Zweite Chance - zu dritt
Susans Traum für ihre Tochter zu verwirklichen, war sie zu allem bereit. Sogar, die nächsten achtzehn Jahre mit Jared Reed verheiratet zu bleiben. Cassidy sollte eine Mutter und einen Vater haben, die sie liebten.
Am nächsten Morgen balancierte Kate zwei Plastikbecher Kaffee und eine Tüte mit Kuchenstückchen über den Krankenhausflur. Der frische Kaffeeduft wehte ihr in die Nase. Nach einer weiteren ruhelosen Nacht war eine Dosis Koffein jetzt das einzig Richtige. Aber zuerst wollte sie Jared sehen. Nein, Cassidy.
Mit der Schulter stieß sie vorsichtig die Tür auf, trat ein und erstarrte.
Jared und Cassidy schliefen beide noch friedlich. Es war so ein herzerwärmender Anblick, dass sie schlucken musste. Jared schlief auf einem Notbett, das die Schwestern am Vortag noch ins Zimmer gestellt hatten, und hatte einen Arm nach Cassidy ausgestreckt. In Kates Magen zog sich etwas zusammen.
In diesem Augenblick war sie fast bereit zu glauben, dass Cassidy all die Probleme zwischen ihnen lösen würde und sie wieder zu dem vollkommenen Paar machen konnte, das sie einmal gewesen waren. Aber gleich darauf rief sie sich zur Ordnung. Das waren Tagträumereien, und die Realität sah anders aus, das wusste sie.
Nicht einmal dieses entzückende Kind konnte die Kluft überbrücken, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte. Schließlich hatte auch die Frage „Kinder oder nicht?“ dazu beigetragen, dass sie erkennen mussten, wie wenig sie zusammenpassten. Jared hatte ganz einfach nicht mehr länger auf die Gründung einer Familie warten wollen. Kates Firma, ihre Angestellten, ihre Träume waren ihm dabei ziemlich egal gewesen.
Keine Kompromisse. Keine Diskussionen.
Er war zwar bereit gewesen, zu einer Eheberatung zu gehen. Aber bei einem Psychologen, der ein Freund der Familie war und natürlich zu ihm halten würde, so wie seine ganze Sippschaft.
Auf einmal empfand Kate wieder einen Anflug von Panik. Diese Vernunftehe konnte niemals funktionieren. Alles, was sie und Jared trennte, löste sich ja nicht einfach von heute auf morgen in Luft auf. Dazu waren die Themen zu gewichtig: was sie sich von der Zukunft erwarteten, welchen Stellenwert ihre Arbeit einnahm, wie sie sich das Zusammenleben vorstellten.
Hastig stellte sie Tüte und Becher auf dem Tisch ab. Sie musste Jared sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte.
Aber dann fiel ihr Blick auf das Baby, und ihr Herzklopfen beruhigte sich wieder etwas. Sie tat es für Cassidy. Und für Susan und Brady.
Vorsichtig zog sie die Kuchenstücke aus der Tüte und breitete die Papierservietten aus.
Jared regte sich und streckte langsam die Arme. Er schlug die Augen auf und sah nach Cassidy, dann wandte er langsam den Blick zu Kate. „Du hast Kaffee und Frühstück gebracht.“
Kate ignorierte sein hinreißend strahlendes Lächeln und nahm sich ein Kuchenstück. „Ich dachte, du hast vielleicht Hunger.“
„Danke.“ Jared erhob sich. Hemd und Hosen hatten Falten, weil er darin geschlafen hatte, und er selbst sah ebenfalls leicht zerknittert aus. Zum Anbeißen.
Sein Anblick erinnerte sie an Zeiten, wo er direkt von einem langen Flug nach Hause gekommen und mit ihr ins Bett gegangen war. An schlafen hatten sie beide damals als Letztes gedacht. Irgendwo tief in ihrem Innern wurde es Kate plötzlich ganz warm bei dem Gedanken.
„Stimmt was nicht?“, fragte Jared und nahm sich auch ein Stück Kuchen.
Kein Sex. Kein Kuscheln. Keine Küsse. Diskret andere Leu te treffen.
„Wieso meinst du, es stimmt was nicht?“, fragte sie.
Er sah sie nur schweigend an. Dabei hatte er einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen. Ahnte er, an was sie gerade gedacht hatte? Aber dann wandte er den Blick ab und trank einen Schluck von seinem Kaffee.
Sie biss in ein Kuchenstück. Es war ein eigenartiges Gefühl, so vertraut miteinander zu frühstücken.
„Konntest du schlafen?“, fragte Jared.
„Ein bisschen.“ Vier oder fünf Stunden, schätzte Kate. Nachdem die Erschöpfung irgendwann das Gedankenkarussell in ihrem Kopf zum Stillstand gebracht hatte. „Und du?“
„Ich hab ziemlich gut geschlafen.“ Er rieb sich den Nacken. „Außer, dass die Liege etwa so bequem war wie ein Sessel auf einem Langstreckenflug.“
Kate sah zu Cassidy hinüber. „Und sie?“
„Sie hat ein bisschen gequengelt.“ Jared stand auf und trat zu dem Bettchen. „Es hat eine Weile gedauert, bis sie die Flasche genommen hat.“
„Du hast sie gefüttert?“, fragte Kate.
„Ja.“ Er lächelte
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