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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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rüber zu Sandeman. Ich möchte wissen, ob er zu Hause ist.«
    Ich parkte einen halben Block von Sandemans Haus entfernt, Morelli mit dem Lieferwagen genau dahinter. Vom Bürgersteig aus sahen wir an dem klotzigen Gebäude hoch, das sich schwarz vom blauen Nachthimmel abhob. Aus einem unverhängten Fenster im Erdgeschoß fiel grelles Licht. Im ersten Stock bezeugten zwei matt leuchtende Vierecke, daß dort ebenfalls jemand zu Hause war.
    »Was für einen Wagen fährt Sandeman?« fragte ich Morelli.
    »Er hat eine Harley und einen Ford.«
    Auf der Straße waren weder das Motorrad noch der Wagen zu sehen. Die Harley fanden wir schließlich hinter dem Haus. Auf dieser Seite waren alle Fenster dunkel, auch bei Sandeman brannte kein Licht. Niemand hockte auf der Treppe. Durch die unversperrte Tür gelangte man in einen düsteren Korridor, der nur von einer 40-Watt-Funzel erhellt wurde, die im Hauseingang von der Decke baumelte. Aus dem oberen Stockwerk drangen Fernsehgeräusche herunter.
    Morelli blieb einen Augenblick lauschend am Fuß der Treppe stehen, bevor er langsam in den zweiten Stock hinaufstieg. Oben war alles dunkel und still. Anscheinend war Sandeman noch immer nicht zu Hause. »Für mich wäre es unmoralisch, in die Wohnung einzudringen«, sagte Morelli.
    Und für mich? Für mich wäre es ja bloß ungesetzlich.
    Morelli warf einen Blick auf meine schwere Taschenlampe. »Natürlich hätte eine Kautionsdetektivin das Recht, dem Gesuchten in seine Wohnung zu folgen.«
    »Nur, wenn die Kautionsdetektivin davon überzeugt wäre, den Gesuchten dort auch anzutreffen.«
    Morelli wartete auf meine Entscheidung.
    Ich sah auf die Feuerleiter hinaus. »Sie ist sehr klapprig.«
    »Ja«, sagte er. »Das habe ich auch schon gedacht. Könnte gut sein, daß sie zu schwach für mich ist.« Er tippte mir unter das Kinn und sah mir tief in die Augen. »Aber so ein zierliches Persönchen wie dich hält sie bestimmt aus.«
    Zierliches Persönchen? Das war ja eine ganz neue Beschreibung für mich. Ich holte tief Luft und kletterte aus dem Fenster. Das Eisen stöhnte, rostige Metallflocken lösten sich unter meinen Füßen und rieselten leise zur Erde. Ich stieß einen halblauten Fluch aus und schob mich vorsichtig auf Sandemans Fenster zu.
    Ich hielt die Hände an die Scheibe und sah hinein. Das Zimmer war schwärzer als schwarz. Ich rüttelte leicht am Rahmen. Das Fenster war nicht verriegelt. Ich drückte dagegen, aber es ging nur einen Spaltbreit auf.
    »Kommst du rein?« flüsterte Morelli.
    »Nein. Das Fenster klemmt.« Ich ging in die Hocke und leuchtete mit der Taschenlampe in das Zimmer. Soweit ich sehen konnte, hatte sich seit meinem letzten Besuch nichts verändert. Dasselbe Chaos, derselbe Schweinestall. Es stank nach ungewaschener Kleidung und überquellenden Aschenbechern. Nichts deutete auf einen Kampf hin. Es gab auch keine Anzeichen für eine überstürzte Flucht oder plötzlichen Wohlstand.
    Bevor ich aufgab, wollte ich noch ein letztes Mal mein Glück mit dem Fenster probieren und stemmte mich mit aller Kraft gegen den alten Holzrahmen. Plötzlich sprangen Dübel aus der bröseligen Wand, und der Boden der Feuertreppe neigte sich um fünfundvierzig Grad nach unten. Stufen und Geländer verbogen sich, Eisenwinkel rissen sich los, und ich fing an zu rutschen, mit den Füßen voraus ins Ungewisse. Ich stieß mit der Hand an einen Querholm, griff in blinder Panik zu und hielt mich fest -ganze zehn Sekunden lang. Dann krachte ich mit der Feuertreppe aus dem zweiten Stock hinunter auf die im ersten Stock. Einen Augenblick lang blieb alles still. Lange genug, daß ich »Scheiße« flüstern konnte.
    Über mir beugte sich Morelli aus dem Fenster. »Nicht bewegen.«
    Mit lautem Gekreisch und Geschepper löste sich nun auch die untere Feuertreppe aus der Verankerung und riß mich mit in die Tiefe. Ich landete mit einem satten Plumps auf dem Rücken und bekam erst einmal keine Luft mehr.
    Ich lag wie gelähmt auf der Erde, bis Morellis Gesicht über mir auftauchte. Diesmal war es nur eine Handbreit von mir entfernt.
    »Scheiße«, flüsterte er. »Mensch, Stephanie, sag doch was.«
    Stumm starrte ich ihn an, nicht imstande, etwas zu sagen, nicht einmal imstande, nach Luft zu schnappen.
    Morelli tastete nach meiner Halsschlagader. Dann befühlte er meine Beine, von unten nach oben. »Kannst du mit den Zehen wackeln?«
    Nicht, wenn seine Hand sich an der Innenseite meines Oberschenkels entlangschob. Meine Haut glühte, und

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