Zweite Chance fuer die Liebe
verboten langen Wimpern. „Und mit der Frau in dem blauen Kleid auch.“
Das hatte ihm einen Ellbogenstoß seines Freundes Gabriel eingebracht. „Da hat sie recht.“
„Also?“ Lily verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein, was ihr Kleid fast unmerklich ein Stückchen an ihren Schenkeln höherrutschen ließ.
Er hatte schon ein zweites Mal ablehnen wollen, doch da mischte Gabriel sich erneut ein und meinte, er würde mit ihr tanzen, wenn Tristan nicht wollte. Eine Vorstellung, die Tristan aus irgendeinem Grund einen Stich versetzte. Er warf seinem Freund einen vernichtenden Blick zu und wandte sich wieder an Lily. „Na schön, dann los.“
Sie schenkte Gabriel ein flirtendes Lächeln und ging dann zur Tanzfläche, gefolgt von Tristan, der wenig begeistert wirkte und mit den Zähnen knirschte.
Wie auf Kommando setzte ein langsamer Song ein. Fast hätte er es sich doch noch anders überlegt, aber in diesem Augenblick drehte sie sich um, und das strahlende Lächeln galt jetzt ihm. Als sie begannen zu tanzen, verflüchtigte sich auch der letzte klare Gedanke aus seinem Kopf.
„Tolle Party, nicht wahr?“, fragte sie leise.
„Ja.“
„Das Tanzen macht doch Spaß, oder?“
„Ja.“
„Amüsierst du dich?“
Nein. Nicht, wenn seine Selbstbeherrschung sich mit jeder gehauchten Frage mehr und mehr auflöste. Er war so darauf konzentriert, sich davon abzuhalten, sie an sich zu ziehen, dass ihm völlig entging, wie sie immer näher rückte. Mit dem Moment, in dem er ihren nackten Schenkel zwischen seinen jeansbekleideten Beinen fühlte und ihr Busen sich flüchtig an seine Brust drückte, wurde Selbstbeherrschung endgültig ein Fremdwort für ihn.
Er legte die Hand an ihre Hüfte, um sie ein Stück von sich zu schieben, doch stattdessen stahlen sich seine Finger weiter um sie herum bis an ihren Rücken. Mit einem leisen wohligen Laut schmiegte sie sich sofort der Länge nach an ihn, und er konnte die Reaktion seines Körpers endgültig nicht mehr verheimlichen. Fieber schien ihn jäh zu befallen, sein Herz raste, ein schmerzhaftes Ziehen breitete sich in ihm aus.
Nur traf er genau die falsche Entscheidung: Er tanzte mit ihr in eine stille Ecke, in der vollen Absicht, sie zurechtzuweisen und ihr zu sagen, dass er sich nicht mit Mädchen abgab, die gerade erst aus den Windeln heraus waren. Doch sie erschauerte in seinen Armen, ihre Lippen öffneten sich leicht, und ohne zu wissen, was er tat, presste er seinen Mund auf ihren.
Der Stromstoß, der ihn durchzuckte, hätte ausgereicht, um eine Kleinstadt mit Energie zu versorgen. Wie von allein schob sich seine Hand in ihr Haar, die andere glitt zu ihrem Po, um sie hart an sich zu pressen. Seine Zunge verlangte gierig Einlass, den sie ihm nur zu gern gewährte.
Er verlor jegliches Bewusstsein für Ort und Zeit … bis jemand ihm zögernd auf die Schulter tippte.
Thomas, der Butler, stand hinter ihm wie eine Statue, mit ausdrucksloser Miene, und teilte ihm tonlos mit, dass sein Vater ihn dringend zu sprechen wünsche.
Für eine Sekunde übertraf seine Enttäuschung sogar Lilys, dann wurde ihm klar, was er hier tat. Er war entsetzt und angewidert von sich selbst. Sie war die Freundin seiner kleinen Schwester! Die erotischen Bilder, die in seinem Kopf aufblitzten, waren mehr als unangebracht.
Abrupt hatte er sie losgelassen und scharf angefahren, ihn in Ruhe zu lassen. Er habe kein Interesse an Babys. Als Folge hatte sie ihn damit gestraft, dass sie den ganzen Abend an einem Typen im Armani-Anzug geklebt hatte wie Efeu an einer Hauswand …
Einer der Geschäftsmänner lachte auf und holte Tristan in die Gegenwart zurück. Er schloss die Augen, um sich zu sammeln. Als er die Lider wieder hob, traf er auf Lilys Blick im Spiegel über der Bar. Etwas Ursprüngliches loderte zwischen ihnen auf, eine instinktive Reaktion, die sich ihrer Kontrolle entzog. Ihre Zungenspitze schnellte vor, leckte blitzschnell über die Unterlippe. Prompt durchzog ihn ein süßer Schmerz.
Verdammt. Hatte sie das absichtlich gemacht? Wusste sie, was hinter seiner Stirn vorging?
Bewusst langsam lenkte er seine Augen in eine andere Richtung. Er war kein Trottel, der sich manipulieren ließ. Je eher sie das begriff, desto besser für sie beide.
Er zog sein Jackett wieder an. „Wir gehen.“
„Warte.“ Spontan legte sie ihm die Hand auf den Arm, zog sie jedoch ebenso schnell wieder zurück. „Wir müssen das erst klären.“
„Alles ist geklärt. Ich habe das Sagen, du
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