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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Schwertstreich treffen würde. Mit zum Zerreißen gespannten Nerven drang er weiter vor. Bei jedem Schritt scharrte er mit den Füßen über den Boden, um kleine Wolken aus Sand und Staub hochzuwirbeln, aber wenn irgendwo in unmittelbarer Nähe eine Bedrohung lauerte, so konnte er sie zumindest nicht erkennen.
    Seine Hoffnung steigerte sich, dass die beiden Dunkelelben vielleicht nur eine Art Vorhut gewesen waren, so etwas wie Späher, die erkunden sollten, wohin der Spalt führte. Oder vielleicht waren sie auch die bislang Einzigen, die ihn durch puren Zufall entdeckt hatten, was Thilus mit Abstand am liebsten gewesen wäre.
    Unbeschadet erreichte er den Riss, doch der schlimmste Teil seiner Aufgabe stand ihm nun noch bevor. Thilus stellte die Laterne unmittelbar vor der Öffnung ab, steckte sein Schwert in die Scheide zurück und zog dafür zwei Beutelchen mit Sprengpulver aus einer Tasche seines Lederwamses. Sein Herz hämmerte, als wolle es aus seiner Brust brechen.
    »Bei den Dämonen der Unterwelt, warum gerade ich?«, murmelte er. »Li’thil, gib mir Kraft!«
    Er atmete ein paar Mal tief durch, führte sich noch einmal vor Augen, wie viel vom Erfolg seines Tuns abhing, und versuchte sich zur Ruhe zu zwingen, dann betrat er beherzt den Riss in der Felswand.
    Im Gegensatz zu den geradezu dürren Dunkelelben war Thilus wie die meisten Zwerge stämmig und ein wenig untersetzt. Nur mit Mühe konnte er sich seitlich in den Spalt zwängen und
Stück für Stück weiter vorwärtsschieben. Zugleich war er in dieser Position bei einem Angriff vollkommen hilflos, aber es gab keine andere Möglichkeit, wenn er den Durchgang verschließen wollte. Zündete er das Sprengpulver direkt am Eingang, würde die Wirkung zum größten Teil verpuffen. Die Gefahr wäre zu groß, dass er lediglich einen kleinen Steinschlag verursachte, der leicht wieder aus dem Weg zu räumen wäre und die Dunkelelben kaum aufhalten würde.
    Stück für Stück schob er sich mit immer noch hämmerndem Herzen weiter vorwärts. Erst als er gut drei Meter weit in den Spalt vorgedrungen war, entschied er, dass dies weit genug war. Jede Sekunde konnte er entdeckt und sein Vorhaben dadurch vereitelt werden - es wäre töricht gewesen, sein Glück weiter auf die Probe zu stellen. Außerdem war die Stelle ideal, da hier ohnehin bereits zahlreiche feine Risse den Fels durchzogen, sodass eine große Wahrscheinlichkeit bestand, dass bei einer Sprengung alles in sich zusammenbrechen und der Spalt über eine Länge von vielen Metern so komplett verschüttet werden würde, dass es den Dunkelelben nicht gelingen würde, ihn noch einmal freizulegen.
    So schnell und geschickt er es mit nur einer Hand vermochte, verstaute er die beiden Beutelchen in einem Loch im Fels, versah sie mit einer Zündschnur und setzte diese mit seinen Feuersteinen in Brand. Knisternd fraß sich die Flamme daran entlang.
    Thilus hatte die Zündschnur reichlich bemessen, dennoch blieben ihm nur knapp zwei Minuten, um sich in Sicherheit zu bringen. So schnell er nur konnte, schob er sich wieder seitlich auf den Ausgang zu. In Gedanken zählte er dabei die Sekunden.
    Es gab einen grauenvollen Schreckmoment, als er auf halbem Weg plötzlich feststeckte. Sein Lederwams war an einem kleinen Felsvorsprung hängen geblieben. So gut es ihm in der drückenden Enge möglich war, nestelte er daran herum, wich schließlich wieder einen halben Schritt tiefer in den Spalt hinein und konnte sich endlich befreien, aber alles hatte ihn wertvolle Sekunden gekostet;
Sekunden, die über Leben oder Tod entscheiden mochten.
    Mehr als die Hälfte der knappen Frist war bereits verstrichen, als er den Ausgang erreichte. Hastig raffte er die Laterne vom Boden an sich und begann zu laufen, so schnell seine kurzen Beine ihn trugen. Zwerge besaßen eine enorme Kraft und Ausdauer, deutlich mehr als beispielsweise die meisten Menschen, aber für schnelle Wettläufe waren sie von ihrem Körperbau her nicht unbedingt geschaffen. Zum ersten Mal wünschte er sich, längere Beine zu haben wie die Menschen, oder wenigstens die Flinkheit anderer Bewohner der Tiefenwelt, der Gnome oder Goblins, zu besitzen.
    Als er das Ende des Plateaus erreichte, blieben ihm seiner Zählung zufolge noch knapp fünfzehn Sekunden, doch entweder hatte er die Länge der Zündschnur in der Enge und Dunkelheit falsch bemessen, oder er hatte sich verzählt, denn bereits in diesem Moment ertönte ein lauter Donnerschlag hinter ihm, gefolgt von dem Bersten

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