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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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hatten. Alle fünf Krieger, die ihre Eskorte gebildet hatten, waren niedergemetzelt worden, und das nur wegen einiger wertloser Steine, die nur durch die Ausstrahlung einer Elbenrune das Aussehen von Gold angenommen hatten und ihren Glanz schon bald wieder verlieren würden, wie Malcorion erklärt hatte.
    Bereits in aller Frühe hatte sich Warlon zusammen mit Ailin und Lokin auf den Weg zum Waldrand gemacht, um die toten Gefährten zu begraben. Es war seltsam - obwohl sie seinem eigenen Volk angehörten und er sie schon lange kannte, machte ihr Tod ihm weniger zu schaffen als der von Malcorions Frau und seinen Kindern. Vielleicht, weil es sich um Krieger handelte, für die die Begegnung mit dem Tod ebenso wie für ihn selbst ein tägliches Handwerk gewesen war, und die gewusst hatten, auf was für eine gefährliche Mission sie sich einließen.
    Shaali und die Kinder jedoch waren Zivilisten gewesen, unschuldige Opfer eines Krieges, mit dem sie rein gar nichts zu tun
hatten. Und sie waren auch nicht von räuberischem Gesindel umgebracht worden, sondern von einem Dunkelelben. Das Ungeheuer musste dem Expeditionstrupp schon seit dem Aufbruch aus der Tiefenwelt unbemerkt gefolgt sein, ohne dass sie etwas davon bemerkt hatten. Hier, in diesem verborgenen Tal, in das sich Malcorion abgeschieden vom Rest der Welt zurückgezogen hatte, um sich nur noch seiner Familie zu widmen, hatte es in der Nacht zugeschlagen, war ins Haus eingedrungen und hatte sein blutiges Handwerk verrichtet - und das war es, was Warlon sich nicht verzeihen konnte.
    Er und seine Begleiter hatten den Dunkelelb hergeführt. Hätten sie den ehemaligen Waldläufer nicht gesucht, und hätte er sie nicht arglos in dieses abgeschiedene Tal eingeladen, um sie zu bewirten und ihnen zu helfen, wären seine Frau und seine Kinder noch am Leben.
    Warlon spürte eine Berührung an seiner Hand, als sich Ailins Finger um seine klammerten. Hoch aufgerichtet stand sie neben ihm, ihr unverschleiertes, von blondem, entgegen der Zwergenart kurzgeschnittenem Haar eingefasstes Gesicht schön wie ein geschliffener Edelstein. Sie ließ sich ihre Trauer nicht anmerken, aber Warlon wusste, dass sie ebenso litt wie er, doch war er unsicher, ob sie ihm mit ihrer Berührung Trost spenden wollte oder selbst welchen bei ihm suchte. Vielleicht beides.
    »Es wird Zeit. Wir haben heute noch einen weiten Weg vor uns«, sagte Malcorion unvermittelt und wandte sich abrupt von den Gräbern ab. »Geht schon einmal vor, ich habe noch etwas zu erledigen.«
    Warlon nickte stumm.
    So zynisch es auch sein mochte, zumindest in einer Hinsicht hatte der Dunkelelb ihnen mit seiner grauenhaften Tat sogar einen Gefallen getan. Schon vor Jahren hatte Malcorion Abschied von seiner Zeit als Waldläufer genommen, während der er - soweit sie wussten als einziger Mensch - auch bei den Elben mehrfach zu Gast gewesen war, sodass er den Weg zu ihnen kannte.
Zwar war er bereit gewesen, eine Karte für sie anzufertigen, doch sie hatten ihn nicht dazu bewegen können, sie selbst hinzuführen.
    Nun jedoch war seine Familie, die er nicht hatte verlassen wollen, ausgelöscht, und es gab nichts, was ihn noch hier hielt. Er hatte Rache an der Kreatur geschworen, die ihm dies angetan hatte, und an ihrem Volk, aber der einzige Weg, diese zu vollstrecken, war der, sich ihnen anzuschließen und sie an ihr Ziel zu führen.
    Warlon schämte sich zutiefst für diesen Gedanken, konnte ihn aber nicht völlig unterdrücken. Drei unschuldige Menschen waren gestorben, was er aus tiefstem Herzen bedauerte, aber vom Erfolg seiner Mission hing das Überleben des gesamten Zwergenvolkes ab, und ihre Chancen, die Aufgabe zu erfüllen, stiegen gewaltig, wenn Malcorion sie führte. Es war eine grausame Welt, die Gedanken wie diesen überhaupt erst möglich machte.
    Immer noch schweigend nahmen Warlon und seine Begleiter ihre Rucksäcke auf und wandten sich dem einzigen Ausgang aus dem ringsum von steilen Felswänden umgebenen Tal zu. Erst dort verharrten sie und blickten zurück.
    Malcorion verschwand gerade mit schleppenden Schritten in dem Haus mitten im Tal, in dem er die letzten Jahre mit seiner Familie verbracht hatte. Nach wenigen Minuten kam er wieder heraus. Flammen leckten hinter ihm aus den Fenstern und der Türöffnung und griffen rasend schnell um sich. Als er die Zwerge erreichte, brannte bereits das gesamte Gebäude lichterloh. Turmhoch schlugen die Flammen zum Himmel empor.
    Weder Warlon noch einer seiner Begleiter sagte

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