Zweite Chance - zu dritt
versonnen. „Ich durfte sie sogar halten.“
Das war unfair! Ihre Haut prickelte nervös. „Bei mir hat die Schwester das nicht zugelassen.“
Jetzt lachte er leise. „Vielleicht hattest du nicht das richtige Händchen.“
Er neckte sie, aber seine Worte taten weh. Kate hatte Cassidy auch auf den Arm nehmen und füttern wollen, aber die Schwester hatte es nicht erlaubt. Kate hatte das nicht einmal persönlich genommen. Bis eben.
Betroffen starrte sie Jared an.
„Sie haben endlich die Schläuche entfernt“, erklärte er. „Deshalb durfte ich sie herausnehmen.“
Im gleichen Moment kam Kate sich furchtbar albern vor. Sie musste aufhören, sich verrückt zu machen! Es gab Wichtigeres im Leben, als die Oberhand in der Zwangsgemeinschaft mit Jared zu behalten.
„Das heißt, es geht ihr besser“, stellte sie fest. „Und wenn sie sie bald entlassen …“
„Heute Vormittag habe ich noch mal einen Termin bei Don Phillips.“ Jareds gelassener Ton beruhigte auch sie. „Keine Sorge, Kate. Es kommt sicher alles in Ordnung. Ich verspreche es dir.“
Er hatte auch einmal versprochen, sie zu lieben. In guten wie in schlechten Zeiten. Das hatte nur drei Jahre gehalten. Cassidy brauchte sie beide für länger.
„Wir müssen es schaffen“, sagte Kate. Ein kleiner Zweifel schlich sich von Neuem in ihr Herz.
„Das werden wir.“
Sie wollte ihm so gern glauben, aber die Erinnerungen ließen sich nicht so einfach beiseiteschieben. Genauso wenig wie die Gefühle.
Sie zog ihren Blazer aus. „Dann kannst du ja jetzt gehen.“
Seelenruhig trank er noch einen Schluck Kaffee. „Es macht mir nichts aus, noch ein bisschen zu bleiben.“
Aber ihr machte es etwas aus! Ja, um Cassidys willen mussten sie sich miteinander arrangieren, aber Kate brauchte jetzt Abstand. Alles an Jared brachte sie durcheinander: wie er aussah, was er zu ihr sagte, wie ihr Körper auf ihn reagierte. Sie konnte kaum noch klar denken.
„Musst du nicht los?“, fragte sie.
„Ich habe noch etwas Zeit.“ Jareds Blick wanderte wieder zu dem Baby hinüber. „Cassidy braucht ihre Familie um sich.“
Familie.
Bei dem Wort wurde es Kate auf einmal schwindlig, und sie musste sich setzen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie davon geträumt, zu einer Familie zu gehören. Durch ihre Heirat war sie Mitglied des Reed-Clans geworden, das schon. Aber jetzt bildeten sie drei hier ihre eigene Familie, und das war noch einmal etwas ganz anderes.
Das Baby schrie. Der Laut zerriss die Stille im Raum. Kate sprang wieder auf, und auch Jared war mit zwei Schritten an dem Bettchen. Behutsam nahm er die Kleine heraus, als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben getan. Cassidy schrie weiter. Er wiegte sie ein wenig in seinen Armen, und allmählich beruhigte sie sich wieder.
Kate starrte ihn fasziniert an.
„Guten Morgen, Prinzessin“, sagte Jared. Er drückte Cassidy zärtlich an sich, und Kates Herz machte einen Satz. „Hast du was Schönes geträumt?“
Kate wurde der Mund ganz trocken. Anders als manche Frauen in ihrem Bekanntenkreis hatte sie nie die überwältigende Sehnsucht nach einem Baby verspürt. Aber der Anblick von Jared mit Cassidy im Arm brachte ihre ganze fest gefügte Welt ins Wanken. Er hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass er gern Kinder hätte, und zum ersten Mal sah sie, dass er der geborene Vater war. Ein unglaublich anziehender, hinreißender Vater. Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden.
„Willst du auch mal?“, fragte er.
Sie wollte … ihn.
Nein, verbesserte sie sich sofort. Sie wollte das Baby halten. „Ja, gern.“
Als sie Cassidy in Empfang nahm, drückte sie das warme, weiche Wesen an sich und achtete darauf, dass sie sein Köpfchen richtig hielt. Sie hatte gestern Abend extra noch im Internet Rat gesucht. Cassidy spitzte die Lippen und gab ein schmatzendes Geräusch von sich.
„Sie mag dich“, sagte Jared.
„Sie hat Hunger“, entgegnete Kate.
Sie streckte der kleinen Hand einen Finger hin, und die winzige Faust schloss sich sofort fest darum. Ein Reflex? Es war Kate egal. Sie fühlte, dass sie Gefallen daran finden konnte.
Und plötzlich machte ihr genau das Angst. Sie hatte in ihrem Leben bisher noch jeden Menschen verloren, den sie geliebt hatte.
„Du kannst sie wieder nehmen“, sagte sie schnell.
Jared legte ihr beide Hände auf die Schultern. „Es wird alles gut, Katie.“
Sie wollte ihm so gern glauben. Ihr war klar, dass es für das Baby das Beste war, wenn sie mit Jared verheiratet
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