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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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machen, sie hatten zuvor noch nie mit Schraten zu tun gehabt, aber Lokin hatte früher der Kriegerkaste angehört und sollte wissen, wie wenig man einem Schrat trauen durfte.
    »Auch schlafen«, forderte Torg ihn auf, als er zurückkam.
    »Sicher, das könnte dir so passen«, brummte Warlon. »Ein Schlaf, aus dem womöglich keiner von uns mehr aufwacht. Keine Chance, ich werde wachen.«
    »Hier nix Gefahr, ruhig schlafen können«, behauptete der Schrat. »Torg außerdem wachen.«
    Warlon antwortete nicht. Um sich von seiner Müdigkeit abzulenken, ließ er den Blick umherschweifen, erfreute sich an der Schönheit der Tropfsteine und bewunderte zahlreiche Details, die ihm zuvor noch nicht aufgefallen waren. Diese Höhle war mit Abstand der beeindruckendste Ort, den er im Inneren des Berges bislang gesehen hatte. Sie war es wert, auch von anderen Zwergen besucht zu werden, und er wünschte, dass sie im Schattengebirge statt hunderte Meilen entfernt in den Weißbergen läge.
    Noch während er diesen Gedanken dachte, schlief er ein und erwachte erst wieder, als er einen stechenden Schmerz im Schienbein verspürte. Mit einem Ruck fuhr er hoch und riss die Augen auf. Hastig zog er die Beine an, als er Torg direkt vor sich
erblickte, und entging so einem weiteren Tritt. Als er sich umsah, stellte er fest, dass Ailin, Lokin und Malcorion bereits wach waren. Schadenfroh grinste der Waldläufer ihn an.
    »Nun? Hast du auch aufmerksam über uns gewacht?«, spöttelte er.
    Statt einer Antwort warf Warlon ihm nur einen finsteren Blick zu. Es war ihm äußerst unangenehm und peinlich, dass er eingeschlafen war, nachdem er selbst darauf gedrängt hatte, eine Wache aufzustellen. Glücklicherweise hatte sich sein Misstrauen als unberechtigt erwiesen.
    »Gehen weiter?«, erkundigte sich Torg.
     
     
    Sie stärkten sich mit Käse, gedörrtem Fleisch und dem kristallklaren Wasser des Sees, ehe sie sich wieder auf den Weg machten.
    Unterbrochen nur von gelegentlichen kurzen Pausen setzten sie ihre Wanderung den ganzen Tag über fort, und Warlons erster Eindruck bestätigte sich. Außer vereinzelten Tropfsteinhöhlen ähnlich der, in der sie die Nacht verbracht hatten, gab es nichts Interessantes zu entdecken. Nirgendwo waren Hinweise auf irgendwelche Bodenschätze oder Erze zu finden, die die Weißberge für eine Besiedelung durch sein Volk auch nur im Mindesten lohnend gemacht hätten.
    Nach wie vor befand er sich natürlich um ein Vielfaches lieber hier als an der Oberfläche, und wenn er die Wahl gehabt hätte, hätte er am liebsten den gesamten restlichen Weg zu den Elben unter der Erde zurückgelegt, aber das änderte nichts daran, dass dieses Gebirge tot und leblos war.
    Die einzige Abwechslung verschaffte Torg ihnen mit seinen gelegentlichen Versuchen, sie zu kratzen, zu beißen, zu schlagen oder zu treten. Angesichts der sonstigen Monotonie war Warlon über diese Abwechslung beinahe froh, zumal sie alle inzwischen ein beträchtliches Geschick darin entwickelt hatten, den scherzhaften Attacken des Schrats auszuweichen.
    Ein paar Mal hatte Warlon sogar versucht, ihn in ein Gespräch
zu verwickeln, hatte diese Bemühungen aber bald wieder aufgegeben. Weder wusste der Schrat irgendetwas Interessantes zu erzählen noch interessierte er sich umgekehrt für irgendetwas, das außerhalb der Weißberge vorging, sondern nutzte Warlons Bemühungen nur aus, um ihn möglichst häufig zu schlagen oder zu treten.
    Die nächste Nacht verbrachten sie in einer kleinen Grotte. Selbst Warlons Misstrauen gegenüber dem Schrat war inzwischen so weit gesunken, dass er eine Wache für überflüssig hielt. Wenn Torg ihnen etwas antun wollte, dann hätte er bereits mehr als ausreichend Gelegenheit dafür gehabt.
    Es war seltsam - nachdem er sein ganzes bisheriges Leben in dem festen Glauben verbracht hatte, sämtliche Bewohner der Tiefenwelt außer den Zwergen wären verschlagen und hinterhältig - wofür er genügend Beispiele erlebt hatte - machte er nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen genau gegenteilige Erfahrungen. Da war zunächst Quarrolax gewesen, der Goblin, den er getroffen hatte, als er auf der Flucht vor den Dunkelelben das Tiefenmeer hatte überqueren müssen. Eingedenk schlechter Erfahrungen und der seit Jahrhunderten immer wieder stattfindenden Überfälle der Goblins hätte er Quarrolax und seine Begleiter ohne Skrupel zurückgelassen, aber Ailin hatte verlangt, sie auf dem Floß mitzunehnem, und Warlon hatte ihr nachgegeben.

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