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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Fackeln angewiesen, was Warlon zunächst mit Sorge erfüllte. Sie selbst trugen nur noch wenige bei sich, und auch die des Schrats war bereits ziemlich weit abgebrannt. Bald darauf kamen sie jedoch an einer Nische vorbei, aus der Torg zwei weitere holte, von denen er eine Malcorion reichte. Offenbar hatte sein Volk an vielen Stellen Vorräte angelegt, denn auch im weiteren Verlauf ihrer Wanderung erreichten sie immer wieder Stellen, an denen Häufchen von Fackeln lagen. Woher die Schrate sie in der unwirtlichen Gebirgsgegend hatten, blieb Warlon allerdings ein Rätsel, und auf eine entsprechende Frage erhielt er keine Antwort.
    Allmählich machten Erschöpfung und Müdigkeit ihm zu schaffen. Die immer schleppender werdenden Bewegungen seiner Gefährten verrieten, dass es ihnen ebenso erging. Seit dem Aufbruch aus der Höhle mit den anderen Schraten waren Stunden verstrichen, ohne dass sie eine Pause eingelegt hatten, und die unterirdische Wanderung war anstrengend. Viele der Stollen waren stark aufwärts oder abwärts geneigt, ohne dass es Treppen gab, wie Zwerge sie angelegt hätten, um den Auf- und Abstieg zu erleichtern.
    Als sie bald darauf erneut eine größere Höhle erreichten, blieben sie starr vor Staunen stehen. Eine schier unendliche Menge glitzernder weißer Säulen erhob sich in der Grotte. Manche von ihnen funkelten im Licht der Fackel sogar in allen Regenbogenfarben. Es war ein überwältigender Anblick. Auch in Elan-Dhor gab es Tropfsteinhöhlen, aber keine, die eine so ungeheure Zahl an Stalagmiten und Stalagtiten aufwies, von denen die meisten sich zudem bereits zu Säulen vereinigt hatten.
    Vor allem kannte er keine, die das Licht in einer solchen Farbfülle brachen. Sie mussten aus mehr als nur Kalk bestehen, da dieser trotz der Feuchtigkeit an der Oberfläche niemals ein solches Gleißen hervorgebracht hätte. Irgendwelche Mineralien im Wasser, die sich zusammen mit ihm ablagerten, mussten dafür verantwortlich sein.

    Staunend wanderte Warlon zusammen mit den anderen zwischen den Säulen umher. Torg machte sich ein Vergnügen daraus, die Fackel hin und her zu schwenken, sodass immer neue Lichtreflexe entstanden und die kunstvollen Gebilde in farbigem Glanz erstrahlten.
    In der Mitte der Grotte erstreckte sich in einem von Felsen eingefassten Becken ein kleiner See. Auch über ihm wuchsen lange Zapfen von der Decke herab; einige reichten sogar bis zur Wasseroberfläche. Der Grund des Sees funkelte je nach Blickwinkel und Lichteinfall ebenso farbenfroh wie die Tropfsteinsäulen.
    Hier ließ Ailin ihren Rucksack zu Boden sinken und setzte sich auf den Rand des Beckens.
    »Ich gehe keinen Schritt mehr weiter«, erklärte Warlon. »Meine Beine scheinen Tonnen zu wiegen, mein Magen knurrt vor Hunger, und ich schlafe fast im Stehen ein.«
    »Hunger nix gut«, erklärte Torg. Er trat an eine Wand, die mit einem grünlichen Geflecht bedeckt war, riss ein Büschel davon ab und stopfte es sich in den Mund. »Gutes Schmausmoos«, sagte er genussvoll kauend, bevor er ein weiteres Stück davon packte und es ihnen anbot.
    »Danke, das ist nicht nötig«, lehnte Warlon hastig ab. Er kannte Flechten wie diese, die zwar essbar waren, aber furchtbar schmeckten. Schon bei dem Gedanken, etwas davon zu vertilgen, drehte sich ihm der Magen um. »Wir haben unser eigenes Essen.«
    Nachdem sie ihre Decken ausgebreitet und darauf Platz genommen hatten, öffneten sie ihre Rucksäcke und machten sich heißhungrig über die Vorräte her. Bereits seit dem Mittag hatten sie nichts mehr gegessen, und nach der anstrengenden Wanderung und den glücklichen Wendungen, die dieser Tag gebracht hatte, verspürten sie alle großen Appetit.
    »So, und jetzt bin ich satt und so müde, dass ich die Augen nicht mehr aufhalten kann«, sagte Lokin und gähnte herzhaft.
    Warlon wartete, bis Torg noch einmal zu der Wand mit den Flechten hinüberging.
    »Ich denke nicht, dass wir einfach alle schlafen sollten«, raunte er leise. »Ich traue dem Burschen noch immer nicht ganz.«
    »Dann bleib wach und weck mich in zwei oder drei Stunden«, gab Malcorion ebenso leise zurück. Ailin und Lokin antworteten gar nicht, waren anscheinend schon eingeschlafen. »Aber ich glaube nicht, dass das nötig ist. Jetzt brauche ich jedenfalls auch erst etwas Schlaf.«
    Warlon schnitt eine ärgerliche Grimasse. Auch er war todmüde, konnte aber nicht verstehen, dass den anderen ihre Sicherheit so gleichgültig war. Ailin und Malcorion konnte er keinen Vorwurf

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