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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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gehen?«
    »Such dir doch auch was aus«, sagte sie. »Irgend etwas Schickes.«
    »Ich brauche keine neuen Schuhe. Ich brauche ein Nachtsichtgerät. Meinst du, man kann hier irgendwo eines kaufen?«
    »Ich glaub, ich werd nicht mehr«, sagte Mary Lou. Sie hielt mir ein Paar violette Plateausohlenpumps aus Wildleder hin. »Sieh dir bloß mal diese Schuhe an. Sie sind wie für dich gemacht.«
    »Ich habe kein Geld für so was. Ich bin ziemlich pleite.«
    »Dann klauen wir sie eben.«
    »So etwas mache ich nicht mehr.«
    »Seit wann denn das?«
    »Schon ewig nicht mehr. Außerdem habe ich nie etwas so Großes mitgehen lassen. Nur einmal haben wir bei Sal Kaugummi geklaut, weil wir Sal nicht leiden konnten.«
    »Und wie war das mit der Jacke von der Heilsarmee?«
    »Sie gehörte mir schließlich!« Als ich vierzehn war, hatte meine Mutter meine liebste Jeansjacke der Heilsarmee gegeben. Mary Lou und ich hatten sie wieder zurückgeholt. Zu Hause sagte ich, ich hätte sie gekauft, aber wir hatten sie im Heilsarmeeladen geklaut.
    »Du könntest sie wenigstens anprobieren«, sagte Mary Lou. Sie angelte sich einen Verkäufer. »Wir hätten dieses Paar gern in Siebeneinhalb.«
    »Ich will keine neuen Schuhe«, sagte ich. »Ich brauche eine neue Knarre. Joyce Barnhardt hat eine größere Waffe als ich.«
    »Aha! Jetzt verstehe ich, was mit dir los ist.«
    Ich setzte mich hin und zog die Doc Martens aus. »Ich habe sie heute bei Clara getroffen. Ich hätte sie fast erwürgt.«
    »Du solltest ihr lieber dankbar sein. Dein Exmann war ein Vollidiot.«
    »Aber sie ist so ein fieses Stück.«
    »Sie arbeitet übrigens hier. In der Kosmetikabteilung. Ich habe sie vorhin gesehen. Sie hatte eine Kundin, die so aussah, als ob sie aus einem Gruselfilm entsprungen wäre.«
    Der Verkäufer brachte mir die Schuhe, und ich schlüpfte hinein.
    »Sind sie nicht wunderbar?« fragte Mary Lou.
    »Nicht übel, aber ich kann doch nicht in solchen Schuhen auf einen Menschen schießen.«
    »Du hast doch sowieso noch nie auf jemanden geschossen. Oder doch? Na gut, das eine Mal vielleicht.«
    »Meinst du, Joyce Barnhardt besitzt lila Schuhe?«
    »Zufälligerweise weiß ich, daß Joyce Barnhardt Größe zehn hat. Mit den Füßen würde sie darin wie ein Trampeltier aussehen.«
    Ich ging ein paar Schritte und betrachtete mich im Spiegel. »Jetzt kannst du platzen vor Neid, Joyce Barnhardt.«
    Als ich mich umdrehte, um die Schuhe auch von hinten zu bewundern, stieß ich mit Kenny Mancuso zusammen.
    Er packte meine Arme mit eisernem Griff und riß mich an sich. »Na, überrascht? Mit mir hast du wohl nicht gerechnet, was?«
    Ich war sprachlos.
    »Du bist eine echte Landplage«, sagte er. »Meinst du, ich hätte nicht gesehen, wie du bei Julia vor dem Haus durchs Gebüsch gepirscht bist? Meinst du etwa, ich weiß nicht, daß du ihr erzählt hast, ich hätte ein Verhältnis mit Denise Barkolowski?« Er schüttelte mich so heftig, daß meine Zähne klapperten. »Und jetzt machst du mit Spiro gemeinsame Sache, was? Ihr haltet euch wohl für wahnsinnig clever.«
    »Lassen Sie sich lieber von mir festnehmen. Sonst schickt Vinnie Ihnen vielleicht einen anderen Kopfgeldjäger hinterher, der nicht so zahm ist wie ich.«
    »Weißt du denn nicht, daß ich etwas Besonderes bin? Ich spüre keine Schmerzen. Wahrscheinlich bin ich sogar unsterblich.«
    Der Typ hatte wirklich eine Meise.
    Plötzlich hielt Kenny ein Messer in der Hand. »Wie viele Warnungen muß ich dir eigentlich noch schicken, bevor du auf mich hörst?« fragte er. »Muß ich dir erst ein Ohr abschneiden, damit du kapierst?«
    »Sie können mir keine Angst machen. Sie sind ein Feigling. Sie trauen sich ja nicht mal, vor einen Richter zu treten.« Den Spruch hatte ich mit einigem Erfolg schon öfter bei widerspenstigen Kautionsflüchtlingen angewandt.
    »Aber natürlich jage ich dir Angst ein«, sagte Kenny. »Ich bin ja auch ein gefährlicher Typ.« Das Messer blitzte auf und stach mir ein Loch in den Ärmel. »Jetzt kommt dein Ohr dran.«
    Da meine Tasche mit der gesamten Kopfgeldjägerausrüstung neben Mary Lou auf dem Stuhl lag, tat ich das, was jede andere intelligente und unbewaffnete Frau in meiner Lage ebenfalls getan hätte. Ich brüllte lauthals los. Kenny erschrak. Er verriß das Messer, und ich büßte lediglich ein paar Haare ein. Mein Ohr blieb mir erhalten.
    »Aufhören«, sagte Kenny. »Das ist ja peinlich, das Gekreische.« Er schubste mich in ein Schuhregal, sprang tänzelnd zurück und

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