Zweite Chance fuer die Liebe
Widerling ist. Du nimmst die Frage zu ernst, ignorier sie einfach. Jetzt sieh mich an und lächle, als hätte ich etwas unglaublich Witziges gesagt.“
Sie drehte sich ihm halb zu, aber ein Lächeln brachte sie nicht fertig. Automatisch legte sie die Hand an seine Brust, und ihre Finger krallten sich leicht in sein Jackettrevers. Ob sie ihn an sich ziehen oder wegstoßen wollte, wusste sie selbst nicht. Ihr Verstand setzte in dem Moment aus, in dem sie das glühende Verlangen in seinem Blick erkannte. Die Hektik, die Menschen, die Kameras – alles verschwand im Hintergrund, Lily war eingeschlossen in einem Kokon aus Hitze und Leidenschaft, erregend und ermattend zugleich. Sein Blick haftete auf ihrem Mund …
Wie aus weiter Ferne drangen die Rufe der Menge zu ihr durch: „Küs-sen! Küs-sen!“ Und dann sah sie Tristan wie in Zeitlupe lächeln und spürte seinen Mund über ihren streichen … flüchtig nur, doch ihre Lippen prickelten und sehnten sich nach mehr.
Er hob den Kopf und sah sie an, als wolle auch er mehr. Die Fans wollten es auf jeden Fall, schloss man nach dem Jubel, der aufbrandete.
Lily lockerte die Finger. Irgendwie fand sie die Kraft, sich von Tristan zu lösen. Sie wurde sich der tobenden Menge bewusst, der hektisch klickenden Kameras, der geraunten Fragen: „Wer ist das?“ – „Ist das nicht Lord Garrett?“
Lily war klar, dass Tristan sie nur geküsst hatte, um ihr in einer kritischen Situation zu helfen. Für sie allerdings war das nicht der ausschlaggebende Grund gewesen.
Auch wenn sie sich mit aller Macht wünschte, es wäre so.
7. KAPITEL
„Der Film hat mir gefallen“, sagte Tristan in das drückende Schweigen hinein.
Lily reagierte nicht, sah weiter durchs Seitenfenster auf das regennasse London hinaus, während der Chauffeur die Limousine durch die Straßen lenkte.
Es war spät, und nachdem sie zwei Stunden in einem dunklen Kinosaal neben Tristan gesessen hatte, fühlte sie sich angespannt und gereizt. Ihre Erregung, die sie den ganzen Tag über beim Lesen des verhassten Theaterstücks unter Kontrolle gehalten hatte, war regelrecht explodiert, als er dort auf dem roten Teppich ihre Lippen mit dem Mund berührt hatte.
Nachdem sie ihm von ihren Panikanfällen erzählt hatte, hatte er bestimmt nur aus Mitleid gehandelt. Was den Wunsch in ihr keineswegs milderte, er möge sie wieder küssen – allerdings weil er es wollte, nicht aus irgendeinem bizarren Pflichtgefühl.
Und nein, sie hatte keine Lust auf Small Talk. Sie wollte einfach nur zurück in die Abgeschiedenheit ihres Zimmers und sich ins Bett legen. Sie brauchte dringend Schlaf.
Eigentlich hätte sie mit den dreisten Fragen der britischen Klatschpresse rechnen müssen. Vermutlich wäre sie auch darauf vorbereitet gewesen, hätten die Drogensache und Tristan ihre Gedanken nicht derart beschäftigt gehalten.
Bilder von dem Kuss würden morgen sämtliche Titelseiten füllen. Wahrscheinlich waren sie schon jetzt im Internet zu finden, so schnell wie Neuigkeiten sich heutzutage verbreiteten!
Sie sollte nicht verärgert sein, Tristan hatte ihr nur helfen wollen. Dummerweise wurde es immer schwerer, ihre Gefühle für ihn in Zaum zu halten, wenn er sich so lieb und rücksichtsvoll um sie kümmerte. Sowohl vorhin auf dem roten Teppich als auch heute Morgen, als er den armen Scotland-Yard-Inspektor zwei geschlagene Stunden hatte warten lassen, damit sie ausschlafen konnte. Und dann gestern, als er ihr im Wagen den Kopf massiert hatte.
Die Eröffnung über seine Eltern und der Schmerz in seiner Stimme, als er von seiner Mutter gesprochen hatte … Zu wissen, dass seine Kindheit keineswegs so rosig gewesen war, wie sie immer gedacht hatte, weckte das Bedürfnis in Lily, ihn zu trösten. Aber solche Gefühle zu hegen, war höchst unklug. Das würde nur zu Kummer und Leid führen – für sie.
Sie fühlte seinen Blick auf sich ruhen und seufzte still. Es gab einfach keinen vernünftigen Grund, die herrschende Distanz zwischen ihnen zu überbrücken. Ganz im Gegenteil, das wäre höchst gefährlich. Denn es wäre viel zu einfach, wieder in die fantastische Teenagerschwärmerei zu verfallen. Zwar wusste sie, dass er im Grunde seines Wesens ein guter Mensch war, aber das änderte nichts an seiner Meinung über sie.
„Hast du nichts dazu zu sagen, Lily?“
Er nannte sie also jetzt Lily, nicht mehr Honey. Oh, sie wollte nicht, dass er nett zu ihr war! „Das hättest du nicht tun sollen.“
„Was? Dir sagen, dass mir der
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