Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
sarkastisch.
    »Eher hatten wir Glück, dass wir uns schon wieder aufgewärmt hatten und halbwegs zu Kräften gekommen waren«, erwiderte Lokin. »Hätten sie uns in der Schneehölle weiter oberhalb des Berges gestellt, als wir halb erfroren waren, hätten wir keine Chance gegen sie gehabt. Schon so war es ziemlich knapp. Sie haben wohl nicht damit gerechnet, uns kampfbereit vorzufinden,
sondern geglaubt, wir wären zu Tode erschöpft, und sie hätten leichtes Spiel mit uns, wenn sie uns überraschen.« Er machte eine kurze Pause. »Ich wäre wahrscheinlich verloren gewesen, wenn du mich nicht gerettet hättest.«
    »Das war doch nur ein selbstverständlicher Freundschaftsdienst«, wiegelte Warlon ab.
    »Na ja, als wir vor ein paar Wochen von Elan-Dhor aufgebrochen sind, hättest du am liebsten nicht einmal mit mir geredet.«
    »Da war ich auch noch davon überzeugt, dass du ein Verräter wärst, der seine Kameraden im Stich gelassen hat. Mittlerweile …« Warlon lächelte flüchtig. »Lassen wir das. Überlegen wir lieber, was wir nun tun sollen. Wir können hier nicht bleiben. Bis morgen haben die geflohenen Soldaten sicherlich Verstärkung herbeigerufen und werden uns den Rückweg aus dem Gebirge abschneiden. Dann sitzen wir in der Falle. Unsere einzige Chance ist, die Weißberge noch heute Nacht zu verlassen.«
    Niemand antwortete ihm. Seine Gefährten blickten sich nur gegenseitig an, und jeder schien darauf zu warten, dass der andere etwas sagte.
    »Was?«, fragte Warlon. »Noch mehr schlechte Nachrichten?«
    »Leider ja«, antwortete Malcorion schließlich. »Die Soldaten, gegen die wir gekämpft haben, waren wohl nur eine Art Vorhut. Weitere warten bereits unten im Tal. Direkt am Fuß des Berges brennen mehrere Feuer, dort haben sie wohl ihr Lager aufgeschlagen. Zweifellos rechnen sie damit, dass wir im Schutz der Dunkelheit zu fliehen versuchen, und haben überall Posten aufgestellt. Unsere Chancen, unbemerkt an ihnen vorbeischlüpfen zu können, sind minimal. Und selbst wenn es uns gelingen sollte, sitzen wir immer noch in Radon fest, und früher oder später werden sie uns erwischen. Die Tore im Grenzwall werden mit Sicherheit mittlerweile so gut bewacht, dass es uns niemals gelingen wird, die Grenze auf diesem Weg zu passieren.«
    »Aber wie sollen …« Warlon brach ab und starrte den Waldläufer fassungslos an, als er plötzlich zu ahnen begann, was dieser
andeuten wollte. »Du denkst doch nicht … Aber das wäre Wahnsinn! Hast du schon vergessen, wie knapp wir dem Tod heute entronnen sind?«
    »Weil wir schlecht ausgerüstet waren«, behauptete Ailin. »Bevor du aufgewacht bist, haben wir uns gerade darüber Gedanken gemacht. Der Rückweg ist uns versperrt, wir können nur weiter nach vorne.«
    »Insofern hat Lorian uns ungewollt sogar einen Gefallen getan, als er uns die Soldaten nachschickte«, fügte Malcorion hinzu. »Sie sind mit allem ausgestattet, was man braucht, um in den Bergen zu überleben. Dicke Fellmäntel, mit Pelz gefütterte Handschuhe und Stiefel - bei einem der Pferde, die sie bei ihrer Flucht zurückgelassen haben, haben wir sogar ein Zelt gefunden, das uns nachts Schutz bieten wird. So ausgerüstet haben wir eine zehnmal größere Chance, das Gebirge zu überwinden. Was denkst du?«
    Warlon antwortete nicht sofort. Mehrere Minuten lang starrte er stumm vor sich hin und überlegte angestrengt. Es war Sommer, und obwohl sie auch Kleidung für kühlere Tage mit sich führten, taugte diese nicht viel für solche Extremtemperaturen, wie sie in den höhergelegenen Bergregionen herrschten. In dicke Pelze gehüllt mochte ihnen der Aufstieg wesentlich eher gelingen.
    Am wichtigsten für ihn aber war der Gedanke, dass es wohl das Ende ihrer Mission bedeuten würde, wenn sie jetzt umkehrten, selbst wenn es ihnen gelingen sollte, den Soldaten unten im Tal zu entkommen. Malcorion hatte recht, alle anderen Wege über die Grenze waren mit Sicherheit inzwischen für sie unpassierbar geworden.
    »Haben wir denn eine andere Wahl?«, brummte er schließlich.
     
     
    »Wir hätten das Schicksal kein weiteres Mal herausfordern sollen«, murmelte Ailin. Ihr Atem hing bei ihren Worten wie eine weiße Fahne vor ihrem Mund.
    Genau wie Warlon und die anderen trug sie den Fellmantel,
die Handschuhe und die Stiefel eines der toten Soldaten, außerdem hatten sie deren Umhänge zu Schals zusammengerollt und sie sich so um den Kopf gebunden, dass nur der Mund und die Augen frei blieben. Darüber hinaus hatten

Weitere Kostenlose Bücher