Zweite Chance fuer die Liebe
Gedanke, den Tristan sofort verwarf. Sie mochte nicht die Teufelin sein, für die er sie gehalten hatte, aber Frauen wie Lily Wild waren sich ihrer Wirkung immer bewusst.
Er war die schwelende Spannung zwischen ihnen leid, und er kannte auch genau das richtige Mittel dagegen.
„Na schön, das reicht jetzt.“ Sehr behutsam stellte er das leere Glas ab. „Fairerweise warne ich dich vor. Ich gebe dir genau drei Sekunden, um dich umzudrehen und zu gehen – bevor ich da weitermache, wo wir vor sechs Jahren aufgehört haben. Du bist keine siebzehn mehr, dieses Mal wird uns auch keine Sekretärin unterbrechen wie gestern. Dieses Mal sind wir allein, und ich habe nicht vor, nach einem Kuss aufzuhören. Ich gehe davon aus, dass du ebenso denkst.“
Seine Direktheit, kombiniert mit dem glühenden Verlangen in seinen Augen, sandte Lily einen prickelnden Schauer nach dem anderen über den Rücken. Ihr Puls begann zu rasen, und tief in ihr züngelten erste Flammen der Lust auf.
Vor sechs Jahren hatte sie sich mit der verträumten Schwärmerei eines zum ersten Mal verliebten Teenagers nach ihm gesehnt. Es war Jos Party gewesen, aber sie hatte sich für ihn zurechtgemacht, hatte ihn den ganzen Abend über beobachtet, hatte jeden seiner Blicke auf sich liegen gespürt. Und dann, mit dem Mut eines Glases Champagner, hatte sie ihn zum Tanzen aufgefordert. Hingerissen hatte sie sich in seine starken Armen geschmiegt. Es hatte sich so gut und richtig angefühlt, dass sie an jenem Abend bereit gewesen wäre, sich auf alles mit ihm einzulassen. Jetzt fühlte sie genauso. Doch das ergab keinen Sinn. Nichts ergab Sinn.
Muss denn immer alles Sinn ergeben?
„Eins.“
Lily schüttelte den Kopf. „Tristan, lass den Unsinn. Wozu soll das gut sein?“
„Grundsätzlich stimme ich dir zu, aber zwischen uns steht noch etwas offen. Es wird nicht verschwinden, auch wenn wir es ignorieren. Ich glaube sogar, dass Ignorieren es nur schlimmer macht.“
„Und du hältst Nachgeben für die Lösung?“
Er hob eine Augenbraue. „Hast du einen besseren Vorschlag?“
Nein. Außerdem brannte ihr Körper vor Sehnsucht nach ihm, nach der Erlösung, die – davon war sie überzeugt – nur er ihr bringen konnte.
Jordanas Rat, sich zu amüsieren und Spaß zu haben, fiel ihr jäh ein. Konnte man Sex mit Tristan dazuzählen? Es war ja nicht so, als wäre sie auf einen Heiratsantrag aus. Bisher hatte sie keinen Sex gehabt, weil es sie nie wirklich gereizt hatte. Bei keinem anderen hatte sie das empfunden, was Tristan allein mit einem Blick in ihr wachrufen konnte. Warum sollte sie es also weiter abstreiten? Und hatte sie sich nicht geschworen, Tristan dieses Mal auf Augenhöhe gegenüberzutreten?
„Zwei.“
Sie schluckte. Der Raum schien ihr plötzlich kleiner, Tristan schien ihr näher, obwohl er sich keinen Zentimeter bewegt hatte. Aber sie konnte sehen, dass er genauso tief atmete wie sie. Schockiert stellte sie fest, wie erregend es war, einen Mann in diesen Zustand versetzen zu können. Tief in ihr spürte sie plötzlich ein heißes Pochen, ein süßer Schmerz durchzog ihren Körper …
Worauf wartete sie? Auf ein Zeichen des Himmels?
Er musste ihre Zweifel gespürt haben, denn er kam auf sie zu, mit der geschmeidigen Selbstsicherheit eines Mannes, der genau wusste, was er wollte. Prompt fühlte Lily sich wieder wie die unerfahrene Siebzehnjährige. Direkt vor ihr blieb er stehen, sah sie an, ohne sie zu berühren, und nervös leckte Lily sich über die Lippen.
„Tristan …“ Mehr als ein unsicheres Flüstern war von ihrer Stimme nicht geblieben. Umso lauter schalt sie dafür eine innere Stimme, dass sie verrückt sein musste. Diesem erfahrenen Mann würde sie niemals geben können, was er verlangte.
Tristan legte die Hand in ihren Nacken, musterte lange ihr Gesicht. „Sag mir, dass du es willst.“
Wollen? Sie brauchte es! „Ja, ich will es.“ Ihr Mund war staubtrocken. „Ich will dich.“
Mit beiden Händen fasste er ihr Gesicht und eroberte ihren Mund. Leise stöhnend klammerte Lily sich an seine Schultern und überließ sich dem mitreißenden Kuss.
Er schmeckte wie das Paradies, ein Geschmack, der sie berauschte und all ihre Sinne in Tumult versetzte. Irgendwann riss sie verzweifelt die Lippen von seinem Mund, weil die Leidenschaft ihr die Luft nahm. Und während sie nach Atem rang, zog Tristan mit Lippen und Zunge eine brennende Spur über ihren Hals.
„Gott …“, hauchte sie, schob die Finger in sein Haar, suchte
Weitere Kostenlose Bücher