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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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schlängelten sich über die Arkaden und Bogengänge.
    Am Grund des Tals, beiderseits des Flusses, erstreckten sich Gärten und Wiesen mit Bäumen darauf, so hoch und prachtvoll gewachsen, wie Warlon während der ganzen Reise keine gesehen hatte. Selbst die gewaltigen Bäume des Finsterwalds nahmen sich dagegen schäbig und unbedeutend aus.
    Und nicht eine der Pflanzen war grün. Nicht die Ranken, nicht die Büsche, die Blumen oder die Bäume. Alle schimmerten sie und reflektierten das Sonnenlicht, als bestünden sie aus purem Gold!
    Einen Moment lang glaubte Warlon tatsächlich, dass sie künstlichen Ursprungs wären, aber dann streckte er die Hand nach einer Ranke aus, die sich um das hölzerne, wie alles hier kunstvoll geschnitzte Geländer wand, das die Galerie begrenzte, und fühlte lebende, weiche Blätter. Er erinnerte sich wieder an das Narrengold in ihrem Gepäck und an das, was Malcorion ihnen über Elbenmagie erzählt hatte - dass sie allem einen täuschend echten goldenen Schein verleihen konnte.
    In der Ferne, fast am Ende des Tals, gab es große Kornfelder.
Ob sie ebenfalls den goldenen Glanz angenommen hatten oder die Ähren ihre natürliche Farbe besaßen, konnte er von hier aus nicht erkennen. Immerhin ernährten die Elben sich offenbar auf weit herkömmlichere Weise als ihre dunklen Brüder, die anderen ihre Lebenskraft raubten.
    Eine wunderbare Aura von Frieden und Zeitlosigkeit lag über allem.
    »Ist das nicht wunderschön?«, murmelte Ailin neben ihm.
    Warlon konnte nur stumm nicken. Er war zu sehr Zwerg, als dass er dem üppigen Pflanzenwuchs, der hier überall herrschte, normalerweise allzu viel hätte abgewinnen können. Durch ihren Goldschimmer jedoch, der sie aussehen ließ, als wären sie tatsächlich künstlich aus diesem von seinem Volk wesentlich höher geschätzten Edelmetall hergestellt worden, stieg ihre Schönheit in seinen Augen um ein Vielfaches.
    »Aber wie ist das möglich?«, presste er schließlich hervor. »Ich meine … die Sonne, der klare Himmel … Und es ist warm hier, dabei haben wir uns gestern noch inmitten von Schnee und Eis befunden.«
    »Schnee und Eis befinden sich auch immer noch außerhalb der Berge, die dieses Tal umschließen«, behauptete Malcorion. »Obwohl ich früher oft hier weilte, verstehe ich wenig von Elbenmagie, aber das sollte dir zeigen, wozu sie auch jetzt noch fähig sind. Jetzt solltest du etwas essen.«
    Er deutete auf einen Tisch, auf dem Körbe mit verschiedenen Obstsorten standen, sowie Platten mit Käse und frisch gebackenem Brot, außerdem Schälchen mit Honig und Mus. Die anderen hatten schon gegessen, wie ihre schmutzigen Teller zeigten, doch sahen sie Warlon zu, wie er sich mit Heißhunger über die wahrhaft köstlichen Speisen hermachte, bis er als Abschluss seines Mahls herzhaft rülpste, zum Zeichen, dass es ihm geschmeckt hatte.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Diese Elben verstehen zu leben, das muss man ihnen lassen.«

    »Das tun sie in der Tat«, bestätigte Malcorion. »Kommt, ich führe euch etwas herum.«
    Sie verließen die Galerie und stiegen über eine hölzerne Treppe zu einer der großen Plattformen zwischen den Häusern hinab. Auch hier wuchsen goldene Pflanzen. Eine Quelle sprudelte aus einem Loch in der Felswand. Das Wasser plätscherte in kleinen Kaskaden über einige Steine, floss dann zum Rand der Plattform und stürzte in einem winzigen Wasserfall in die Tiefe.
    Während ihrer Wanderung durch die seltsame Stadt trafen sie auf zahlreiche Elben, alle in helle, reich verzierte Gewänder gekleidet. Manche musterten sie mit unverhohlener Neugier, andere nahmen kaum Notiz von ihnen. Vielerorts wurde gesungen, manchmal fröhliche Weisen, manchmal schwermütige Lieder, fast wie Trauergesänge.
    Überhaupt war das ein Widerspruch, der sich überall zu finden schien. Viele Elben, obwohl längst erwachsen, alberten, lachten und spielten fast wie Kinder. Andere, und längst nicht nur die, denen man bereits ein hohes Alter ansah, wandelten wie traumverloren umher oder saßen auf den zahlreichen Bänken und starrten mit leerem Blick vor sich hin.
    »Thiawon, mein Freund!«, rief Malcorion plötzlich und eilte auf einen allein dasitzenden Elb zu. Dieser blickte auf, und für einen kurzen Moment glitt ein Lächeln über sein Gesicht, aber sofort wurde es wieder ernst.
    »Malcorion. Wie schön, dich wieder einmal zu sehen«, sagte er mit matter, fast teilnahmsloser Stimme, der keinerlei echte Freude anzumerken war. »Du bist

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