison.
    Jay nickte. Sie verbiss sich ein Grinsen. »Er scheint wirklich nett zu sein.«

feathers
    m att regte sich zehn Minuten lang auf. Aber dann bekam Jay einen Eindruck davon, warum Madison es sich in der Schule leisten konnte, ein Außenseiter zu sein, ohne als Freak zu gelten. In der Pause, in der sein Onkel doch einmal Luft holte, deutete sie auf das halb zusammengebaute Motorrad in der Werkstatt und fragte beiläufig: »Ist das eine Laverda?«
    Eine halbe Stunde später gehörte sie sozusagen zur Familie, und Jay war abgemeldet, weil Matt sie völlig in Beschlag genommen hatte. Sie ließ sich herumführen, stellte genau die richtigen Fragen und begutachtete dann auch noch mit Aidan den umgestürzten Baum im Garten. Linda von nebenan kam zum Zaun und nach kurzer Zeit waren alle drei in ein lebhaftes Gespräch verstrickt. Lachen hallte im verwüsteten Garten.
    »Ich muss ja nicht verstehen, was sie ausgerechnet an dir findet«, sagte Aidan, als er wieder in die Werkstatt kam, wo Jay das Werkzeug und die Arbeitshandschuhe verstaute. »Aber sie ist wirklich in Ordnung.«
    »Ja, aber deswegen brauchst du sie nicht die ganze Zeit so anzumachen.«
    Aidan grinste. »Du tust ja so, als wäre sie deine Freundin.«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Solange es mich nichts angeht, kann ich sie anmachen, so viel ich will.«
    Madison kam gut gelaunt in die Werkstatt und schüttelte die Regentropfen von der Jacke.
    »Ich muss leider los«, sagte sie atemlos zu Jay. »Du kommst doch noch ein Stück mit?«
    Es war die Selbstverständlichkeit, die ihn wieder verblüffte. Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern setzte die Kapuze wieder auf und ging hinaus. »Mach’s gut, Aidan!«, rief sie über die Schulter zurück.
    Kaum hatte Jay sie eingeholt, hörte er Aidans Antwort. »Bis dann, Maddy!«
    »Er nennt dich Maddy? «, fragte Jay. »Hab ich was verpasst?«
    Sie zuckte nur amüsiert mit den Schultern. »Er will dich nur ärgern, lass ihm doch den Spaß.«
    »Sag bloß, du magst ihn!«
    »Du etwa nicht?«
    Im Gehen berührten sie sich zufällig, doch zu seiner Enttäuschung ergriff sie diesmal seine Hand nicht, sondern schob ihre Hände fröstelnd in ihre Ärmel. Bald schon fanden ihre Schritte wieder in den Gleichtakt.
    Sie gingen an Baustellen und aufgeschichteten Zweighaufen vorbei. Jay reckte den Hals und spähte die Querstraße entlang. War da nicht eine Bewegung gewesen?
    »Wonach

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