Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
einmal, sie bekommen Durst, sie mixen Smoothies. Und dann halten wir es allmählich für sicher, zu ihnen zu gehen.«
»Das wäre ja alles gar nicht so schlimm«, fuhr N/Dick fort, »wenn sie sich nur auf ihr Schlafzimmer beschränken würden. Scheiße, letzte Woche suche ich den Rasentrimmer – ich weiß, dass wir November haben, aber könnte das jemand vielleicht mal dem Unkraut an der Hinterpforte mitteilen? –, und sie treiben’s in dem verdammten Geräteschuppen! Nie wieder werde ich Säcke mit Düngemittel mit den gleichen Augen betrachten.«
»Und wir jetzt auch nicht mehr«, sagte Marc.
»Jetzt wartet mal!«, bettelte ich. Leider hatten sie nur zu recht. Vor knapp drei Stunden hatte Marc Sinclair und mich überrascht. (Ich war einfach sehr, sehr, sehr, sehr glücklich gewesen, aus der Hölle zurückgekehrt zu sein und meinen Ehemann wiederzusehen.) »Ihr könnt uns doch nicht vorwerfen, dass wir gelegentlich unseren Instinkten folgen.«
»Warum müssen eure Instinkte Räume beinhalten, in denen man normalerweise keinen Sex hat?«
»Wenn ihr in den Keller geht«, schaltete sich Garrett ein, »hört ihr sie kaum, und im Tunnel gar nicht.«
»Das ist eine gute Idee! Das werd ich mir merken«, versprach Jessica, und D/Nickie nickte.
Unglaublicherweise gehörte auch Tina zu den Nickenden. Als wäre die Unterhaltung nicht schon bizarr genug gewesen. Als wären solche Gespräche in ihrer aller Leben etwas ganz Normales. »Den Rat werde ich auch befolgen. Aber wie ich gerade sagte, wartete ich darauf, dass Ihre Majestäten zum Ende kamen … Es war in dieser Woche das dritte Mal, also habe ich aus dem Turnus der Vergangenheit geschlossen, dass …«
»Wir sollten ein Diagramm entwerfen«, schlug N/Dick vor.
»Das wäre einfacher. Man könnte auf einen Blick sehen, ob …«
»Und man wüsste, welche Bereiche des Hauses besser zu meiden sind!«
» Ich glaub’s einfach nicht, dass wir darüber reden! «
Kurzes Schweigen, dann äußerte die Marc-Kreatur: »Scheint wohl doch so.«
Ich drückte meinen Nasenrücken. »Halt die Klappe, du verrückter verdammter Psycho-Vampir-Wirrkopf!«
»Autsch«, sagte das Wesen sanft. »Auch Worte können verletzen, oh Vampirkönigin.«
12
»Bevor wir irgendwas beschließen, sollten wir Laura anrufen.«
»Guter Vorschlag«, erwiderte ich. »Das wollten wir ja ohnehin tun, weil …« Misstrauisch beäugte ich das Marc-Wesen. Warum diesem Psycho mehr Infos als nötig geben? »Wegen des Auftrags, den ich später noch erledigen muss.«
»Erinnerst du dich nicht? Du bist in diesem Jahrhundert nicht eben intelligent, aber schäm dich bloß nicht dafür!«, tröstete mich das Marc-Wesen. Sein Ton passte nicht zu seiner Miene, und so war es ein Gefühl, als würde man von einer Klapperschlange eingelullt. Einer unheimlichen, gut gekleideten Klapperschlange, die zubeißen und sich erst danach entschuldigen würde. Ich muss nicht erst betonen, dass ich mich mitnichten einlullen ließ. »Du brauchst deine Schwester doch, um in die Hölle zu gelangen.«
»Wie auch immer.« Ich funkelte ihn wütend an. Die Marc-Kreatur feixte. Ich überlegte, ob ich eine Kopfschmerztablette nehmen sollte. Würde die bei einem Vampir wirken? Allmählich wurde ich vor Spannungskopfschmerzen unleidlich. Vielleicht hundert Tabletten? Doch da wir Vampire eigentlich nicht für Kopfweh anfällig sind, war es vermutlich psychisch bedingt. Wie dämlich ist das denn? Es hat seinen Ursprung in deinem Kopf, und trotzdem tut es weh? »Wir wollten sie ohnehin anrufen.« Ich wühlte eine halbe Minute in meinen Hosentaschen herum, bevor mir klar wurde, dass ich mein Handy verloren hatte. Vielleicht …?
Mein Ehemann griff in sein Jackett, holte es hervor und reichte es mir schweigend (und doch weltmännisch). Ich entsann mich schwach, vor ein paar Stunden wie ein vampirischer Hulk aus meinen Leggings geplatzt zu sein, und mein Handy war wie eine Feder fortge… egal. »Sagt jetzt bloß nichts!«, mahnte ich, dann drückte ich die Kurzwahltaste für Laura.
»Würde mir nicht im Traum einfallen«, versicherte mir Marc.
»Mir auch nicht!«, quäkte der andere Marc.
»Es klingelt, es ist …«
»Hallo?«
»Oh, super, dein Handy funktioniert also auch in der Hölle.«
»Betsy!« Meine Schwester klang fast erfreut. Aber nur fast. Eigentlich eher zerstreut. »Ich bin auf dem Weg zu Goodwill. Ich hab eine Kiste Sommersachen, die ich spenden möchte.«
Was zur …? Eine Wohltätigkeitsorganisation in der …?
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