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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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fiel auf die Knie.
    Grandma Mazur hatte Doc Martens an den Füßen. Außerdem trug sie eine halblange Daunenjacke, hochgekrempelte Jeans und ein Flanellhemd, das zu meinem paßte. Wir sahen aus wie zwei aus der Geisterbahn entsprungene Zwillingsschlampen.
    »Ich muß mich vor dem Essen noch ein bißchen hinlegen«, sagte Grandma. »Ich bin fix und fertig vom Einkaufen.«
    »Ich könnte in der Küche etwas Hilfe gebrauchen«, sagte meine Mutter zu mir.
    Mir schwante nichts Gutes. Meine Mutter brauchte nie Hilfe in der Küche. Nur wenn sie sich Sorgen machte oder irgendeine arme Seele zusammenstauchen wollte, kam sie plötzlich nicht mehr allein zurecht. Oder wenn sie jemanden aushorchen wollte. »Nimm dir eine Schüssel Schokoladenpudding, Stephanie«, hieß es dann zum Beispiel. »Ach, und übrigens, Mrs. Herrel hat gesehen, wie du mit Joseph Morelli in die Garage seines Vaters gegangen bist. Und warum ist das Etikett an deinem Schlüpfer außen?«
    Ich folgte ihr in die Höhle der Löwin, wo die Kartoffeln auf dem Herd kochten, die Luft dampfig und das Fenster beschlagen war. Meine Mutter machte den Backofen auf, um einen Blick auf den Braten zu werfen, und mir schlug der überwältigende Duft einer Lammkeule entgegen. Mein Blick wurde glasig, und vor Vorfreude klappte mir der Unterkiefer herunter.
    Meine Mutter ging vom Herd zum Kühlschrank. »Zur Lammkeule passen Möhren am besten. Du kannst sie schälen«, sagte sie und drückte mir die Tüte mit den Möhren und das Schälmesser in die Hand. »Ach, und übrigens, warum hat dir eigentlich jemand einen Penis geschickt?«
    Um ein Haar hätte ich mir die Fingerkuppe abgesäbelt.
    »Laut Absender kam das Päckchen aus New York, aber der Poststempel war von hier«, sagte sie.
    »Über den Penis kann ich dir nichts sagen. In der Sache wird inzwischen polizeilich ermittelt.«
    »Thelma Biglos Sohn Richie hat ihr erzählt, daß der Penis Joe Loosey gehört hat. Und daß Kenny Mancuso ihn abgeschnitten hat, als Loosey bei Stiva für die Aufbahrung vorbereitet wurde.«
    »Wo hat Richie Biglo das denn aufgeschnappt?«
    »Richie arbeitet bei Pino an der Bar. Richie weiß alles.«
    »Ich möchte nicht über den Penis reden.«
    Meine Mutter nahm mir das Messer ab. »Jetzt sieh dir doch bloß mal an, wie du die Möhren geschält hast. So kann ich sie unmöglich auf den Tisch bringen. Da ist ja überall Schale dran.«
    »Man soll Möhren sowieso nicht schälen. Man soll sie nur schrubben. Die Vitamine stecken alle in der Schale.«
    »Dein Vater ißt aber keine ungeschälten Möhren. Du weißt doch selbst, wie heikel er ist.«
    Meinem Vater konnte man alles vorsetzen, solange es kein Obst oder Gemüse war. Vitamine nahm er nur zu sich, wenn man ihn mit Gewalt dazu zwang.
    »Es sieht mir ganz so aus, als ob Kenny Mancuso es auf dich abgesehen hat«, sagte meine Mutter. »Es ist nicht nett, einer Frau einen Penis zu schicken. So etwas gehört sich nicht.«
    Ich hätte gern noch mehr geholfen, aber ich konnte keine neue Aufgabe entdecken, so krampfhaft ich auch suchte.
    »Und ich weiß auch, was die Geschichte mit deiner Großmutter zu bedeuten hat«, sagte sie. »Kenny Mancuso will über sie an dich heran. Darum hat er sie beim Bäcker angegriffen. Darum wohnst du wieder hier. Damit du in der Nähe bist, wenn er noch einmal zuschlägt.«
    »Er ist wahnsinnig.«
    »Natürlich ist er wahnsinnig. Das weiß doch jeder. Alle Mancuso-Männer sind geisteskrank. Sein Onkel Rocco hat sich aufgehängt. Er hatte eine Vorliebe für kleine Mädchen. Mrs. Ligatti hat ihn mit ihrer Tina erwischt. Und am nächsten Tag hat Rocco sich aufgehängt. Ein Glück, sage ich. Wenn Al Ligatti ihn in die Finger gekriegt hätte…« Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Ich will gar nicht daran denken.« Sie drehte die Flamme unter den Kartoffeln aus und sah mich an. »Wie gut bist du wirklich als Kopfgeldjägerin?«
    »Ich habe noch nicht ausgelernt.«
    »Bist du gut genug, Kenny Mancuso zu fangen?«
    »Ja.« Vielleicht.
    Sie senkte die Stimme. »Dann schnapp dir den Mistkerl. Ich will nicht, daß er noch länger die Gegend unsicher macht. Es ist nicht richtig, daß so ein Mensch frei herumlaufen und alten Frauen weh tun darf.«
    »Ich tue, was ich kann.«
    »Gut.« Sie nahm eine Dose Preiselbeeren aus dem Vorratsschrank. »Jetzt, wo wir alles bekakelt haben, kannst du den Tisch decken.«
    Eine Minute vor sechs stand Morelli vor der Tür.
    Ich machte auf, ließ ihn aber nicht in die Diele. »Was gibt

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