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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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wurden, während die dreizehn Prachtstühle noch leer waren. Er forderte sie auf, sich zu setzen, und nahm selbst etwas entfernt zwischen den versammelten Elben Platz, direkt neben Lhiuvan.
    Wie der Elb gesagt hatte, hatten sie in ihren Unterkünften Gewänder ähnlich denen vorgefunden, wie die Elben sie trugen, allerdings in ihrer Größe. Ein wenig kam sich Warlon darin vor wie in dem Nachthemd, in dem er am Morgen aufgewacht war, auch wenn dieser Eindruck durch einen breiten Gürtel etwas abgemildert wurde. Dennoch hatte er das Gewand angezogen und sich genau wie seine Gefährten mit einem feuchten Tuch sogar den gröbsten Schmutz aus dem Gesicht und von den Armen und Händen gewischt.
    Das leise Gemurmel der Zuschauer verstummte, als mehrere Glockenschläge ertönten. Eine Prozession von dreizehn Frauen näherte sich schweigend. Während die anderen sich setzten, blieb eine von ihnen vor dem mittleren Stuhl direkt am Stamm des Baumes stehen.
    »Noch nie zuvor hatten wir Zwerge hier im goldenen Tal als Gäste. Deshalb möchte ich Euch im Namen aller ganz besonders herzlich willkommen heißen. Man nennt mich Illurien von den Bäumen.«

    Warlon war so verblüfft, dass er sie sekundenlang nur anstarren konnte. Obwohl man den Elben ihr Alter nicht so deutlich ansehen konnte wie den Angehörigen der meisten anderen Völker, waren die anderen Frauen bereits recht betagt. Feine Fältchen zeigten sich in ihren Gesichtern, und ihr Haar hatte an Glanz verloren.
    Anders jedoch Illurien. Ihr Gesicht war makellos und glatt, ihre Haut schien genau wie ihr langes, goldenes Haar geradezu von innen heraus zu glänzen. Noch niemals zuvor hatte Warlon ein Wesen von solcher Lieblichkeit erblickt oder sich auch nur vorstellen können. Neben ihr verblassten nicht nur ihre Begleiterinnen, auch alle Menschen- und Zwergenfrauen, selbst Ailin, wirkten im Vergleich mit diesem Inbegriff von Weiblichkeit plump und ungeschlacht.
    Das sollte die Herrin Illurien sein, die Älteste und Weiseste der Elbenfrauen, wie Malcorion behauptet hatte?
    Aber dann blickte er ihr direkt in die Augen, und sie kamen ihm wie tiefe, dunkle Brunnen vor, in denen er zu versinken glaubte, angefüllt mit einem unglaublichen Reichtum an Wissen. Fremde Sterne, wie sie hier am Nachthimmel nicht zu finden waren, schienen als winzige Lichter an ihrem Grund zu funkeln.
    Umgekehrt hatte er das Gefühl, dass ihre Augen mühelos direkt in ihn hineinblicken würden, bis in die tiefsten Abgründe seiner Seele, und dort jeden seiner geheimsten Gedanken lesen könnten.
    Nur mit Mühe gelang es ihm, seinen Blick von diesen Augen abzuwenden und sich zu verbeugen.
    »Warlon aus dem Hause Korillan, Kampfführer der Kriegerkaste der ruhmreichen Hallen von Elan-Dhor, Euer untertänigster Diener. Und dies sind Ailin, Weihepriesterin der Li’thil, und Lokin, der ebenfalls der Kriegerkaste angehört.«
    Das stimmte zwar nicht ganz, da Lokin aufgrund falscher Anschuldigungen aus der Kaste ausgestoßen worden war, doch würde sich Warlon nach seiner Rückkehr dafür einsetzen, dass
dies rückgängig gemacht würde und er seinen alten Rang wieder erhielt.
    Auch seine Begleiter verneigten sich, dann setzte sich Illurien und forderte sie mit einer Geste auf, es ihr gleichzutun.
    »Ihr findet uns nicht gänzlich unvorbereitet, was Euren Besuch betrifft«, sagte sie. »Euer Kommen wurde uns bereits von unseren fernen Verwandten, den Nymphen oder Waldfeen, wie sie auch genannt werden, angekündigt. Sie berichteten auch, dass Euch ein dunkler Schatten gefolgt sei, von dem sie euch erlöst hätten. Ich gehe wohl nicht fehl, dass dieser Schatten ein Grund war, weshalb ihr diese lange Reise auf Euch genommen habt?«
    »Nein, Herrin«, erwiderte Warlon. Bereitwillig sprach er sie mit diesem Titel an, geschmeichelt, dass sie im Gegensatz zu Lhiuvan auch ihm gegenüber die ehrenvolle Anrede benutzte. »Wir sind gekommen, um Eure Hilfe zu erbitten gegen einen Feind, wie er schrecklicher nicht sein kann, der unsere Hallen und das Leben unseres Volkes bedroht.«
    »Dann berichtet uns von dieser Bedrohung, damit wir Euch vielleicht mit weisem Rat beistehen können.«
    Warlon schluckte. Weiser Rat war nun ganz gewiss nicht die Art von Hilfe, die er sich hier erhoffte, aber auf diesen Punkt würde er erst später zu sprechen kommen. Zunächst einmal berichtete er, was sich ereignet hatte, von der verhängnisvollen Expedition in die Tiefe, der Entdeckung der Goldader, und wie sie unerwartet einen Durchgang

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