Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
Und er flippte so dermaßen über dieses hinreißende farbige Mädchen aus, dass er es gestattete. In Liebe von Ihrem Dschungelhäschen . Das hat Jessica auf das Bein geschrieben.)
»Du wirst Clive sofort vom Boden aufhelfen, ihm den Staub abklopfen und dich bei ihm entschuldigen!«
Oh, genau. Mom war wütend wegen des Fieslings, den ich dabei erwischt hatte, wie er ihr eine Mund-zu-Mund-Beatmung verpasste. Und vermutlich eine Brustmassage dazu. Perverser Bastard! Nachdem er mit ihr einen One-Night-Stand gehabt hatte, wie ich stark vermutete. Ich wollte ganz dringend jemanden beißen.
»Sofort!«, wiederholte Mom in einer Lautstärke, als wäre ich gestorben, zur Hölle gefahren und gehörlos zurückgekehrt. Im vorliegenden Fall wäre Blindheit mir lieber gewesen. Oh, warum konnte ich nur nicht blind sein? »Nix da. Wer ist dieser Mann, und warum hat er seinen verkeimten Mund auf deinen gedrückt?«
Einer ihrer Füße tippte ungeduldig aufs Pflaster. Die Hände hatte sie in die Hüften gestemmt. Yep, ich schwebte definitiv in Gefahr, ermordet zu werden. Moms Augen waren wie Laserstrahlen. »Das ist nicht witzig, junge Dame.«
»Ich bin aber witzig«, murmelte ich und unterdrückte den Drang, verlegen von einem Bein aufs andere zu treten, während ich zu Boden blickte. »Manchmal.« Ich würde ihr auf keinen Fall gehorchen. Stattdessen sollten sie mir lieber mal was erklären.
Am Ende ihrer Geduld und megawütend bequemte Mom sich schließlich dazu, Clive – hieß er so? – wieder auf die Beine zu helfen. Clive. Reimte sich auf reif, steif und Pferdeschweif. Ich hielt das für kein gutes Zeichen. Cliiiiiiive. Argh.
Jetzt erst fiel mir auf, dass Mom sich in Schale geworfen hatte … Sie, die am liebsten in Jogginghosen Vorlesungen hielt, nachdem sie ihre Festanstellung in der Tasche hatte. Jetzt jedoch trug sie einen schwarzen Midi-Stufenrock und eine weiße Bluse unter einem blauen Cardigan. Dazu ihr Lieblingsmedaillon. In meinem Zeitstrom hatte es ein winziges Foto von mir enthalten, das in der Abschlussklasse aufgenommen worden war. Jetzt jedoch steckte vermutlich Cliiiiives Foto darin. Auf Moms Gesicht schimmerte eine frisch aufgetragene Schicht von Jergens Moisturizer für trockene Haut. Außerdem trug sie ihre Affen-Pantöffelchen – es war also ein ganz besonderer Anlass!
Sie war also komplett angezogen, und das in aller Herrgottsfrühe. Folglich musste sie die Nacht mit Cliiiiiive durchgemacht haben, oder die beiden waren vor Kurzem aufgestanden und hatten sich angekleidet. Ich verfluche dich, logischer Verstand! Hör auf, nach Anzeichen zu suchen, dass es wirklich ein One-Night-Stand war! Leg dich schlafen, Verstand!
Man durfte sich auch nicht von ihrem lockigen weißen Haar täuschen lassen. Mom hatte bereits in der Highschool graue Haare bekommen, doch sie hatte nur ungefähr drei Falten. Statt sie alt erscheinen zu lassen, machte das weiße Haar meine Mutter zu einer eindrucksvollen Erscheinung: Ich erinnere mich noch, wie ich mir als Kind wünschte, ich hätte weiße Locken statt dämlicher, lang herabfallender blonder Wellen. Mom war einen Monat nach dem Examen mit mir schwanger geworden. Und jetzt war sie fünfzig – fast – und achtete gut auf sich.
Mir war schon bewusst, wie gut meine Mutter in die Serie Cougar Town – 40 ist das neue 20 gepasst hätte. Das lockige Haar und die blauen Augen lenkten davon ab, dass sie über herausragende Intelligenz und einen eindrucksvollen Willen verfügte. Diese Frau hatte ihren Ehemann an seine Sekretärin verloren (was für ein Klischee!) und ihr ganzes Leben darauf verwandt, die beiden auf tausendfache, unangenehme Weise dafür zu strafen.
»Wow«, äußerte der blöde Clive. Mom hatte ihm aufgeholfen, was großartig war, denn so zornig sie mich auch anstarrte, ich wäre ihm auf keinen Fall behilflich gewesen. Clive wirkte ein wenig wackelig auf den Beinen. So ein Pech aber auch! Mir wäre es lieber gewesen, wenn er ins Koma gefallen wäre. »Sie sind ganz schön schnell! Sicher trainieren Sie viel. Sie müssen Betsy sein.«
Ich schenkte ihm ein strahlendes, schmallippiges Lächeln. »Und Sie müssen …«
»Elizabeth!«
»… Clive sein.« Was denn? Das wollte ich schon die ganze Zeit sagen! Ich schwöre es auf Clives Seele, selbst wenn dies bedeutet, dass er auf ewig in der Hölle schmoren müsste, sollte ich mich einer Lüge schuldig gemacht haben.
»Komisch, dass wir uns nicht schon früher kennengelernt haben.« Er streckte mir die Hand
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