Zwergenbann: Roman
jedem Schritt versanken sie nun schon bis zu den Knien. Entsprechend beschwerlicher wurde das Gehen und sie kamen noch langsamer als bisher voran. Auch ihre Methode vom Vortag, den Schnee mit den Beinen vor sich her zu schieben, funktionierte nicht mehr, da dies noch anstrengender gewesen wäre. Stattdessen gingen sie hintereinander, sodass die Nachfolgenden in die Spuren des Ersten treten konnten. An der Spitze wechselte sich Warlon mit Lokin und Malcorion ab.
Überrascht blickte Warlon den Waldläufer an, als dieser plötzlich neben ihn trat.
»Ich übernehme wieder die Führung.«
»Aber wir haben doch gerade erst gewechselt«, protestierte Warlon. »Ich kann noch -«
»Ich habe mich vorhin nicht getäuscht«, fiel Malcorion ihm ins Wort. »Wir werden wirklich beobachtet. Lass dir nichts anmerken und sieh dich nicht zu auffällig um. Es ist besser, wenn die Unbekannten glauben, dass wir sie nicht bemerkt hätten.«
»Bist du sicher?« Nur mit Mühe widerstand Warlon dem Drang, seinen Blick über die Berghänge schweifen zu lassen.
»Jetzt ja. Aber ich kann nicht sagen, um wen oder was es sich handelt, nicht einmal, wie viele - aber es sind auf jeden Fall mehrere. Sie sind sehr geschickt und noch ein gutes Stück entfernt.«
»Ruul?«
»Wäre möglich.«
»Vielleicht aber auch nur ein paar weitere Schrate«, entgegnete Warlon. »Sie sind von Natur aus feige, und sofern es sich nicht gerade um Dutzende handelt, werden sie sich hüten, uns anzugreifen. Aber sie könnten versuchen, uns in einen Hinterhalt zu locken.«
»Und dafür bietet diese Umgebung ideale Möglichkeiten. Wir werden extrem vorsichtig sein müssen. Deshalb werde ich die Führung übernehmen. Warne du die anderen.«
Warlon nickte und ließ sich etwas zurückfallen, um Ailin und Lokin von Malcorions Befürchtungen zu unterrichten.
Während sie weitergingen, bemühte er sich, so zu tun, als ob nichts wäre, aber es fiel ihm schwer. Immer wieder blickte er sich verstohlen um. Jetzt, nachdem er wusste, dass sie nicht mehr allein waren, meinte er überall Bewegungen wahrzunehmen, doch handelte es sich immer nur um ein Spiel von Wind und Schnee. Ihre unbekannten Verfolger konnte er nicht entdecken. Dennoch zweifelte er nicht daran, dass sie wirklich da waren. Malcorion schien nicht nur schärfere Augen als er zu haben, sondern verstand sich vor allem wesentlich besser auf das Überleben in der Wildnis.
Die Felsen zu beiden Seiten des Weges wurden höher, bis sie eine regelrechte Schlucht bildeten. Der ideale Platz für einen Hinterhalt, stellte Warlon beklommen fest.
Als wäre der Gedanke ein Auslöser gewesen, stieß der Waldläufer plötzlich einen Warnruf aus, blieb stehen und zog sein Schwert.
Ein Stück vor ihnen wuchsen wie aus dem Nichts acht Ungeheuer
in die Höhe, die geradewegs einem Albtraum entsprungen zu sein schienen.
Ruul!
Sie besaßen tatsächlich eine grobe Ähnlichkeit mit den Trollen, von denen sie abstammen sollten, vor allem schienen sie über eine ähnliche Kraft zu verfügen. Allerdings waren sie nicht ganz so groß und massig, dafür waren ihre Arme noch länger. Weißes Fell, das zottig und verfilzt herunterhing, bedeckte ihren Körper und verlieh ihnen in dieser Umgebung eine ideale Tarnung. Sie mussten flach im Schnee gelegen haben und waren deshalb nicht früher zu entdecken gewesen.
Das Schlimmste an ihnen aber war ihr Schädel: Ein einzelnes, fast faustgroßes schwarzes Auge prangte über einer lang gezogenen Schnauze, die Ähnlichkeit mit der eines Wolfs besaß, nur dass jeder der Reißzähne in diesem mörderischen Gebiss so lang wie ein Finger war.
Dennoch handelte es sich nicht um Tiere, das bewiesen die gewaltigen Keulen, die sie in den Pranken hielten und drohend schwangen.
»Zurück!«, rief Malcorion.
Warlon fuhr herum - und erstarrte. Sechs weitere der Ungeheuer waren hinter ihnen aufgetaucht und versperrten ihnen den Weg. Die Schlucht war eine Falle und sie waren blind hineingetappt!
Gehetzt blickte er sich um. Die Schneemonster blockierten die einzigen Ausgänge, die Felswände beiderseits der Schlucht waren viel zu glatt und zu hoch, um daran in die Höhe zu klettern. Es gab keinen Ausweg, sie waren gefangen. Neben ihm zog auch Ailin ihr Schwert, während Warlon ebenso wie Lokin seine Axt ergriff. Gegen Ungeheuer wie diese dürfte sie sehr viel wirkungsvoller sein, obwohl er normalerweise ebenfalls den Kampf mit dem Schwert bevorzugte.
Und ein Kampf war wohl unvermeidlich, wenngleich die
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