Zwergenbann: Roman
Zum Dank hatte der Goblin versprochen, dass sein Volk die Zwerge im Kampf gegen die Dunkelelben unterstützen würde. Ob er dieses Versprechen gehalten hatte, wusste Warlon nicht, da er gleich am nächsten Tag zu seiner Expedition zu den Elben aufgebrochen war, aber er hatte den festen Eindruck gehabt, dass Quarrolax es aufrichtig meinte.
Und nun Torg. Von seinem Freund und Lehrmeister Barlok, dessen Ansichten in dieser Angelegenheit noch wesentlich negativer ausgeprägt waren, hatte Warlon gelernt, nicht nur Gnomen und Goblins, sondern gerade auch den unzuverlässigen Schraten niemals zu vertrauen, und nun hatten sie es ausgerechnet einem
Schrat zu verdanken, dass sie ihre Mission fortsetzen konnten und überhaupt noch am Leben waren. Auch wenn es offenkundige Unterschiede zwischen den Schraten hier und denen im Schattengebirge gab, konnte er nach diesen Erlebnissen seine alten Vorurteile nicht mehr aufrechterhalten.
Wie erwartet stieß ihnen auch in der zweiten Nacht nichts zu, und sie erwachten am nächsten Morgen erfrischt und ausgeruht. Schon lange hatte Warlon nicht mehr so gut geschlafen wie in den beiden Nächten in der Tiefenwelt der Weißberge.
Während sie aus den allmählich ziemlich kläglichen Resten, die von ihren Vorräten übrig geblieben waren, ein karges Frühstück zu sich nahmen, behauptete Torg, dass sie noch an diesem Tag die andere Seite des Gebirges erreichen würden.
Die Nachricht erfüllte Warlon mit zwiespältigen Gefühlen. Wenn sie den Berg verließen und Udan erreichten, hatten sie eine weitere Etappe auf ihrem Weg hinter sich gebracht und waren ihrem Ziel erneut näher gekommen. Nur noch Udan trennte sie dann davon, denn es ging im Norden in die unwirtlichen Einöden über, wo auch das verborgene Tal lag, in das sich die Elben zurückgezogen hatten, das goldene Tal, wie Malcorion es nannte.
Aber es bedeutete auch, dass sie wieder an die Oberfläche zurückkehren mussten. Obwohl sie während ihrer bisherigen Reise hauptsächlich schlechte und gefährliche Erfahrungen dort gesammelt hatten, hatte Warlon sich in den vergangenen Wochen daran zu gewöhnen begonnen, und sie erschien ihm weniger erschreckend und fremdartig als zu Beginn. Zudem behauptete Malcorion, dass Udan ein friedliches und nur dünn besiedeltes Land wäre, in dem sie wenige Gefahren zu erwarten hätten. Das alles änderte jedoch nichts daran, dass es eine Umgebung war, die einfach nicht dem natürlichen Lebensraum von Zwergen entsprach, und der Gedanke an eine Rückkehr dorthin erfüllte Warlon nicht gerade mit Vorfreude. Wenn er nur daran dachte, wieder den Unbilden eines ständig wechselnden Wetters und den ganzen Tag über der grellen Sonne ausgesetzt zu sein …
Zunächst jedoch änderte sich nichts an ihrer Umgebung. Weiterhin führte ihr Weg sie durch Höhlen, Grotten und Stollen, die nun meistens abschüssig verliefen.
Erst am späten Nachmittag erreichten sie eine Halle, in die durch mehrere Schächte Tageslicht hereinfiel, ein untrügliches Zeichen, dass sie sich der Flanke des Berges näherten. Außerdem wurde es wärmer, da zusammen mit dem Licht auch frische Luft durch die Schächte hereindrang, und hier schien die Außentemperatur längst nicht so kalt wie auf der anderen Seite des Gebirges zu sein.
Gut eineinhalb Stunden später wurde der Gang vor ihnen von etwas versperrt, durch das gedämpft Licht hereindrang. Erst als sie sich bis auf wenige Dutzend Schritte genähert hatten, erkannten sie, dass es sich um Pflanzen handelte. Torg schob die Ranken und Büsche zur Seite. Geblendet vom Sonnenlicht musste Warlon die Augen zukneifen.
»Hier Ausgang aus Berg an Oberfläche. Torg bringen euch wie versprochen auf andere Seite.«
»Dafür können wir dir gar nicht genug danken«, entgegnete Ailin. »Mögest du jederzeit genug Schmausmoos zum Essen finden, wenn du hungrig bist, und nie wieder in eine Falle der Ruul geraten.«
»Mensch und Zwerge helfen Torg, Torg helfen Mensch und Zwerge«, wiederholte der Schrat seine Worte vom Vortag, als wäre damit bereits alles gesagt. Und vermutlich empfand er es mit seinem einfachen Gemüt auch genauso. Bevor sie - immer noch von dem hereinfallenden Sonnenlicht geblendet - reagieren konnten, trat er ihnen allen schnell hintereinander noch einmal kräftig gegen das Schienbein und war im nächsten Moment verschwunden, ohne ihnen Gelegenheit zu geben, sich zu verabschieden.
Warlon trat als Erster durch das Gestrüpp ins Freie und blickte sich um. Da ihr Weg sie
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