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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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ganz bei Trost!
    Aber ich wollte mich nicht beschweren. Ich würde nicht heulen und die Schuld auf Satan schieben und quengeln, wie ungerecht das alles war, bu-huu, und warum musste ausgerechnet mein Leben so bizarr und gefährlich sein?
    Diesen Luxus würde ich mir nicht erlauben, weil mir a) nicht leidtat, was ich getan hatte, und ich es b) jederzeit wieder tun würde und weil es für mich c) vermutlich okay war, selbst mit allen möglichen Konsequenzen.
    »Oh. Oh, oh, oh. Betsy, wie konntest du nur!« Auch Laura klang sehr verängstigt. Immerhin stürzte sie sich nicht rachsüchtig auf mich und würgte mich. Aber ihre Flügel waren zum Vorschein gekommen.
    Lassen Sie mich erklären, warum Laura Flügel besaß. Laura war die Tochter eines Engels. Denn Satan war ein Engel, wenn auch ein gefallener, der Umzug in die Hölle änderte daran gar nichts. (Zumindest behauptete sie , umgezogen zu sein. Meines Wissens war sie aus dem Himmel rausgeworfen worden und hatte keine andere Bleibe.)
    Jedenfalls hatte Laura die Flügel von ihrer Mutter geerbt. Ich weiß nicht, ob die Maler früherer Jahrhunderte recht daran taten, Engel mit Liebreiz und schneeweißen Flügeln und Heiligenschein darzustellen, aber der Teil mit den Flügeln stimmt . Engel haben Flügel, Halbengel haben Flügel, Laura besaß Flügel.
    Sie waren braun und glatt, ähnelten denen eines Sperlings im Winterkleid. Und es war offensichtlich, dass Laura ihr Vorhandensein noch gar nicht bemerkt hatte. Also würde ich es ihr auch nicht verraten.
    »Was sollen wir nur tun?« Witzig … zwar war es Laura, die die Frage gestellt hatte, doch auf ihrem Gesicht und dem ihrer Leihmutter spiegelte sich die gleiche Bestürzung. Wenn man Laura ansah, konnte man sich gut vorstellen, wie Ant in ihrer Jugend ausgesehen hatte. Und jetzt benutzte die blöde Kuh Haartönungen, kleidete sich in grelle Farben und legte zu viel Make-up auf, um den Eindruck von Jugendlichkeit zu erwecken. »Sollen wir jemanden zu Hilfe rufen?«
    »Wen denn?«, wandte Ant ein. Gute Frage. Ich war froh, dass es nicht mein Problem war.
    Was ich wirklich interessant fand: Entweder nahm Ant Lauras Flügel wahr, wollte sich aber nicht zu ihnen äußern, oder sie hatte sie noch gar nicht bemerkt.
    Okay, lassen Sie mich kurz erklären: Soweit ich es verstand, hatte Laura immer Flügel, ob in der Hölle oder in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder der Zukunft. So wie ich immer meinen Blinddarm habe. Doch in dem üblen Loch namens Erde konnte kein Mensch sie sehen.
    Auch die Hölle muss man sich nicht als heißen Ort unterhalb der Erdkruste vorstellen (obwohl es im Wartezimmer wunderbar warm war), sondern als eine andere Dimension, in der andere Regeln und Gebräuche und physikalische Gesetze herrschen. Wie heißt es doch so schön: »Die Naturgesetze kannst du eben nicht ändern!« Doch in dieser anderen Dimension galten die Naturgesetze nicht.
    Laura hatte mich die ganze Zeit angestarrt, und ich sah ihr an, wie zerrissen sie war. Sollte sie mich anbrüllen? Ihrer Mom helfen? Und mich dabei anbrüllen? Mich vors Schienbein treten? Mit den Flügeln schlagen und davonfliegen? Die höllische Version des Polizeinotrufs alarmieren? Was sollte sie unternehmen?
    Keine von uns wusste, was wir unternehmen sollten, das war nur allzu deutlich. Dennoch war ich unbestreitbar guter Laune. Ich summte sogar ein wenig vor mich hin, während ich den beiden anderen die Entscheidung überließ.
    »Du … hinterhältige … gewalttätige … grobe … abscheuliche … elende … Schlampe !«

39
    Es war eher ein Krächzen und Zischen denn ein Sprechen. Die Stimme klang kaum menschlich, was auch durchaus passte, denn das Wesen, das da redete, war ja nicht menschlich. Und was für eine gewaltige Latte von Beleidigungen! Der Teufel musste während meiner Abwesenheit ordentlich Vokabeln gebüffelt haben.
    Mir wurde innerlich ganz kalt, während ich spürte, wie mein Gesicht warm wurde. Einen Augenblick später begriff ich auch, was das zu bedeuten hatte: Ich hatte Angst, kochte jedoch gleichzeitig vor Wut. Ich klopfte auf meine warmen Wangen (die aufgrund meiner trägen Blutzirkulation kaum jemals wirklich warm waren). Yep, ich kriegte definitiv die Wut. Ich spürte, dass die Härchen in meinem Nacken nicht nur hochstanden, sondern sich so schnell wie möglich aus Dodge City verziehen wollten.
    Ihr habt ja recht, kleine Härchen. Wir sollten uns möglichst bald vom Acker machen. Wie dämlich ist das eigentlich, dass ich

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