Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
gekriegt.
Der Saum ihres schwarzen Bleistiftrocks reichte gerade bis zu den Knien … ziemlich gewagter Look für eine ältere Dame (oder für gefallene Engel, die gern das Aussehen einer älteren Dame annahmen), aber Satan mit ihren Beinen konnte ihn tragen. Ihre Bluse war purpurrot und aus Seide, soweit ich erkennen konnte, sie hatte einen fast runden Ausschnitt und wurde mit Schildpattknöpfen geschlossen. Kein Make-up, kein Schmuck. So etwas hatte dieses Weib leider gar nicht nötig.
»Welchem Umstand verdanke ich euer unerwartetes Erscheinen?«
Ich setzte gerade zu einer Antwort an, als mein Blick unwiderstehlich von ihren Füßen angezogen wurde.
Der Teufel trug meine Schuhe. Meine roten Pavleta-Flats von Christian Louboutin, die ich in den Flitterwochen geschenkt bekommen hatte.
Meine Schuhe.
Der Teufel hatte meine Schuhe.
Der Teufel … trug … meine Flitterwochen-Schuhe.
»Ist was, Vampirkönigin?«
Ich entsinne mich nicht, meinen Gliedmaßen den Befehl zu einer Bewegung erteilt zu haben. Anscheinend war ich bereits quer durchs Zimmer gehechtet, bevor Satan ihren Satz beendet hatte. Und irgendwie hatten sich meine Hände um ihren Hals geschlossen und drückten nun mit aller Kraft zu. In meinem Rücken vernahm ich gedämpfte Laute: Sie klangen wie Wellen, die an einen weichen Strand aus Baumwolle brandeten. Ganz fern und gänzlich nebensächlich.
Ich spürte und hörte das Knirschen, mit dem Satans Wirbelsäule brach. Ihre braunen Augen traten aus den Höhlen. Sie umklammerte meine Handgelenke. Jemand hatte mein T-Shirt gepackt und versuchte, mich fortzuzerren. Ohne Erfolg.
Dann ein eindeutiger Laut, den ich noch nie zuvor gehört hatte, jedoch sogleich als Todesröcheln erkannte.
Der schönste Laut, den ich je vernommen hatte.
38
Ant und Laura gelang es, mich von Satan fortzuziehen, aber erst, nachdem ich aufhörte, Widerstand zu leisten. Sie zerrten so heftig, dass ich zurückgeschleudert wurde und auf meinem Hintern landete. Garrett hatte sich immer noch nicht von der Stelle gerührt. Als ich ihn anschaute und überlegte, ob er jetzt wohl irgendeine Reaktion in Form von Bestürzung oder Zorn oder Angst zeigen würde, fragte er lediglich: »Wir holen Antonia jetzt sofort, ja? Betsy?«
»Mensch, du kannst wohl immer nur an das eine denken!« Ich war jedoch nicht mehr so wütend. Zum einen war ich völlig high, weil ich die Lady der Lügen gewürgt hatte, und zum anderen würde ich an seiner Stelle genauso handeln. Obwohl … das stimmte nicht so ganz: Ich würde nie so eingleisig denken. Aber um Sinclair würde ich mir Sorgen machen.
Sinclair! Ich dankte Gott im Himmel, dass er nicht hier war. Dass er nicht hier war, wenn Satan wieder zu sich kam.
Denn ich gab mich keinen falschen Hoffnungen hin. Niemals konnte es geschehen, dass eine Teilnehmerin des Miss-Burnsville-Schönheitswettbewerbs den Teufel tötete.
Ich hoffte jedoch, dass ich sie zu Tode erschreckt hatte. Ich hoffte sehr, ihr Hals würde bei der nächsten Gelegenheit, wenn sie wieder einmal mit mir ihre Spielchen treiben wollte, schmerzen wie ein vereiterter Zahn.
»Jetzt sieh nur, was du angerichtet hast!« Ant starrte ihre Chefin an, die zusammengesackt in der Ecke lag, weggeworfen wie ein Spielzeug, dessen ein Kind überdrüssig geworden ist. »Du … ich fasse es nicht! Wie konntest du nur!« Ant wirkte zwar eingeschüchtert, zugleich aber perverserweise belustigt. Man hatte ihr immer jede Regung vom Gesicht ablesen können. Nun entnahm ich ihren Grimassen die angestrengte Überlegung, auf wessen Seite sie sich schlagen sollte.
Satan war hier die Obermackerin, folglich war sie die sicherste Wahl. Andererseits hatte Ants zickige Stieftochter soeben Satans Arsch quer durch Satans Wartezimmer getreten. Vielleicht war das Machtgefüge doch nicht so stabil, wie Ant angenommen hatte. »Was … was hast du denn jetzt vor?«
»Woher soll ich das wissen?« Aber ich wusste es. Ich ging auf die zusammengesunkene Gestalt zu, beugte mich herab und zog ihr die Schuhe aus. Ich hielt sie mit zwei Fingern meiner linken Hand. Ich hätte sie anziehen können, doch dann hätte ich meine Loafer ablegen müssen (Ella Signature, Coach, schwarz). Mit ein wenig Glück würde ich nicht zwischen beiden Paaren wählen müssen.
Mit ein wenig Glück! Ungläubig verdrehte ich die Augen. Ich hatte gerade den Teufel auf seinem Heimspielplatz geschlagen und machte mir allen Ernstes Sorgen darüber, dass ich Schuhe zurücklassen musste? Ich war wohl nicht
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