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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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zusammenbrechender Felsmassen. Aus den Augenwinkeln nahm er ein grelles Licht wahr, dann quoll eine Wolke aus Staub aus dem Spalt, durchsetzt mit Steinbrocken, die durch die Wucht der Explosion herausgeschleudert wurden und wie tödliche Geschosse meterweit durch die Luft wirbelten.
    Wie schon während des Erdbebens presste sich Thilus dicht an die Felswand, und das keine Sekunde zu früh. Die Erschütterungen pflanzten sich durch den Berghang fort, lösten weitere Gesteinslawinen.
    Felsbrocken polterten herab und schlugen krachend auf dem Plateau auf und zerbarsten dabei teilweise. Splitter spritzten in alle Richtungen davon. Instinktiv drehte sich Thilus schützend zur Seite und riss den Arm hoch, um sein Gesicht zu bergen.
    Nach nicht einmal einer Minute, die ihm jedoch auch jetzt wieder wie eine Ewigkeit erschien, kam der Tharakol schließlich erneut zur Ruhe. Thilus atmete auf und blickte sich um. Ein Bild der Verwüstung bot sich ihm, als sich der in dichten Schwaden
in der Luft hängende Staub zu legen begann. Noch mehr Geröll und Felsbrocken als zuvor hatten das Plateau in ein Trümmerfeld verwandelt, aber das war ihm gleichgültig. Mit grimmiger Zufriedenheit erkannte er, dass seine Verzweiflungstat Erfolg gehabt hatte.
    Die Explosion musste den Gang auf viele Meter Länge zum Einsturz gebracht haben, aber damit noch nicht genug. Wo zuvor der Riss in der Felswand geklafft hatte, türmten sich nun hohe, tonnenschwere Gesteinsbrocken. Ein beträchtlicher Teil des Hangs oberhalb des Ganges war ins Rutschen geraten und bildete ein schier unüberwindliches Hindernis vor dem Zugang.
    Thilus ließ sich an der Felswand zu Boden sinken. Wo seine Haut ungeschützt war, hatten die scharfkantigen Splitter ihm mehrere blutende Schnitte und Schrammen zugefügt, doch er nahm sie kaum wahr, fühlte nur Erleichterung, dass die Gefahr zumindest für den Augenblick gebannt war.
    Erschöpft wartete er auf das Eintreffen der Verstärkung.

2
    FINSTERWALD
    Das vormals so idyllische Tal hatte sich in einen Friedhof verwandelt.
    Schwer und drückend lastete über dem Ort die Stille des Todes, der sich als ungeladener Gast heimlich in der Nacht angeschlichen und seine grausame Ernte eingebracht hatte. Eines Todes, der in schwarzes Leder und einen gleichfalls schwarzen Umhang gekleidet war - mit leichenblasser Haut, bleichen, langen Haaren und rot glühenden Augen. Eines Todes, der Warlon mittlerweile schon beinahe vertraut und so verhasst wie nichts anderes auf der Welt war.
    Mit gesenktem Kopf und brennenden Augen starrte der Zwerg auf die drei frischen, lediglich mit einigen Blumen verzierten Grabhügel am Ufer des kleinen Baches. Dabei rief er in Gedanken noch einmal die Erinnerung an Shaali wach, die wunderschöne Shaali mit ihren goldgelockten Haaren und dem ausdrucksvollen, zarten Gesicht. Und an Tora und Torn, ihre beiden Kinder. Trauer und Schmerz bohrten sich tief in ihn, während er Abschied von ihnen nahm. Tränen rannen ihm aus den Augen und versickerten in seinem rötlichen Bart, der ebenso lang und buschig wie sein Haupthaar war. Es geschah selten, dass ein Zwerg weinte, aber er kämpfte nicht dagegen an.
    Es war alles seine Schuld!
    Dieser Gedanke, der wieder und wieder auf seinen Kopf einhämmerte, war vielleicht das Schlimmste überhaupt. Seit er mit mehreren Begleitern von Elan-Dhor aufgebrochen war, um zu den Elben zu gelangen, die sich schon vor langer Zeit tief in die
Einöde hoch im Norden zurückgezogen hatten, schienen sich Leid und Tod wie ein unsichtbarer Begleiter an seine Fersen geheftet zu haben und jeden zu ereilen, der ihm nahe kam. Allerdings hatte er bis vor wenigen Stunden noch nicht gewusst, in welch wahrstem Sinne des Wortes es sich so verhielt …
    Shaali, Tora und Torn waren nicht die einzigen Opfer der vergangenen Nacht, die dieser Fluch ereilt hatte. Auch er hatte an diesem Morgen bereits Gräber ausgehoben.
    Zu acht hatten sie Elan-Dhor verlassen, doch von diesen acht waren außer ihm selbst nur noch Ailin am Leben, die Weihepriesterin Li’thils, und Lokin, der Dieb und Schmuggler, der sie bislang geführt hatte, weil er wegen seiner Schmuggelei mit den Menschen einer der wenigen Zwerge war, die sich an der Oberfläche auskannten. Von einem Waldläufer namens Malcorion hatten sie gehofft, wichtige Hinweise für ihre Suche nach der Heimstatt der Elben zu erhalten, doch am vergangenen Abend waren sie in einen Hinterhalt räuberischer Trolle und Tzuul geraten, die es auf ihr Gold abgesehen

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