Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
stapfte davon, um an einem anderen Stand sein Glück zu versuchen. Unter den Umstehenden kam unwilliges Gemurmel auf, das allerdings nicht dem ausfallenden Verhalten des Bäckers, sondern der Entscheidung des Händlers galt, wie Thilus erkannte.

    »Verdammtes Zwergenpack, wir wollen euch hier nicht!«, rief jemand. »Schert euch in eure Höhlen zurück, aus denen ihr gekrochen seid!«
    Thilus machte einen Schritt auf den Krakeeler zu, einen stämmigen, jungen Mann mit rötlichen Haaren und einem aufgedunsenen Gesicht, doch ein scharfer Zuruf Tharlias ließ ihn innehalten.
    »Nicht, bleibt zurück!«, befahl sie und reichte dem Händler sein Geld. »Wir sind nicht hier, um Ärger zu verursachen.«
    »Den verursacht ihr schon durch eure bloße Anwesenheit«, rief einer der Einwohner. »Seit ihr an die Oberfläche gekommen seid, kauft ihr den halben Markt leer und verderbt sämtliche Preise!«
    Späte Ironie des Schicksals, dachte Thilus. Früher hatten die Bewohner Clairborns den hier rastenden Handelskarawanen möglichst viele für Elan-Dhor bestimmte Waren abzuschwatzen versucht und sie damit erheblich verteuert. Jetzt aber fluchten sie darüber, dass das Volk der Zwerge dringend benötigte Lebensmittel einkaufte und damit angeblich die Preise verdarb.
    Zwar waren bei der Evakuierung alle gelagerten Lebensmittel mitgenommen worden, doch ohne ständigen Nachschub würden diese nicht lange halten. Obwohl alle hofften, dass ihr Exil nicht von Dauer sein würde, hatte Tharlia in weiser Voraussicht gleich beim Aufbau der neuen Siedlung an der Oberfläche Felder anlegen und bestellen lassen, doch bis zur ersten Ernte würde es noch einige Zeit dauern. Zeit, während der sie zum Überleben auf Zukäufe angewiesen sein würden.
    Irgendetwas flog aus der Menge, die sich mittlerweile gebildet hatte, heran.
    »Vorsicht, Majestät!«, rief Thilus, aber Tharlia hatte die Gefahr bereits aus den Augenwinkeln bemerkt. Geschickt wich sie dem auf sie gezielten Wurfgeschoss aus, das sich glücklicherweise nur als ein Ei entpuppte. Es zerplatzte an einem Pfosten vom Stand des Mehlhändlers.

    »Nichts passiert«, sagte sie rasch und bedeutete Thilus mit einem scharfen Blick, sich auch weiterhin zurückzuhalten.
    Er biss in ohnmächtiger Wut die Zähne zusammen, krampfte die gesunde Hand um den Griff seines Schwertes und sog scharf die Luft ein. Die Königin eines fremden Volkes tätlich anzugreifen, wenn auch nur durch den Wurf eines Eis, stellte mehr als nur ein ungebührliches Verhalten dar. Es war eine Beleidigung, die unter anderen Umständen oder bei einem weniger besonnenen Herrscher schreckliche Folgen nach sich ziehen könnte. Verheerende Kriege waren schon aus weit geringeren Anlässen geführt worden.
    Das jedoch schien keinem der Anwesenden auch nur im Entferntesten bewusst zu sein. Oder sie waren so dumm und ignorant, dass es ihnen egal war.
    »Verschwindet!«, rief jemand.
    »Raus aus unserer Stadt!«, keifte ein anderer, und ein weiterer brüllte sogar: »Verjagt das Pack von hier!«
    Die Lage wurde mit jedem Moment brenzliger. Sicherlich handelte es sich nur um ein paar Störenfriede, die spontan versuchten, die Menge aufzustacheln, während die Mehrheit nur aus friedlichen Schaulustigen bestand, aber wenn es zu Ausschreitungen kam, würden sich vielleicht auch einige der Gaffer mitreißen lassen. Thilus hoffte, dass sich wenigstens ein oder zwei Menschen gegen die Aufwiegler stellen und sie zurechtweisen würden, doch er hoffte vergebens. Entweder traute sich niemand, oder die Abneigung gegenüber Zwergen schien noch weitaus größer zu sein, als er es sich auch nur im Entferntesten vorgestellt hatte.
    Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen.
    Sicher, das einst so gute Verhältnis war schon seit langer Zeit abgekühlt und längst nicht mehr so innig wie früher. Es hatte vor allem in den vergangenen Jahrzehnten nur noch wenige Kontakte gegeben, doch waren diese stets freundlich verlaufen. Auch bei den bisherigen Marktbesuchen hatte es keine solchen Feindseligkeiten gegeben. Für diesen extremen Stimmungsumschwung
binnen weniger Wochen musste es andere Gründe geben als nur die Einkäufe, die sie tätigten, und mit denen sie die Preise geringfügig nach oben trieben. Zum Ausgleich kamen mittlerweile auch deutlich mehr Händler zum Markt und brachten größere Mengen an Waren mit, seit sich die Nachricht vom großen Bedarf der Zwerge herumgesprochen hatte.
    Dabei gehörte schon eine gewaltige Portion

Weitere Kostenlose Bücher