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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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Lächeln. »Hat er dir gesagt, dass er dich liebt? Ach nein, er ist ja lieber davongelaufen.«
    Mo stieß einen empörten Schrei aus. Coy hatte sicher damit gerechnet, dass Ban auf ihn losgehen würde, aber Nights überraschendem Schlag aus dem Hinterhalt konnte er nicht mehr ausweichen. Er schmetterte ihn gegen die Wand. Mit einem Ächzen ging er zu Boden und japste nach Luft.
    »Halt die Klappe, Großmaul«, grollte Night. »Du verstehst gar nichts. Und wenn es nach mir ginge, dann würdest du heute noch mit den anderen räudigen Dummköpfen in irgendeinem Sumpfloch sitzen. Keine Ahnung, was Mo an dir findet.«
    Coy hustete und kam auf die Beine. Geduckt verharrte er und funkelte die beiden Ältesten feindselig an, dann sprang er mit einem geschmeidigen Satz zur Tür und huschte davon.
    »Was sollte das eben heißen: Ich kann Wendigo mit meinem Ruf erreichen?«, fragte Mo.
    Die Ältesten wechselten einen raschen Blick. »Wendigo ist im Wind, im Wasser, in allen Dingen, also wird er wohl auch deinen Ruf hören«, erwiderte Night unwillig. »Aber versuche es nicht, verstanden? Du bist mächtig, Mondmädchen, aber verschätze dich nicht. Er kommt früh genug zurück. Er wird uns alle bestrafen, wenn die Menschen uns entkommen. Cinnas Tod muss gesühnt werden.«
    Mo holte Luft. Für einen Moment verlor sie ihren Zorn und nur die Trauer zerrte mit Krallen aus Blei an ihr, zog sie hinunter, bis sie nachgab und auf den Boden sank. Schlamm quoll zwischen ihre Finger.
    In der betretenen Stille, die folgte, horchte sie auf. Irgendwo in der Nähe klackte und polterte etwas, als würden Steine ins Rutschen geraten.
    Mit einem Satz sprang Mo über die Fensterschwelle und landete auf dem Pfad, der vor so langer Zeit eine Straße gewesen war. Nebenan hatte Ban einen Eingang einfach mit einem Hieb zertrümmert. Sie schlüpfte in den Raum und sah sich um. Gerümpel in den Ecken, ein Haufen verworrener Plastikschnüre, die mit Knoten verbunden waren. Das musste Ban mit dem Nest gemeint haben. Alles war voll schwarz-weißer Federn, und der Geruch des Flügelstaubes war tatsächlich so dicht, dass sie kaum atmen konnte. Trotzdem beugte sie sich über das Wirrwarr. »Night, komm her!« Es war dunkel, aber mit ihren Mondaugen nahm sie jede Einzelheit wahr. Vorsichtig näherte sie sich einem Knoten. Tatsächlich – ein einzelnes Haar hatte sich darin verfangen. Es war braunrot und gelockt und sie hätte es überall erkannt. »Er ist hier!«
    Sie packte das Gerümpel, riss es mit aller Kraft hoch – und stieß einen erschrockenen Schrei aus. Der Wirrwarr fächerte sich in der Luft zu einem Netz auf, das wie eine Falle auf sie zurückfiel. Sie warf es erschrocken ab und brachte sich in der Ecke des Raumes in Sicherheit.
    »Hier kann er nicht sein«, kam Bans Stimme aus der Richtung des geborstenen Eingangs. »Ich habe gesucht.«
    »Nicht gut genug«, keuchte Mo. »Es sieht so aus, als wären die Federn absichtlich in das Netz gesteckt worden. Weiß sie etwa, dass die Tagnachtvögel unsere Sinne verwirren?«
    Vielleicht ist sie schlauer, als du denkst , hörte sie Coys Antwort in Gedanken.
    Sie stürzte hinaus und sah sich um. Erst als sie nach oben schaute, fand sie tatsächlich etwas. In einem Baum versteckt hing eine schwarzweiße Feder.
    »Night, hol mir die Feder!«
    »Wozu? Sie hat sich im Wind dort oben verheddert.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Mo kühl. »Ich denke, jemand hat sie absichtlich so weit oben aufgehängt. Jemand, der weiß, dass wir zwar auf den Weg achten, aber selten nach oben schauen, so wie es Menschen dauernd tun.«
    Die Älteste hangelte sich mühelos hinauf und warf ihr die Feder zu. Sie fiel schnell, etwas hing daran. Eine Glasperle steckte an ihrem Kiel, in der Perle flimmerte etwas, flatterte wie ein gefangener Vogel. Als Mo ihre Finger darum schloss, durchzuckte ihre Hand ein kleiner Schlag wie von einem Haselzweig, der zurückschnellte. Magie knisterte auf. Dann war die Perle leer.
    »Sie täuscht uns. Sie versucht uns mit unseren eigenen Waffen zu schlagen.«
    »Dann wissen wir ja jetzt, wonach wir suchen müssen«, sagte Night mit einem grimmigen Lächeln. »Ein Zauber, von dem man weiß, verliert seine Wirkung.«

nachts im museum
    j ay konnte sich kaum erinnern, wie sie zurückgekommen waren. Sie waren durch Labyrinthe von Ruinen geklettert, durch Fenster und auf morsche Dächer gesprungen. Seine Hände waren aufgeschürft, die Jeans zerrissen von Dornenranken. Ivy suchte kaltblütig und mit

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