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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Kaktus’. Und, wie ich annehme, der Schlange. Wie groß sind denn die Chancen, dass man in der Wüste auf einen Kaktus und eine Schlange trifft und einen Adler noch dazu?
    Und lassen Sie mich gar nicht erst davon anfangen, warum unsere Hauptstadt unbedingt mitten in einem dampfenden Sumpf errichtet werden musste. Ich … ich weiß es einfach nicht. Man hält mich ja nicht für die hellste Birne im Saal, und das stimmt auch, doch ich würde niemals eine gewaltige Stadt bauen, ohne den Baugrund vorher wenigstens ansatzweise zu prüfen.
    Okay. Ende der Abschweifung. Ich hüpfte aus dem Wagen und raste um die Motorhaube herum, voller Vorfreude auf Mom und meinen Sohn und Bruder. Doch kaum hatten meine Füße den Vorgartenpfad berührt, kam ich schlitternd zum Stehen.
    Da war ein Mann, genau vor der großen Haustür aus geschliffenem Glas. Und er küsste meine Mutter. Er gab meiner Mutter einen Zungenkuss! Vor ihrem Haus! Und wieso verließ ein fremder Mann das Haus meiner Mutter vor Morgengrauen? War das etwa … oh Gott … war das etwa ein One-Night-Stand? War meine Mutter sein One-Night-Stand?
    Bevor ich überhaupt wusste, dass ich mich bewegt hatte, gruben sich meine Finger bereits in seine linke Schulter. »Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind, aber Sie stehen kurz davor, auf besonders grausliche Weise ermordet zu werden.«
    Ich zerrte. Er flog. Mom kreischte.

33
    »Elizabeth Anne Taylor! «
    Ich bin eine erwachsene Frau. Ich bin dreißig (bis in alle Ewigkeit). Im Alter von siebzehn Jahren bin ich von zu Hause ausgezogen. Ich gleiche jeden Monat mein Konto aus und überziehe es nie (oder doch sehr selten).
    Ich habe an der Wahl zur Miss Burnsville teilgenommen und es überlebt. Ich habe die Uni-Rallye an der Universität von Minnesota überlebt. Ich bin gestorben. Und zurückgekehrt. Ich bin verheiratet. Ich war in der Hölle. Ich war in L.A. Auf mich sind Anschläge verübt worden. Ich habe eine Steuerprüfung über mich ergehen lassen. Ich habe es mit Serienmördern, Zombies, unheimlichen Vampiren, armseligen Vampiren, Vampirkillern, Killervampiren, Werwölfen, meiner Stiefmutter, Satan, dem Antichristen, mörderischen Bibliothekaren, Krebs und Mord aufgenommen, und ich habe hinnehmen müssen, dass in diesem Zeitstrom kein Christian Louboutin existiert.
    Ich bin die prophezeite Königin der Untoten.
    Und dennoch. Als Mom meine drei Namen brüllte, erstarrte ich, und alles in mir zog sich zusammen. Plötzlich war ich wieder vierzehn Jahre alt, auf frischer Tat dabei ertappt, wie ich Moms Goldcard stahl, weil Jessicas Fahrer sich bereit erklärt hatte, uns in die Gaviidae Mall einzuschmuggeln.
    Und da kam sie auch schon, stampfte durch den Vorgarten, meine liebe, »zerbrechlich« wirkende Mutter, Professor Taylor. Sie hatte einen Doktor in Geschichte, ihr Spezialgebiet war der Amerikanische Bürgerkrieg. Wenn sie mit der Frage »Sind Sie Ärztin?« genervt wurde, pflegte Mom zu antworten: »Nein, ich bin ein Hologramm.« Lange vor der Scheidung hatte Vater einmal zu mir gesagt: »Dein Sarkasmus kommt nicht von ungefähr.« Es dauerte Jahre, bis ich die Bedeutung seiner Worte begriff, und inzwischen hatte er natürlich von jeder Art Sarkasmus die Nase gestrichen voll.
    Ich konnte sogar aus der Entfernung erkennen, wie Moms Kiefer mahlten; es war ein Zähneknirschen fünften Grades. Zum letzten Mal hatte ich dieses Zähneknirschen ausgelöst, als ich unserem Nachbarn beim Rückwärtssetzen aus der Einfahrt über den Fuß gefahren war. Unmittelbar danach passierte mir dasselbe Missgeschick ein zweites Mal, denn ich legte den ersten Gang ein und fuhr vorwärts, um die Ursache für sein Gebrüll zu ergründen. Zu meiner Verteidigung kann ich anführen, dass er ein frömmelnder Spießer war, der Jessica »die kleine Farbige, mit der du dich abgibst« nannte und der sich stets unsere Sonntagszeitung »borgte«. Zu jenem Zeitpunkt hatte ich meinen Führerschein gerade achtzehn Stunden besessen.
    (Und, da wir gerade darauf kommen … Farbige? Hatte er das im Ernst gemeint? Kerl, wir schreiben nicht mehr das Jahr1955 , also wirf ein paar Tic Tacs ein und leg dich aufs Ohr, bis du’s geschnallt hast.)
    (Ach ja, und das Beste daran war? Jessica lachte sich den Arsch ab, als ich ihr gestand, dass wir uns nun drei Wochen nicht sehen könnten, weil ich dem Spießer versehentlich den Fuß zerquetscht hatte. Sie besuchte ihn und erkundigte sich besorgt nach seinem Befinden und bat darum, auf seinem Gips unterschreiben zu dürfen.

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