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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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aus hellem Holz und wurde von mehreren Balken getragen. Schnitzereien bedeckten die Balken, die rankende Pflanzen darstellten und mit großer Kunstfertigkeit ausgeführt waren. So wie Zwerge bei der Gravur von Stein diesem nicht einfach eine fremde Form aufzwangen, sondern sein natürliches Wesen herauszuarbeiten
versuchten, so schienen auch die Ranken bereits im Holz der Balken geruht zu haben, und jemand hatte sie nur daraus befreit und alles weggeschnitten, was den Blick auf diese Form verstellt hatte.
    Warlon setzte sich auf und schaute sich genauer um. Der Raum wies große, bogenförmige Fenster auf, durch die er Berggipfel und darüber einen wolkenfreien blauen Himmel sehen konnte. Das Bett, in dem er lag, war ebenfalls mit Schnitzereien versehen, ebenso eine Truhe, die daneben stand, und ein Tisch mit drei Stühlen. Alles schien aus dem gleichen Holz gefertigt zu sein und war mit großer Kunstfertigkeit gedrechselt und verziert. Keine der Schnitzereien glich der anderen, obwohl sich viele irgendwie ähnlich sahen und fast alle Pflanzenmuster darstellten, hauptsächlich Blüten oder ganze Blumen.
    Ein Sinn für Schönheit sowie für künstlerisches und handwerkliches Können ließ sich den Elben ganz gewiss nicht absprechen. Ansonsten jedoch … Ihr Verhalten bei ihrem ersten Zusammentreffen bestätigte nicht nur das Bild, das Warlon von ihnen hatte, sondern übertraf es sogar - in negativer Hinsicht. Sie hatten sich bemüht, so höflich wie nur irgend möglich zu sein, doch dieser Lhiuvan hatte sie dermaßen herablassend behandelt, als sähe er in ihnen nur lästiges Geschmeiß. Eine solche Überheblichkeit hatte Warlon noch nie erlebt.
    Es lag Jahrtausende zurück, seit es die letzten Kontakte zwischen Zwergen und Elben gegeben hatte. Damals waren die Zwerge selbst noch ein wesentlich wilderes Volk als heute gewesen, und aus dieser Zeit stammte auch noch ihr Bild von den Elben als ein Volk, das sich allen anderen überlegen dünkte. Warlon hatte gehofft, dass sich dies als falsch herausstellen würde, dass auch die Elben sich geändert hätten, doch schien das ganz und gar nicht der Fall zu sein.
    Und er war hier, um ausgerechnet sie um Hilfe anzuflehen - von ihnen hing möglicherweise der Fortbestand Elan-Dhors und seines ganzen Volkes ab. Tausendmal lieber würde er Lhiuvan
in den edlen Hintern treten, ihm wünschen, der Schnee dieser eisigen Wüste möge ihn und den Rest des Elbengesindels für alle Zeiten verschlingen, und auf der Stelle wieder von hier verschwinden.
    Nur seinem Volk zuliebe war er bereit, seinen eigenen Stolz für einige Zeit zu unterdrücken und die Demütigung hinzunehmen.
    Er schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Erst jetzt merkte er, dass er lediglich ein bis zu den Knien reichendes Hemd trug. Seine Sachen lagen ordentlich auf der Truhe neben dem Bett. Auf dem Tisch fanden sich mehrere Tücher, außerdem stand dort eine Schüssel mit Wasser, die er jedoch ignorierte. Stattdessen kleidete er sich rasch an und war gerade damit fertig, als an die Tür des Zimmers geklopft wurde und Malcorion eintrat.
    »Auch endlich wach? Ailin und Lokin sind schon seit einer halben Stunde auf. Wie fühlst du dich?«
    »Gut«, behauptete Warlon, was der Wahrheit entsprach. Er fühlte sich frisch und ausgeruht wie seit Wochen nicht mehr. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Die ganze Nacht hindurch. Bei Sonnenaufgang haben wir das Tal erreicht, das ist jetzt zwei Stunden her. Zur Mittagsstunde wird uns eine Audienz vor dem Elbenrat und der Herrin Illurien gewährt. Dort kannst du dein Anliegen vortragen.«
    »Der Herrin Illurien? Wer ist sie? Die Herrscherin der Elben? Ihre Königin?«
    »Keine Herrscherin und auch keine Königin wie bei den Menschen oder den Zwergen. Solche Titel kennt man bei den Elben nicht, und sie würden es auch niemals dulden, dass ein Einzelner ihnen vorschreibt, was sie zu tun haben. Illurien ist die Weiseste und Älteste unter ihnen. Sie hat ihr Volk einst in dieses Tal geführt. Ihr Wort besitzt Gewicht, aber sie kann keine Beschlüsse gegen den Willen der anderen fassen. Trotzdem - wenn du sie überzeugen kannst, dann hast du schon viel gewonnen.«
    »Wenn«, murmelte Warlon. »Glaubst du daran? Allmählich
denke ich, dass wir uns den Weg hätten sparen können. Von denen werden wir nie Hilfe erhalten. Über das Wiedersehen mit dir schienen sie sich ja zu freuen, aber wenn du nicht bei uns gewesen wärst, hätten sie uns wahrscheinlich sofort wieder

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